Limitiertes Finale Maserati verabschiedet sich vom Achtzylinder
Ciao, V8: Maserati mustert die großen Benziner aus und wendet sich langsam, aber sicher einer elektrischen Zukunft zu.
Maserati verabschiedet sich vom Achtzylindermotor. Seit 2001 lieferte Ferrari diverse Modelle des V8, die Maserati in Modena und im Werk Mirafiori einbaute. Zum Jahresende 2023 ist nun Schluss. Zuletzt liefen Quattroporte, Ghibli und Levante mit dem zwischen 572 und 580 PS starken Ferrari-Motor vom Band.
Für Enthusiasten mag der direkt einspritzende Twin-Turbo-Motor mit 3,8 Litern Hubraum und dem legendär bellenden Sound noch immer seinen Reiz haben. Doch mit dem Nettuno genannten V6 hat Maserati seit Kurzem ein selbst entwickeltes und mit 490 bis 550 PS leistungsmäßig mehr als konkurrenzfähiges Power-Aggregat im Programm. Vor allem aber erfüllt der Maserati-Motor alle Abgasnormen und ist sparsamer.
Ende des V8: Das steckt dahinter
In vielen Ländern erschweren strenge CO2-Vorgaben den Verkauf von großen V8. So müssen im US-Bundesstaat Kalifornien, einem für die Italiener wichtigen Absatzmarkt, bis 2026 ein Drittel aller neu zugelassenen Pkw emissionsfrei sein. Wer sich ein Auto mit hohem Verbrauch leisten will – der Maserati Quattroporte V8 verbraucht nach WLTP 12,5 Liter und stößt rund 300 Gramm CO2 aus – muss eine teure Verbrauchssteuer bezahlen. In Frankreich verlangt der Fiskus für Autos über 193 Gramm CO2 60.000 Euro Zulassungssteuer. Andere europäische Länder in Europa dürften in absehbarer Zeit mit Strafsteuern nachziehen.
Ende einer 60-jährigen Ära
Bei Maserati geht mit dem Abschied vom V8 eine über 60-jährige Ära zu Ende. 1959 wurde im 5000 GT der erste Achtzylindermotor eingesetzt, als sündhaft teure Sonderanfertigung für Schah Reza Pahlawi von Iran. Das 340 PS starke Aggregat sorgte für Furore und weckte Begehrlichkeiten bei der High Society in der ganzen Welt, sodass Maserati gleich eine kleine Sonderserie des 5000 GT auflegte. Bis heute verkauften die Italiener 100.000 Sportwagen mit V8-Antrieb.
Zwei Sondereditionen zum Abschied
Ganz vorüber ist der Zeit des Big Blocks jedoch auch 2024 nicht. Maserati schenkte den Fans der Marke zum Abschied zwei letzte Sondereditionen von Ghibli und Levante. Der bezeichnenderweise in "Persisch Blau" lackierte Ghibli 334 Ultima schlägt zumindest farblich die Brücke zum Schah-Coupé. 334 steht für die Höchstgeschwindigkeit der weltweit schnellsten Serien-Limousine. 103 Stück wurden gebaut, genauso viele wie seinerzeit vom 5000 GT. Die schlechte Nachricht für mögliche Interessenten: Alle 103 Ghibli 334 sind längst verkauft. Wer das Glück hatte, noch eine der 190.000 Euro teuren Sportlimousinen zu erstehen, darf auf einen schnellen Wertzuwachs hoffen.
Etwas mehr Glück könnte man beim Levante haben, einen letzten Dreizack mit Achtzylinder zu bekommen. Auch der seit 2016 als Konkurrent zu Bentley Bentayga oder Lamborghini Urus gebaute SUV wurde in einer letzten V8-Version aufgelegt, bevor er einen vollelektrischen Nachfolger bekommt. Wie der Ghibli ist der Levante Ultima V8 Royal Blu auf 103 Stück limitiert. Sein auf die Kotflügel gemaltes rotes V8 Ultima-Logo auf dem Kotflügel spiegelt den Farbton des Dreizacks auf der glänzend schwarzen Mittelkonsole wider. 22-Zoll-Räder sowie ein Carbon-Kit samt Stoßfängern und Seitenschweller mit Kohlefasereinsätzen gehören zur Serienausstattung des 200.000-Euro-SUV.
Neuer GT steht in den Startlöchern
Angesichts des V8-Abschieds herrscht ein wenig Wehmut bei den Ingenieuren in Modena. Andererseits weht auch ein frischer Wind durch die Werkhallen. Denn im Frühjahr steht die offizielle Premiere des Folgore an, der vollelektrischen Version des GranTurismo mit drei je 300 kW starken E-Motoren. Im Cruise-Modus übernimmt der Frontmotor, beim Beschleunigen kann die maximale Systemleistung von 560 kW/760 PS und das volle Drehmoment von 1.350 Nm komplett an die hinteren Räder geleitet werden.
Die Zellen des 92 kWh großen Akku konzentrieren sich entlang der Mittelachse des Sportwagens und türmen sich an der Front zu einem Block auf. Die ungewöhnliche Form resultiert aus der Vorgabe, dass die Passagiere des Folgore ebenso niedrig sitzen sollen wie im GT mit Verbrenner. Die Option, die Batterie wie üblich im Boden unter den Sitzen zu platzieren, entfiel damit. Dank 800-Volt-Technik soll der Folgore Strom mit bis zu 350 kW zapfen und seinen Akku von 20 auf 80 Prozent in 16 Minuten füllen. Das entspräche einer durchschnittlichen Ladeleistung von rund 210 kW.
450 Kilometer soll der Folgore mit einer Ladung kommen. Viel mehr würde beispielsweise ein Ghibli mit V8 unter der Haube auch nicht schaffen. Für den einen oder anderen Maseratisti mag der Abschied vom Achtzylinder schmerzhaft sein, die meisten aber werden ihn verschmerzen.
- Nachrichtenagentur SP-X