Wohnwagen und Wohnmobile Die Neuheiten vom Caravan-Salon
Camping boomt nach wie vor. Die Branche präsentiert ihre Neuheiten noch bis zum 4. September in einem schwierigen Umfeld. t-online stellt sie vor.
Rekord zur 61. Auflage: Der Düsseldorfer Caravan-Salon, die weltgrößte Ausstellung für Reisemobile und Caravans, wächst in diesem Jahr um drei weitere Hallen. Noch bisSonntag, 4. September, finden Camping-Fans in insgesamt 16 Hallen und auf einer Fläche von 250.000 Quadratmetern bei mehr als 650 Ausstellern alles rund um Wohnmobile, Wohnwagen und Zubehör. Damit bestätigt die Messe einen Trend: Laut einer Allensbach-Studie äußern 1,2 Millionen Camper konkrete Kaufabsichten für Freizeitfahrzeuge in den nächsten ein bis zwei Jahren.
Technikfans können sich in diesem Jahr dem "Abenteuer Selbstausbau" ihres Mobils widmen. Ein Muster-Stellplatz soll außerdem interessierten Bauern und Winzern Anleitung geben, wie sie selbst Stellplätze anbieten können. Für Einsteiger wird gezeigt, worauf vor dem Kauf oder der Miete von Wohnmobilen und -wagen zu achten ist.
Branche steckt im Dilemma
Trotz des hohen Interesses an den rollenden Ferienhäusern hat die Branche ein Problem: Einerseits sind die Auftragsbücher der Hersteller gut gefüllt. Andererseits belasten Lieferkettenprobleme als Folge von Corona und Ukraine-Krieg massiv den gesamten Geschäftszweig.
Fehlende Fahrzeugchassis, also die Basisfahrzeuge von Wohnmobilen, schränken die Produktion ein oder bringen sie sogar teilweise zum Erliegen, nicht lieferbare Bauteile und Komponenten wie Fenster, Türrahmen, Toiletten oder Kühlschränke verhindern die Auslieferung. Tausende von Reisemobilen stehen derzeit unfertig bei den Herstellern auf Halde, weil oft nur ein einziges wichtiges Teil fehlt.
Entsprechend dehnen sich Lieferfristen auf ein Jahr und mehr aus. Und in der Zwischenzeit treibt die Inflation zudem die Preise in die Höhe, denn die Preissteigerungen bei den Materialkosten geben die Hersteller an die Kunden weiter: Lag der Durchschnittspreis für motorisierte Camper im Baujahr 2019/20 noch bei 56.242 Euro, werden aktuell 61.313 Euro aufgerufen, wie die Unternehmensberatung GSR im Zuge einer Umfrage ermittelt hat. Gestiegen sind auch die Preise für Wohnwagen: von 25.045 Euro auf 26.248 Euro.
Die Zulassungszahlen belegen diese Gesamtentwicklung. So fuhren die Reisemobile mit über 81.420 Neuanmeldungen im vergangenen Jahr zwar noch einmal den elften Allzeit-Rekord in Folge ein, brachen im ersten Halbjahr 2022 allerdings um satte 12 Prozent ein.
Die Neuheiten bei den Wohnmobilen
Eine Vielzahl an Neuheiten spiegelt aktuell drei große Trends wider: den Run auf Kompaktfahrzeuge, immer mehr flexible Lösungen für den Wohnraum und die Suche nach neuen Basisfahrzeugen, da der beliebte Fiat Ducato aktuell unter heftigen Lieferschwierigkeiten leidet.
Vor allem bei den Camper-Vans zeichnet sich der Ford Transit als größter Gewinner dieser Entwicklung ab. Der Kölner Transporter bildet bei Bürstner etwa die Basis für den Campingbus Copa und den neuen Hochdach-Van Lineo C590, der noch um eine kleinere Version C550 ergänzt werden soll. Das Unternehmen aus Kehl hat damit in kürzester Zeit seinen Schwerpunkt von den voll- und teilintegrierten Fahrzeugen auf die Kompaktklasse verlegt.
