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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gefahr aus dem All Asteroiden: So wahrscheinlich ist ein Einschlag auf der Erde
Der Einschlag eines Asteroiden könnte verheerende Auswirkungen haben. Damit das nicht passiert, scannen Experten regelmäßig den Himmel. Reicht das?
Meterhohe Tsunamis, verheerende Erdbeben, Schockwellen und fliegende Trümmer: Was beim Einschlag eines Asteroiden auf der Erde passieren könnte, hat Hollywood in zahlreichen Filmen gezeigt. Ist ein solches Szenario wirklich denkbar?
Ja, der Einschlag eines Gesteinsbrockens mit einem riesigen Durchmesser von 1.000 Kilometern, der im Film "Armageddon" abgewehrt wird, würde tatsächlich verheerende Auswirkungen auf der Erde haben.
Zum Vergleich: Der Asteroid, der für das Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren gesorgt haben soll, hatte einen Durchmesser von nur rund 15 Kilometern. Rund 75 Prozent aller damaligen Tierarten starben nach dem Einschlag aus.
Am gefährlichsten sind die kleinen Asteroiden
Trotzdem bereiten Wissenschaftler Asteroiden wie im Katastrophenfilm "Armageddon" keine allzu großen Sorgen. Warum? "Diese Objekte kennen wir alle", sagt Detlef Koschny von der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Und die Gesteinsbrocken würden ständig beobachtet.
Gefährlicher seien dagegen die kleineren Asteroiden. Von den sogenannten erdnahen Asteroiden, die weniger als einen Kilometer Durchmesser haben, seien nur etwa ein Prozent bekannt, sagt der Wissenschaftler.
Internationaler Tag der Asteroiden
Um auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen, die von solchen Asteroiden ausgeht, wurde der internationale Tag der Asteroiden in Leben gerufen. Dieser ist jährlich am 30. Juni. An diesem Datum verwüstete 1908 ein Himmelskörper in Sibirien ein rund 2.000 Quadratkilometer unbewohntes Gebiet.
2013 schlug überraschend ein Asteroid in der russischen Region Tscheljabinsk am Uralgebirge in der Erde ein. Etwa 1.500 Menschen wurden durch umherfliegende Trümmerteile und Glasscherben verletzt. Der gigantische Brocken aus dem All hatte einen Durchmesser von rund 20 Metern und ein Gewicht von 16.000 Tonnen, wie Koschny sagt.
Eine frühzeitige Warnung hätte Schlimmes verhindern können, sagt der Experte, der auch Dozent am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik der TU München ist. "Dabei hätte es schon gereicht, alle Fenster in den Gebäuden zu öffnen." Das hätte der Druckwelle in den Häusern die Kraft genommen.
Wie hoch ist die Bedrohung aus dem All?
Wie hoch schätzen die Wissenschaftler das Risiko einer weiterer Bedrohung aus dem Weltall ein? Ein solch großes Himmelsobjekt wie jenes, das damals zum Aussterben der Dinosaurier geführt haben soll, treffe nach wissenschaftlichen Berechnungen alle 10 bis 100 Millionen Jahre auf die Erde, sagt Koschny. Ein Asteroid, der einen Durchmesser von nur zehn Metern hat, seien es dagegen alle 10 bis 100 Jahre.
Die größte Gefahr der bekannten Objekte aus Stein und Eisen gehe derzeit von "2010 RF12" aus – einem Asteroiden mit geschätzt zehn Metern Durchmesser. Er könnte im September 2095 – also in 77 Jahren – auf die Erde einschlagen, mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 Prozent.
Von "Bennu" geht die größte Gefahr aus
Wichtig sei es auch, "Apophis" im Auge zu behalten, der schon 2029 an der Erde vorbeifliegen werde – und zwar so nah, dass er mit bloßem Auge zu erkennen sein sollte. Ein Einschlag sei aber unwahrscheinlich.
Die Nasa zählt "Bennu" zu den gefährlichsten der derzeit bekannten Asteroiden. Der schwarze Riesenbrocken mit einem Durchmesser von etwa 500 Metern könnte 2135 der Erde mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2.700 gefährlich nahe kommen, heißt es.
Wie können wir einen Asteroiden-Einschlag verhindern?
Um solchen Gefahren entgegenzuwirken, testen Weltraumorganisationen spezielle Abwehrprogramme. 2022 hatte die Nasa die Weltraumsonde "Dart" gezielt mit dem Asteroidenmond Dimorphos zusammenstoßen lassen, um dessen Umlaufbahn zu verändern. So sollen große Asteroiden mit Kurs auf die Erde abgelenkt werden können.
Die erste absichtlich herbeigeführte Kollision eines Raumfahrzeugs mit einem Asteroiden zeigte eine enorme Wirkung. Die Nasa-Sonde konnte den Himmelskörper wie erhofft ablenken und auf eine andere Bahn bringen. Ein Szenario wie in Katastrophenfilmen aus Hollywood wird also immer unwahrscheinlicher.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa