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Hohe Preise fürs öffentliche Laden von E-Autos: Anbieter kritisiert Monopol


Durchleitungsmodell als Lösung?
Hohe Ladepreise für E-Autos: Anbieter fordert radikale Änderung

Von t-online, ccn

17.02.2025Lesedauer: 3 Min.
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Ladesäule (Symbolbild): Viele der öffentlichen Ladepunkte werden von lokalen Stromanbietern errichtet – ohne große Konkurrenz. (Quelle: IMAGO/Ayman Alahmed/imago)
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Hohe Ladepreise für E-Autos an öffentlichen Ladestationen erregen Unmut. Ein Anbieter kritisiert die Monopolstrukturen und fordert ein neues Modell.

Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte für E-Autos ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Im November 2024 waren laut Bundesregierung rund 140.000 öffentlich zugängliche E-Ladepunkte in Betrieb. Die Zahl der Schnelllader ist innerhalb der vergangenen zwei Jahre um 240 Prozent auf knapp 20.000 gestiegen.

Doch der Markt für das öffentliche Laden an Normalladesäulen mit eher geringer Ladeleistung wird weiterhin von lokalen Anbietern dominiert – das führe zu monopolartigen Strukturen und hohen Preisen, kritisiert die Monopolanalyse des Stromanbieters Lichtblick: Demnach beträgt der durchschnittliche Marktanteil der jeweils größten Betreiber 74 Prozent. In einigen Städten wie Wiesbaden, Hannover und Köln haben diese Anbieter ihren Anteil im vergangenen Jahr sogar weiter ausgebaut.

Aus Sicht von Lichtblick behindern die Strukturen den Wettbewerb. "Noch immer können sich lokale Monopolisten hohe Marktanteile in ihrer Region sichern. Zudem wird systematisch verhindert, dass auf dem nachgelagerten Fahrstrommarkt Wettbewerb entsteht. Das zeigt sich auch an den überhöhten Preisen beim Laden an öffentlichen Säulen", erklärt Markus Adam, Chefjurist des Unternehmens.

Aufgrund längerer Standzeiten beim Laden an AC-Ladesäulen entsteht durch die Flächenknappheit – anders als beim Tanken mit deutlichen kürzeren Standzeiten – eine echte Monopolsituation, argumentiert der Stromanbieter: Ladewillige E-Auto-Besitzer können nicht auf andere Ladesäulen ausweichen, weil diese entweder zu weit entfernt oder belegt sind. Dieses Dilemma ließe sich theoretisch nur durch einen Zubau von mehreren, unterschiedlichen Ladesäulen pro Parkplatz lösen – doch realistisch ist das aufgrund hoher Kosten nicht.

Wettbewerbsprobleme durch marktbeherrschende Stellung

Nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) reicht bereits ein Marktanteil von 40 Prozent aus, um eine marktbeherrschende Stellung zu vermuten. Mit 74 Prozent im Schnitt könnten die lokalen Betreiber diese Schwelle deutlich übertreten. Lichtblick kritisiert zudem, dass Drittanbieter, die eigene Fahrstromtarife anbieten wollen, stark benachteiligt werden. So verlangen viele lokale Betreiber von Drittanbietern bis zu 88 Prozent höhere Nutzungsentgelte, sogenannte Roaminggebühren, als von ihren eigenen Kundinnen und Kunden.

Lediglich Hamburg stelle eine Ausnahme dar: Hier gewähre der führende Ladesäulenbetreiber allen Wettbewerbern einen diskriminierungsfreien Zugang zur Ladeinfrastruktur. "In Hamburg entsteht keine Preisdiskriminierung gegenüber neuen oder kleineren Wettbewerbern", heißt es in der Analyse.

 
 
 
 
 
 
 

Durchleitungsmodell als Alternative?

Um den Wettbewerb zu stärken, fordert Lichtblick die flächendeckende Einführung des sogenannten Durchleitungsmodells. Dabei könnten unabhängige Energieversorger – also auch Lichtblick – ihren Strom an öffentlichen Ladesäulen einspeisen, während die Betreiber eine festgelegte Nutzungsgebühr für Installation, Betrieb und Wartung der Säulen erhalten. Die E-Auto-Fahrer würden den Strom also direkt bei ihrem Anbieter bezahlen und den vorher vereinbarten Preis entrichten, während die Säule an sich nur ein Vehikel zum Laden ist. Ein solches Modell existiert bereits im Lkw-Sektor und könnte nun auch auf den Pkw-Bereich ausgeweitet werden.

Doch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat laut "Spiegel" Bedenken und befürchtet zumindest im Fall der Lkw-Infrastruktur, "dass nicht unmittelbar reibungslos funktionierende Abrechnungsmodelle eingesetzt werden". Das neue Angebot werde die Inbetriebnahme verzögern. Auch sei nicht ausgemacht, dass die Methode "zu günstigeren Ladestrompreisen" führen würde – obwohl es mittlerweile einen ersten Testlauf zusammen mit dem Netzbetreiber 50Hertz und Lichtblick gibt.

Deshalb ist man auch bei Lichtblick wenig optimistisch, dass sich am jetzigen Zustand so schnell etwas ändern wird. "Auch in Zukunft wird sich kein Wettbewerb bei der Errichtung und dem Betrieb von öffentlichen Ladesäulen einstellen. Die Preise an den öffentlichen Ladepunkten könnten langfristig hoch bleiben", sagt Adam. Die niedersächsische Landesregierung habe bereits eine Bundesratsinitiative zur Prüfung des Modells eingereicht.

Die Lichtblick-Analyse basiert auf Daten der Bundesnetzagentur vom 1. September 2024 und umfasst ausschließlich öffentliche, gebührenpflichtige Normalladesäulen.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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