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Außerirdische im Universum: Harvard-Experte fordert neue Strategien


Harvard-Experte fordert Strategie
Müssen wir unsere Suche nach Aliens neu ausrichten?

Von t-online, llb

29.12.2024Lesedauer: 4 Min.
Planet Erde im UniversumVergrößern des Bildes
Planet Erde (KI-Symbolbild): Gibt es im Universum eine zweite, dritte oder sogar vierte Erde, auf der Leben möglich ist?
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Die Frage nach außerirdischem Leben beschäftigt die Menschheit seit vielen Jahrhunderten. Bis heute fehlt der eindeutige Beweis für seine Existenz. Ein Experte erklärt, woran das liegt und wie wir weiter vorgehen sollten.

Das Universum ist unermesslich groß und niemand weiß, ob es jenseits der Erde Lebensformen gibt. Mit der Frage, ob außerirdisches Leben möglicherweise längst unseren Planeten erreicht hat, beschäftigt sich eine aktuelle Episode des Deutschlandfunk-Podcasts "Wissenschaft im Brennpunkt". Der Podcast beleuchtet wissenschaftliche Theorien, aktuelle Forschungsansätze und die Bedeutung von interdisziplinären Kooperationen.

Avi Loeb, theoretischer Physiker der Harvard-Universität, erklärt im Podcast, dass wir unsere Strategien zur Suche nach extraterrestrischem Leben überdenken müssten. Ob natürliche Phänomene, technische Artefakte oder intelligente Signaturen: Die Suche sei vielseitig und komplex.

Doch warum sollte die Menschheit die Frage nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems überhaupt weiterhin verfolgen? Und welchen Nutzen hat es für uns?

Was bedeutet außerirdisches Leben?

Als außerirdisch wird alles bezeichnet, was außerhalb unserer Erde existiert – von Mikrobensporen auf Marsgestein bis hin zu technologischen Artefakten intelligenter Zivilisationen. Traditionelle Ansätze wie die Suche nach biologischen Signaturen auf Exoplaneten oder elektromagnetischen Signalen von fernen Sternen stoßen oft an ihre Grenzen.


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Das Leben hängt davon ab, klar zu sehen, was direkt vor dir liegt.


Avi Loeb, Physiker


Loeb schlägt deshalb vor, den Fokus zu erweitern. Denn "manchmal kreuzt etwas außergewöhnlich Seltenes und Besonderes zufällig deinen Weg. Das Leben hängt davon ab, klar zu sehen, was direkt vor dir liegt", schreibt Loeb in seinem Buch "Extraterrestrial – The First Sign of Intelligent Life Beyond".

Er plädiert für die Suche nach sogenannten Technosignaturen wie Raumschrott, der von außerirdischen Zivilisationen stammen könnte. Dies könnte zum Beispiel Überreste von Raumsonden oder ungewöhnliche chemische Zusammensetzungen umfassen.

Interstellares Objekt 'Oumuamua

2017 wurde beispielsweise das ungewöhnliche interstellare Objekt 'Oumuamua entdeckt. Der Name stammt aus dem Hawaiianischen und steht für Besucher oder Späher. Es handelt sich dabei um das erste bekannte Objekt, das eindeutig aus einem anderen Sternensystem stammt und unser Sonnensystem durchquert hat. Es reiste mit einer Geschwindigkeit von etwa 315.000 km/h, als es der Sonne am nächsten war.


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Es wäre arrogant zu denken, dass wir allein im Universum sind"


Avi Loeb, Physiker


Der Brocken glich einem flachen Pfannkuchen, allerdings mit 200 Metern im Durchmesser. Seine Form und Bewegungsmuster ließen Spekulationen zu, dass es sich um ein künstliches Artefakt handeln könnte, möglicherweise von einer fremden Zivilisation, erklärt der Harvard-Physiker. Seiner Meinung nach könnte 'Oumuamua ein künstliches Lichtsegel sein, das von einer fortschrittlichen außerirdischen Zivilisation entwickelt wurde.

Obwohl andere Hypothesen wie Wasserstoffgletscher oder poröse Strukturen diskutiert wurden, plädiert Loeb dafür, auch technische Ursprünge nicht auszuschließen. Dies sei notwendig, um potenziell bahnbrechende Entdeckungen zu machen.

