Volkswagen in Wien Ist der VW-Konzern auf dem richtigen Kurs?
Das 38. Internationale Wiener Motorensymposium stand unter dem Motto: "Mit Zuversicht in die Zukunft". Grundtenor der Veranstaltung war, dass der Verbrennungsmotor noch lange nicht zum "alten Eisen" gehöre.
Neben dem Zulieferer Mahle und dem Hybrid-Pionier Toyota war Volkswagen der prominenteste Teilnehmer der Messe. Während zunächst Motorenchef Friedrich Eichler das Wort ergriff, sprach auch Vorstandsvorsitzender Matthias Müller über die VW-Pläne.
VW: Neun Milliarden Euro für alternative Antriebe
Im Vergleich zu den vergangen fünf Jahren verdreifacht Volkswagen den Etat für die Entwicklung von Elektro- und Hybridantriebe in den nächsten fünf Jahren und will neun Milliarden Euro investieren. Was nach einem Ausrufezeichen für die Zukunft klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als eher vorsichtiges Herantasten an die E-Mobilität.
VW: Zehn Milliarden Euro für Diesel und Benziner
Denn im gleichen Zeitraum möchte der Konzern zehn Milliarden Euro für die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren bereitstellen. Matthias Müller begründet das Vorgehen folgendermaßen: "Wir gehen davon aus, dass auch im Jahr 2025 noch drei von vier Neuwagen mit Benzin oder Diesel angetrieben sein werden." Die Zukunft sei zwar elektrisch, doch "die Elektromobilität fristet nach wie vor ein Nischendasein".
Abgas-Skandal: 20 Milliarden US-Dollar allein in den USA
Müller verteidigte zudem den wegen der Umweltbelastung stark kritisierten Selbstzünder: "Der Diesel bietet auch 124 Jahre nach seiner Erfindung große Effizienzpotentiale." Doch allein in den USA hat sich der Konzern bereits mit Behörden, Bundesstaaten und Händlern auf Entschädigungszahlungen in Höhe von fast 20 Milliarden US-Dollar geeinigt.
Forsa-Umfrage: Diesel-Nachfrage geht weiter zurück
Währenddessen ergab eine jüngst von der Targobank beauftragte und von Forsa durchgeführte Umfrage, dass nur noch zwei von fünf Diesel-Fahrern erneut den Kauf eines Selbstzünders planen. Der Rest will wechseln oder ist unsicher. Fast jeder dritte Dieselfahrer kündigte bei der Forsa-Befragung an, er werde beim nächsten Mal voraussichtlich einen Benziner kaufen.
Reine Elektroautos werden dagegen bislang kaum als Alternative in Betracht gezogen – nicht zuletzt wegen der geringen Reichweite und der hohen Kosten. Genau hier sollte VW mit größtmöglichem Hebel ansetzen: Reichweiten durch Forschung erhöhen und Kosten durch Maximierung der Stückzahlen reduzieren.
Das Rennen um die Mobilität der Zukunft läuft längst
Mittlerweile werden in China nicht nur die meisten Elektroautos gebaut, sondern auch verkauft. Im vergangenen Jahr seien weltweit 873.000 Elektroautos und Plug-In Hybride weltweit verkauft worden, davon allein 507.000 Stück in China.
Auch die US-Amerikaner sind weiter: Während der E-Pionier Tesla seine Verluste bislang von Jahr zu Jahr lediglich reduzieren konnte, blicken die Kalifornier in eine elektrisierende Zukunft. Das erschwingliche Model 3 steht bereits in den Startlöchern. Selbst die Börsianer goutieren dieses Geschäftsmodell und bewerten das Start-up höher als Ford, GM und Co.
General Motors steuert gegen und steckt sich neue Ziele. GM-Manager Mark Reuss: "Wir werden das erste Unternehmen sein, das mit Profit Elektroautos verkauft, die Menschen sich leisten können.".
Reuss zufolge arbeiten Ingenieure von GM daran, das Gewicht von Batterien zu reduzieren und die Effizienz zu steigern, da sich ein leichteres Auto mit weniger Energie bewegen lasse. "Das ist das Mantra bei der Produktentwicklung. Daran arbeiten alle unsere Ingenieure."
Es wird also höchst spannend, wer die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt hat und in Zukunft attraktive Produkte im Portfolio führen wird. Volkswagen investiert wahrlich viel in die Elektrifizierung des Antriebs, doch ob dies zur Fortführung der bisherigen und momentanen Marktmacht reichen wird, ist fraglich.