Dethleffs und LMC, Schwestermarken aus der Erwin-Hymer-Gruppe, haben ein ähnliches Transit-Modell ins Portfolio aufgenommen: Dethleffs mit dem Globetrail 590c ab 59.000 Euro und LMC mit dem Innovan 590, der mit rund 68.000 Euro zwar deutlich teurer ist, als Editionsmodell aber praktisch eine Vollausstattung an Bord hat. Das große Plus des Hochdach-Fords ist seine Innenraum-Stehhöhe von knapp über zwei Meter.
Auch bei der Knaus-Tabbert-Marke Weinsberg stehen die Modelle Carabus und Caratour jetzt ebenfalls auf einem Transit-Fahrgestell. Bei Eura-Mobil kam der Ford-Transporter schon seit Jahr und Tag zum Einsatz, beim Kastenwagen-Ableger Karmann stellt er zudem die Basis für die in diesem Jahr neu eingeführte Camper-Baureihe Duncan.
Es profitieren aber auch noch andere Fabrikate von der Fiat-Misere. Das Einsteigerlabel Forster steigt beim Camper-Van Livin’Up (ab 47.800 Euro) auf den Citroën Jumper um, Frankia bietet den Edel-Camper-Van Yukon als Alternative zum Mercedes Sprinter demnächst auch als Renault-Trafic-Ausbau an, und Ahorn verwendet wie eh und je den Renault Master.
Mercedes war mit dem Sprinter schon in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich auf Eroberungstour gegangen, hofft aber nun auf einen weiteren Trumpf bei den Mini-Campern. In Düsseldorf enthüllen die Schwaben eine T-Klasse mit Camping-Ausbau, der über die eigene Mercedes-Händlerschaft vertrieben werden soll und als Konkurrenz zum VW Caddy California positioniert ist.
Einem anderen, zu Beginn hoch gepriesenen Transporter, dem trotz allem eine ähnlich weite Verbreitung wie dem Sprinter versagt blieb, spielt die aktuelle Situation offensichtlich gut in die Karten: dem VW Crafter. Die Wolfsburger kooperieren mit zwei Großen der Branche.
Hobby will auf dem Caravan-Salon einen Maxia-Van auf Crafter-Basis enthüllen, der mit einem Einzelbetten-Grundriss und skandinavischem Hygge-Design in Wettbewerb mit dem VW-eigenen Grand California tritt.
Noch intensiver ist die Zusammenarbeit der Knaus-Tabbert-Gruppe mit der Nutzfahrzeug-Sparte von VW. Die Bajuwaren nutzen den Crafter für die teilintegrierte Van-TI-Baureihe, bedienen sich aber auch beim Bulli für ihre innovative Innenraum-Ideen. Bei dem schmalen, 5,88 Meter langen Teilintegrierten Tourer Van 500 MQ auf Basis des T6.1 heißt es etwa: Bett oder Bad. Wenn geduscht werden soll, wird die Nasszelle dank einer faltbaren Trennwand zum hinteren Querbett um eine eigenständige Duschkabine erweitert. In der Schlafstellung wird die Dusche wieder zusammengeschoben, so dass die volle Breite des Doppelbetts zur Verfügung steht.
Kurios: Auf die gleiche Idee kam auch Dethleffs beim Globetrail 590c, nur dass hier die Baderweiterung über eine Schwenkwand erreicht wird und eine Hälfte des hinteren Querbetts hochgeklappt wird.
Knaus verspricht aber noch eine weitere Premiere für Düsseldorf. Der Knaus Tourer CUV fällt allein schon wegen seiner "Elvis-Tolle" überm Fahrerhaus auf, die auf das selbst entwickelte Hubdach zurückzuführen ist. Es kann fast über die gesamte Fahrzeuglänge nach oben gehievt werden und ermöglicht so eine durchgängige Stehhöhe von zwei Metern.
