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Danakil-Wüste in Äthiopien: Einzigartige, gefährliche Landschaft


Danakil-Wüste in Äthiopien
Risikoreich und einzigartig - ein Besuch am Höllenschlund

Das normale Pauschalreise-Ziel ist die Danakil-Wüste im Norden Äthiopiens sicher nicht, auch das Auswärtige Amt warnt. Doch wer bereit ist, das Risiko einer geführten Erkundungstour auf sich zu nehmen, wird dafür mit Eindrücken belohnt, die es auf der Welt vielleicht kein zweites Mal gibt. Weniger Abenteuerlustige sehen die Region in unserer Foto-Show.

Aktualisiert am 06.01.2017|Lesedauer: 5 Min.
dpa, Jürgen Bätz
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Die Danakil-Wüste im Norden Äthiopiens ist ein menschenfeindlicher Ort. Kamelkarawanen halten die brutale Hitze aus, aber Menschen leben hier kaum.

Anblicke wie nicht von dieser Welt: Der abgelagerte Schwefel der Dallol-Senke schimmert in Gelbschattierungen, aus weißen Salztürmen brodelt Wasser hervor.Vergrößern des Bildes
Anblicke wie nicht von dieser Welt: Der abgelagerte Schwefel der Dallol-Senke schimmert in Gelbschattierungen, aus weißen Salztürmen brodelt Wasser hervor. (Quelle: Jürgen Bätz/dpa-bilder)

Urlauber wandern zum aktiven Vulkan

Nach Anbruch der Dunkelheit wird es in der nordäthiopischen Danakil-Wüste endlich kühler. Bei nur noch 35 Grad Celsius beginnt für abenteuerlustige Reisende der Aufstieg zum aktiven Vulkan Erta Ale.

Im Schein der Taschenlampen bahnt sich der Führer vom Nomadenvolk der Afar einen Weg quer über das Lavagestein. Nach rund vier Stunden Aufstieg ist der Kraterrand erreicht: Der Blick der Reisenden schweift in Richtung der brodelnden Lava.

Ein permanenter See aus Lava

"Einen aktiven Vulkan zu sehen, ist einfach faszinierend", sagt die Schweizerin Fabienne Marbacher. Der Erta Ale ist einer der wenigen Vulkane in der Welt, der einen permanenten Lavasee aufweist.

Die Mühen des schweißtreibenden Aufstiegs auf den gut 600 Meter hohen Gipfel sind schnell vergessen: Im Dunkel der Nacht wälzt sich die Lava im Vulkankessel vorwärts, bei Eruptionen spritzen glühende Lavafunken meterhoch heraus.

Landschaften, die einzigartig auf der Welt sind

Eigentlich spricht alles gegen eine Reise in die Danakil-Wüste: Sie ist einer der heißesten Orte der Welt, die Unterbringung ist primitiv, Sanitäreinrichtungen gibt es keine, Kalaschnikows dagegen fast überall. Doch belohnt das menschenfeindliche Gebiet Reisende mit faszinierenden Landschaften, die kaum von dieser Welt zu sein scheinen: der speiende Vulkan, ein Salzsee, der bis zum Horizont reicht, brodelnde Schwefellöcher und schier endlose Kamelkarawanen.

Vom einfachen Lager am Kraterrand des Erta Ale führt ein steiler Weg hinab in die Lava-Wüste des Kraterinneren. Rund um den aktiven Lavasee ist große Vorsicht geboten. Es gibt keinen markierten Weg, keine Sicherheitsvorkehrungen. Die ortskundigen Führer nutzen Erfahrungswerte und Augenmaß, um nicht auf Lava zu treten.

An vielen Stellen ist grau-schwarze, frische Lava zum Liegen gekommen und wirft Falten, als handele es sich um zerzauste Bettwäsche. Durch kleine Lücken ist darunter an manchen Stellen noch glühende Lava zu sehen. Die oberste Schicht ist oft noch brüchig.

Schlafen unter Sternenhimmel

Nach Mitternacht haben sich alle erstmal am Vulkan sattgesehen. Einfache Matratzen werden ausgebreitet, geschlafen wird unter einem beeindruckenden Sternenhimmel. Um der schlimmsten Hitze zu entgehen, beginnt der Abstieg am Morgen schon vor Sonnenaufgang.

Die Danakil-Wüste sitzt auf einer Kreuzung tektonischer Platten der Erdkruste. Das erklärt die vulkanische Aktivität. Die karge Region des sogenannten Afar-Dreiecks wird vom muslimischen Nomadenvolk der Afar dominiert. Es lebt seit Jahrhunderten vom Salzabbau und der Aufzucht von Kamelen, Eseln und Ziegen.

