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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Der "Sport Leicht" kehrt zurück
Ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis Mercedes wieder einen neuen SL-Roadster auf den Markt bringt. SL stand bei Mercedes einmal für "Sport Leicht". Die Neuauflage erinnert daran. Sie ist nun fast vollständig aus Aluminium und bis zu 140 Kilo leichter, aber gewohnt elegant. Werfen Sie in unserer Foto-Show einen Blick auf .
Die Wartezeit hat Tradition. Kaum ein anderes Auto wird so selten erneuert wie der Mercedes SL. Zehn Jahre und einen Monat wurde der Vorgänger gebaut, jetzt rollt er aufs Altenteil - wo schon berühmte Vorfahren auf ihn warten. Die meisten davon sind heute noch irgendwo auf der Welt als begehrte Oldtimer unterwegs. Hoch gehandelt. Heiß geliebt. Und jetzt also wieder mal ein neuer SL Roadster.
Leichter als Vorgänger
Endlich, werden die Kritiker der vor ein paar Wochen in Rente geschickten Modellgeneration sagen. Galt die doch schon bei ihrem Erscheinen eher als Schönling denn als Sportwagen. Der Neue allerdings mutiert wieder zum lupenreinen Spaßgerät. Vor allem aber löst er das Versprechen ein, dass in seinem berühmten Kürzel versteckt ist: "S" steht für Sport, das "L" für leicht. >>
Zum ersten Mal nämlich ist der Zweisitzer fast vollständig aus Aluminium, hat dadurch je nach Version bis zu 140 Kilo abgespeckt.
Bessere Fahrdynamik
"Das hat den Effekt, als würde ein Beifahrer der Schwergewichtsklasse einfach aussteigen. Der Gewichtsverlust ist bei der Fahrdynamik ebenso erlebbar wie beim Verbrauch", sagt Thomas Rudlaff, der für den Rohbau des SL zuständig ist.
Von außen ist das natürlich nicht zu erkennen. Hier steht einfach ein zwar elegantes, aber dennoch markant-muskulöses Cabrio, das ganz bewusst an den SLS der hauseigenen Edelschmiede AMG erinnert. Der dominante Stern schwebt nicht mehr im Kühlergrill, sondern wird optisch durch einen Mittelsteg aus Chrom gehalten. Die rechteckigen Scheinwerfer sind weit an den Rand gerückt und leicht angeschrägt. Ein Effekt, der durch das serienmäßige LED-Tagfahrlicht noch verstärkt wird. >>
SL-typisch ist die lange Motorhaube, die die Fahrerkabine nach hinten rücken lässt. Und natürlich hat auch der neue SL die unverzichtbaren Lufteinlässe an den Flanken, die jetzt aber in Karosseriefalze eingebettet sind. Keine große Überraschung indes am Heck - es wurde weitgehend vom Vorgänger übernommen.
Drei verschiedene Dach-Varianten
Verfeinert haben die Mercedes-Ingenieure das elektrische Klappdach, das jetzt in weniger als 20 Sekunden öffnet oder schließt. Ein Ampelstopp reicht. Künftige SL-Käufer können sich zwischen einem lackierten Dach, einem aus Glas oder dem aus dem SLK bekannten Magic-Sky-Control entscheiden. Letzteres lässt sich per Knopfdruck hell oder dunkel schalten.
Im Motorraum gibt es ebenfalls Wahlfreiheit: Im "kleinen" SL 350 arbeitet ein neu entwickelter Sechszylinder mit 306 PS. Er soll mit 6,8 Litern auf 100 Kilometer auskommen und ist damit um gut 30 Prozent sparsamer als der Vorgänger. Start-Stopp-System und Siebengang-Automatik sind Serie. Das V8-Triebwerk im 500 SL hat 0,8 Liter weniger Hubraum als sein Vorgängeraggregat, aber dennoch mit 435 PS eine höhere Leistung. Dazu einen um 22 Prozent geringeren Verbrauch und eine auf 700 Newtonmeter gesteigerte Durchzugskraft. Beide SL-Varianten sind auf 250 km/h begrenzt.
Edler Innenraum
Auch der Innenraum wurde komplett erneuert. Da der Zweisitzer um fünf Zentimeter länger und sogar um 5,7 Zentimeter breiter wurde, gibt es jetzt mehr Raum für Schulter und Ellbogen. Das Ambiente ist wie gewohnt elegant, protzt mit edlen Materialien wie Leder, Holz oder Aluminium. Die beiden großen Rundinstrumente sind weiß unterlegt. In der breiten Mittelkonsole sind wie bei anderen Mercedes-Typen der - allerdings recht kurze - Wählhebel der Automatik und der Drehschalter für Navigation oder den Internetzugang. Von wegen also in einem Sportwagen ginge es doch nur um das Fahren. >>
Ein neues Scheibenwischer-System erlebt im SL seine Weltpremiere. Die Düsen für das Waschwasser sind im beheizten Wischerblatt untergebracht, sprühen es so immer direkt vor die Gummilippe. Die Reinigungswirkung, so Mercedes, liegt deutlich über den herkömmlichen Scheibenwischern. "Magic Vision" heißt die Anlage auf Englisch.
Kofferraum per Fuß öffnen
Bestellbar sind jetzt auch für den SL viele Assistenzsysteme wie zum Beispiel Abstandsradar. Erstmals kann ein SL-Lenker zudem das Einparken dem Computer überlassen. Und er kann der Kofferraumklappe per Fußwedeln den Befehl zum Öffnen und Schließen geben.
Bei den Preisen ist der SL seiner Tradition treu geblieben. Der neue SL 350 kostet mit 93.534 Euro um 4.284 Euro mehr als der Vorgänger. Um den gleichen Betrag stieg der Preis für den SL 500, für den Mercedes jetzt 117.096 Euro berechnet. Bei diesen Kursen wird sich der Ansturm auf die Händler vielleicht in Grenzen halten - auch wenn der Verkauf des ab Frühjahr lieferbaren Sportwagens schon gestern begonnen hat.
In unserer Foto-Show zeigen wir verschiedene SL-Modelle der letzten Jahrzehnte.