Wissenschaft erfordert Mut

Die Herausforderung bestehe darin, außergewöhnliche Phänomene zu identifizieren und zu analysieren, wie es etwa beim Phänomen der sogenannten "Sprites", exotischer Blitze in der Erdatmosphäre, der Fall sei, so Loeb. Schnelle Radioblitze (Fast Radio Bursts, FRBs) sind energiereiche Blitze aus fernen Galaxien.

Jahrzehntelang galten Berichte darüber als Fantasie, bis ihre Existenz durch Raumfahrtmissionen bestätigt wurde. Für Loeb und andere Wissenschaftler verdeutlicht dies die Notwendigkeit, mutig neue Hypothesen zu prüfen – auch im Hinblick auf außerirdisches Leben. Loeb: "Es wäre arrogant zu denken, dass wir allein im Universum sind."

Moderne Ansätze wie Loebs Galileo-Projekt zielen darauf ab, die Erde und den Weltraum mit speziellen Teleskopen und Sensoren zu überwachen. Zudem könnte Künstliche Intelligenz helfen, unbekannte Phänomene zu identifizieren. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass viele Beobachtungen auch durch natürliche Prozesse erklärt werden könnten, was eine sorgfältige Datenauswertung erfordert.

Skepsis und fehlendes Geld

Die Forschung ist oft skeptisch. Die Finanzierung sei oft unzureichend und es gebe kaum Informationen über militärische Daten, bedauert Loeb. Trotzdem gebe es Fortschritte durch Projekte wie das Rubin-Observatorium (ab 2025) und Raumfahrtmissionen wie Comet Interceptor (ab 2029). Der Physiker betont die Notwendigkeit außergewöhnlicher Finanzierung für außergewöhnliche Beweise.

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Roman Kana, Leiter der Satellitenkonstruktion bei OHB Czechspace, mit einem Modell des Missionssatelliten der ESA namens Comet Interceptor. (Quelle: IMAGO/Monika Hlavacova/imago)

Projekt: Comet Incterceptor

Die Raumfahrtmission Comet Interceptor ist ein Projekt der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), das zusammen mit der japanischen Raumfahrtagentur JAXA durchgeführt wird. Es hat das Ziel, einen Kometen oder ein anderes primitives Objekt zu untersuchen, das aus den äußeren Bereichen unseres Sonnensystems oder aus einem anderen Sternensystem stammt. Der Start ist für 2029 geplant.

Zudem werde die wissenschaftliche Gemeinde herausgefordert, nicht nur mutige Hypothesen aufzustellen, sondern auch interdisziplinär zusammenzuarbeiten. Unabhängig vom Ergebnis könnten solche Forschungen tiefgreifende Erkenntnisse über das Universum und die Natur liefern.

Nutzen außerirdischen Lebens für die Menschheit

Die Frage, ob es außerirdisches Leben gibt, geht weit über reine Neugier hinaus. Sie berührt grundlegende Fragen wie unseren Platz im Universum, die Suche nach technologischen Innovationen und die Erweiterung wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Die Suche nach außerirdischem Leben könnte zu bedeutenden Fortschritten in der Wissenschaft und Technologie führen. Die Entwicklung und der Bau hochpräziser Instrumente und Messmethoden finden häufig auch in anderen Bereichen Anwendung, wie in der Medizin, der Klimaforschung oder der Robotik. Außerirdische Technologien könnten das Wissen der Menschheit über Physik und Technik revolutionieren.

Die Entdeckung extraterrestrischen Lebens würde auch die Sicht des Menschen auf das Universum grundlegend verändern. Das Verständnis der Einzigartigkeit des Lebens auf der Erde könnte in Frage gestellt werden, und die Frage nach dem Ursprung des Lebens und der Rolle der menschlichen Spezies würde eine völlig neue Bedeutung erhalten.

Langfristig bedeutende Rolle für die Menschheit

Die Suche nach außerirdischem Leben ist mehr als ein wissenschaftliches Unterfangen – sie könnte grundlegende Fragen über unseren Ursprung, unsere Einzigartigkeit und unsere Zukunft beantworten. Technologische Artefakte könnten Beweise für intelligentes Leben liefern, während biologische Spuren Hinweise auf die Verbreitung einfacher Lebensformen geben könnten.

Selbst wenn wir am Ende nur mehr über unser eigenes Universum erfahren, hat diese Suche das Potenzial, die Menschheit zu vereinen und den Blick über die Grenzen der Erde hinaus zu weiten, lautet das Resümee des Gesprächs im Deutschlandfunk-Podcast. Die Erforschung des Unbekannten ist und bleibt ein zentraler Motor des wissenschaftlichen Fortschritts.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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