Wirklich nur für Abenteurer: Auswärtiges Amt rät ab

Das Auswärtige Amt rät von Reisen in das Gebiet ab. Im Januar 2012 ereignete sich am Erta-Ale-Vulkan ein Raubüberfall, bei dem unter anderem zwei deutsche Touristen getötet wurden, weitere wurden wochenlang festgehalten. Seither wurden die Sicherheitsmaßnahmen im Gebiet der Danakil merklich verstärkt: Unterhalb des Vulkans und am Kraterrand sind Soldaten stationiert, genauso in der Dallol-Senke.

Das Auswärtige Amt warnt, in der Region könnten "Überfälle durch Banditen" und "Entführungen" nicht ausgeschlossen werden. Seit 2012 hat es dort jedoch keine bekannten Zwischenfälle mehr gegeben. Die Sicherheit hat ihren Preis. Der Anblick von Soldaten in kurzen Hosen und bunten Plastiksandalen mit lose über der Schulter hängender Kalaschnikow ist keine Seltenheit.

Salzsee als perfekter Spiegel

Die Fahrt vom Vulkan zur sogenannten Dallol-Senke, die gut 100 Meter unterhalb des Meeresspiegels liegt, beansprucht fast einen ganzen Tag - obwohl es nur rund 80 Kilometer sind. Lange geht es quer durch die brütend heiße Einöde, bis endlich der Assale-Salzsee am Horizont sichtbar wird. Das Wasser des Sees steht etwa knöcheltief auf den schneeweißen Salzplatten. Gespeist aus unterirdischen Quellen, bildet es einen perfekten Spiegel. Die intensiven Farben und das brutale Klima lassen die Szenerie wie in einem Computerspiel erscheinen.

Für die Afar ist die surreale Landschaft Alltag, der Salzsee ist die wichtigste Einkommensquelle der Region. Seit Jahrhunderten baut das Volk hier Salz ab. Im 21. Jahrhundert scheint der mühsame und langsame Transport auf dem Rücken der Kamele ein Anachronismus. Doch die stolzen Afar halten an ihrer Tradition fest.

Zum Schwefelfeld mit Soldaten-Eskorte

Die Jeeps der Tourgruppen brausen über die flache Salzpfanne nach Osten. Dort warten die Schwefelfelder der Dallol-Senke. Das Gebiet ist nur wenige Kilometer von der eritreischen Grenze entfernt, daher sind nun pro Gruppe drei Soldaten mit Kalaschnikows Pflichteskorte.

Unterirdische vulkanische Aktivität bringt die Mineralien hier an die Oberfläche: Der Schwefel schimmert in allen Gelbschattierungen, aus schneeweißen Salztürmen brodelt Wasser hervor, Eisenablagerungen sorgen für dunkle Rot- und Brauntöne. Es gibt keine Wege, keine Absperrungen, als Besucher wird man Teil des Naturspektakels.

An mehreren Orten haben sich kleine Pools mit grünlichem Wasser gebildet. Lin Wai Yee aus Hongkong bewegt sich hier nur vorsichtig voran, schließlich könnte man auch einbrechen. "Die Farben und Formen sind wunderschön", sagt die 23-Jährige. "Man hat das Gefühl, auf einem anderen Planeten zu sein."

Weiter Informationen

  • Anreise: Flüge nach Addis Abeba gibt es ab Frankfurt/Main mit Ethiopian Airlines und Lufthansa. Inlandsflüge von Addis nach Mekele gehen mehrmals täglich. Manche Reiseanbieter haben die Danakil-Wüste auch als Teil einer größeren Nordäthiopien-Reise im Programm.
  • Einreise: Deutsche Staatsbürger brauchen für eine Reise in Äthiopien ein Visum. Visa können vorab beantragt werden, werden aber auch direkt bei der Einreise am Flughafen in Addis Abeba ausgestellt.
  • Klima und Reisezeit: Heiß ist es in der Danakil-Senke immer. Die etwas kühleren Wintermonate, etwa von November bis März, sind für eine Reise besser geeignet.
  • Übernachtung: In Mekele gibt es Pensionen, aber auch wenige Hotels für Geschäftsreisende mit Preisen von 30 bis 150 Euro pro Nacht. In der Danakil-Wüste selbst wird in Zelten übernachtet.
  • Währung: In Äthiopien gilt der äthiopische Birr. 100 Birr entsprechen vier Euro. Reiseanbieter vor Ort akzeptieren oft auch US-Dollar.
  • Sicherheit: Äthiopien gilt insgesamt als stabiles Land. Rund um die Hauptstadt Addis Abeba gab es zuletzt aber Proteste der Opposition. Das Auswärtige Amt rät daher von Reisen in die an Addis grenzenden Provinzen Oromia und Amhara ab. Seit einem bewaffneten Überfall vor vier Jahren rät das Auswärtige Amt auch von Reisen in die grenznahe Danakil-Wüste ab. Seit 2012 wurde kein Zwischenfall mehr bekannt. Hier finden sich Sicherheitsinformationen des Auswärtigen Amts.
  • Informationen: Äthiopisches Fremdenverkehrsbüro (http://www.ethiopia.travel).
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