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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Autoexperte erklärt Tesla bei Zulassungen vorn: Ist das eine Zeitenwende?
Das elektrische Tesla Model Y hat den VW Golf bei den meistverkauften Autos überholt. Warum das so ist und warum deutsche Hersteller unter Zugzwang sind.
Fast 10.000 Neuzulassungen in einem Monat: Das Model Y ist für Tesla eine Erfolgsgeschichte. In Deutschland hat das Elektro-SUV sogar den erfolgsverwöhnten VW Golf vom Thron des meistverkauften Autos gestoßen. "Die Welt ändert sich rasant. Etablierte Akteure laufen Gefahr, ihre etablierte Position im Zuge einer Neuordnung nicht halten zu können", sagt Professor Stefan Bratzel, Gründer und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, im Gespräch mit t-online.
Mit der E-Mobilität verändere sich die Wettbewerbsstruktur in der Autobranche: Tesla ist laut Bratzel mit "deutlichem Abstand" die Nummer 1 bei den Innovationen. Erst dahinter folgt die VW-Gruppe mit Marken wie Volkswagen, Audi oder Porsche. Chinesische Hersteller wie BYD sind ihnen dicht auf den Fersen und drängen mit ihren E-Autos auf den europäischen Markt. Und bieten dabei eine Qualität, die sich durchaus mit den heimischen Herstellern messen lässt, wie aktuelle Crashtests beweisen.
Für Bratzel sind die aktuellen Zulassungszahlen ein Spiegelbild der globalen Entwicklungen: "Man darf solche Monatsauswertungen nicht überbewerten, aber die Tendenz ist klar: Bei den E-Autos ist Tesla Weltmarktführer. Das drückt sich auch bei den Verkaufszahlen aus."
Vorteile für Tesla und chinesische Hersteller
Ein anderer Faktor ist die Versorgung mit Teilen: Während deutsche Hersteller lange unter der Chipkrise litten und sich die Marktaussichten jetzt durch den Ukraine-Krieg und die Inflation eintrüben, hatten sowohl Tesla als auch chinesische Hersteller deutlich geringere Probleme. "Sie haben also jetzt den Wettbewerbsvorteil, dass sie schneller liefern können", so Bratzel. Skoda hingegen vermeldete bereits, dass die E-Autos der Marke für 2023 schon ausverkauft seien.
"Andere Player werden stärker", warnt Bratzel. Man müsse dem etwas entgegensetzen, um den Anschluss auf dem Weltmarkt nicht zu verlieren.
- Telefonisches Interview mit Prof. Dr. Stefan Bratzel, Gründer und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach