Massives Plus Umstellung bei Abgastests sorgt für Neuwagen-Boom
Die Einführung des neuen Abgas-Messverfahrens hat die Autoverkäufe in Deutschland auf einen Rekordwert getrieben. Der Grund: Mit dem neuen Standard zur Verbrauchsmessung erhöht sich ab September die Kfz-Steuer. Zudem könnte es knapp werden mit den Autos.
Aus NEFZ wird WLTP – das 26 Jahre alte Messverfahren hat ausgedient. Hintergrund der Umstellung sind realistischere Angaben zum Verbrauch der Autos. Kleiner Nebeneffekt: Mit der Einführung des neuen WLTP-Standards wird die Kfz-Steuer für fast alle Neukäufe teurer. Auch könnten Lieferengpässe aufgrund des neuen Testverfahrens die Auslieferung von Autos verzögern.
Erstmals wurde in einem August die Marke von 300.000 Pkw-Neuzulassungen überschritten. Die Zahl der Neuzulassungen stieg im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 24,7 Prozent auf 316.405, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilt. In den ersten acht Monaten waren es 2,47 Millionen, ein Plus von 6,4 Prozent.
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Gewerbliche Zulassungen legten knapp 38 Prozent zu
Seit 1. September dürfen in der EU nur noch Autos neu zugelassen werden, die den Prüfstandard WLTP ("Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure") durchlaufen haben. Den Herstellern gelang es aber nicht, in der gesetzten Frist für alle aktuellen Modelle die gründlicheren und längeren Tests abzuschließen.
Den KBA-Zahlen zufolge wurden im August gut zwei Drittel (67,4 Prozent) der Neuwagen gewerblich zugelassen und knapp ein Drittel (32,6 Prozent) privat. Dabei stiegen die gewerblichen Anmeldungen um enorme 37,8 Prozent, die privaten Zulassungen legten um 4,3 Prozent zu.
Dafür stehen die Kürzel
NEFZ: Neuer Europäischer Fahrzyklus
WLTP: Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure (Weltweit einheitliches Leichtfahrzeug-Testverfahren)
Produktion brach um über 31 Prozent ein
Bei der Produktion im Inland und beim Export gab es als Folge der neuen Typzulassung nach dem WLTP-Standard einen gegenläufigen Effekt. Wegen teils fehlender Genehmigungen drosselten die Fabriken im August die Fertigung für die Autos, die in den Folgemonaten ausgeliefert werden sollen. Die Produktion brach nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) um 31 Prozent auf 310.400 Personenwagen ein. Bei den Ausfuhren betrug das Minus verglichen mit August 2017 sogar 34 Prozent auf eine Stückzahl von 234.000 Fahrzeugen.
Der VDA erwartet, dass sich die Entwicklung bei Neuzulassungen und Produktion innerhalb weniger Monate wieder normalisieren wird. "Fürs Gesamtjahr 2018 halten wir an unserer Prognose von 3,5 Millionen Neuzulassungen fest", stellte VDA-Präsident Bernhard Mattes klar. Das entspräche einem Plus von einem Prozent. Der Diesel-Anteil fiel nicht weiter, sondern stabilisierte sich bei 32,6 Prozent. Produktion und Export liegen nach acht Monaten jeweils sechs Prozent unter Vorjahresniveau.
Porsche und VW stark, Mercedes schwächelt
Zwei deutsche Marken, Mercedes (minus 10,9 Prozent) und Opel (minus 5,2 Prozent), mussten trotz des sehr günstigen Gesamtmarkts Rückgänge hinnehmen. Anteilig legten nach der Übersicht des KBA am stärksten Porsche (plus 60,8 Prozent), VW (plus 46,2 Prozent) und Audi (plus 45,3 Prozent) zu. Im Privatmarkt seien ausländische Marken mit einem Anteil von 46,3 Prozent überdurchschnittlich erfolgreich gewesen, merkte der Importeurverband VDIK an.
- dpa-AFX