Wie bei zahlreichen anderen Modellen mit schwenk- und verschiebbaren Waschbecken oder Hubbetten anstelle von fest eingebauten Kojen – was entweder mehr Stauraum oder großzügigere Sitzgruppen begünstigt - sollen multifunktionale Grundrisse bestmöglichen Wohnkomfort auf engstem Raum ermöglichen. Es muss sich allerdings im Alltag auch als praktikabel erweisen.
Den Vogel in puncto Innovation könnte der teilintegrierte Bürstner Lyseo Gallery abschießen, der mit einem aufblasbaren Alkoven das Beste aus zwei Welten auf sich vereinen will: mit eingefahrenem Erker die Handlichkeit eines Teilintegrierten und bei dem mit Druckluft aufgepumpten Oberstübchen das großzügige Raumangebot eines Alkoven-Modells.
Neuheiten bei den Wohnwagen
Auch die Wohnwagen verzeichneten 2021 ein Minus von 15,2 Prozent (24.718 Einheiten) und erholten sich dafür in den ersten sechs Monaten (9,0 Prozent Plus) ein bisschen, weil das Chassis-Thema hier keine große Rolle spielt.
Bei den Neuheiten konzentrieren sich die Wohnwagen-Hersteller eher auf höherpreisige Produkte. Das trifft sowohl auf die neue Tandero-Baureihe von LMC (ab 24.500 Euro) mit zwei Einzelbetten-Grundrissen, auf den Tabbert Pep Pantiga (ab 26.000 Euro) als auch auf den Premium-Caravan Knaus Azur (ab 39.500 Euro) zu, mit dem einerseits ein Modellname aus den 80er wieder auflebt, andererseits modernste Fibre-Frame-Technologie zum Einsatz kommt.
Der selbsttragende und hochfeste Rahmen, der ohne Schraubverbindungen auskommt, sorgt für Stabilität und Langlebigkeit. Laut Knaus soll die Oberfläche sogar "selbstheilend" sein; kleinere Druckstellen und Dellen soll das Material selbst wieder ausgleichen können.
Hobby erweitert seine Top-Baureihe Maxia, deren edles, minimalistisches Hygge-Design aus Skandinavien auch Vorlage für den Crafter-Van ist, um den Grundriss 585 UL mit Einzelbetten und Rundumsitzgruppe im Heck. Preise werden aber erst in Düsseldorf verkündet.
Beim der US-Kultwohnwagen Airstream bietet Generalimporteur Roka in Deutschland jetzt auch die kürzeren Bambi-Modelle 16 RB und 22 FB an, treibt es aber selbst damit schon auf die Spitze. Denn bereits die kleinere Variante mit nur 4,20 Metern Aufbaulänge und 1,9 Tonnen Gesamtgewicht ist nicht unter 85.000 Euro zu haben.
Ein anderer, deutscher Kult-Caravan ist da deutlich preiswerter. Die Hymer-Schwester Eriba feiert in Düsseldorf die Premiere des neuen Touring. Modernisiertes, unverwechselbares Design, natürlich im Retro-Look und natürlich mit Hubdach. Die Neuauflage des Wohnwagens, der 1956 konzipiert wurde, wird in sieben Varianten mit Aufbaulängen von fünf bis sechs Metern angeboten. Die Preisskala beginnt bei 23.500 Euro.
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Öffnungszeiten und Preise
Der Caravan-Salon Düsseldorf ist vom 24. August bis zum 4. September täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Ticketpreise betragen werktags 16 und am Wochenende 18 Euro, für Kinder entsprechend 6 und 8 Euro, ein Nachmittagsticket (ab 14 Uhr) gibt es für 10 Euro. Buchbar sind die Eintrittskarten online unter www.caravan-salon.de.
Der Parkplatz P1 wird wieder zu einem riesigen Wohnmobil-Stellplatz für mehr als 3.500 Fahrzeuge.
- Nachrichtenagentur SP-X