Boom trotz Waldbränden "Wer noch nach Rhodos möchte, sollte sich beeilen"
Die Brände auf Rhodos haben Landschaften und Wälder zerstört. Viele Touristen mussten ihren Urlaub verschieben – bis jetzt?
Eigentlich sollte auf Rhodos jetzt Hochsaison sein wie überall am Mittelmeer. Doch dann kamen die Waldbrände, Urlauber mussten evakuiert und ausgeflogen werden. Wie sieht die Situation jetzt aus? Wie geht es den Menschen? Wir haben mit Touristikern gesprochen, die gerade vor Ort waren.
Wie ist die Lage im Norden?
Rund um Rhodos-Stadt und in den angrenzenden Haupturlaubsgebieten der Insel ist von Bränden nichts zu sehen, die touristische Infrastruktur einschließlich des Flughafens ist intakt. Alle Hotels sind geöffnet und operieren normal.
Wer von Rhodos-Stadt über Faliraki nach Afandou über Kolymba und weiter nach Archangelos fährt, der nimmt ebenfalls noch keine Beeinträchtigungen wahr. Die Landschaft präsentiert sich genauso wie vor dem Brand.
Wo hat es gebrannt?
Das Waldbrandgebiet betraf die Inselmitte von Apollonia im Norden bis fast hinunter zu den Stränden von Lardos, Kiotari und Gennadi. Elf Tage lang – bis Ende Juli – tobten die schweren Brände. Experten gehen von Brandstiftung aus.
Auf der Straße entlang der Südküste sind kurz vor der Abzweigung Lindos die ersten großen Brandschäden zu sehen, berichtet Melanie Gerhardt, Chefin des Ausschusses für Krisenmanagement des Deutschen Reise Verbandes. Je näher man den Ortschaften Lardos und Lindos kommt, desto größer werden die verkohlten Flächen.
Ebenso deutlich wird die Strategie des Katastrophenschutzes: Gewaltige Brandschneisen haben Hotels und Orte geschützt. Nur vereinzelt, etwa am Glysta Beach, sind die Flammen bis an den Strand gekommen.
Wie geht es den Orten und Hotels?
Angesichts des gewaltigen Brandausmaßes erscheint es fast als ein Wunder, dass Ortschaften und Hotels zwar ordentlich fliegende Rußpartikel abbekommen haben, aber vom Brand selbst verschont wurden.
"An den Hotels ist alles grün, und die Landschaft drumherum ist verbrannt", berichtet Reisebüro-Inhaberin Verena Ruthmann. "Hotels und Strände sind ohne Einschränkungen nutzbar. Es riecht an den meisten Hotels noch nicht einmal mehr nach Asche."
Wie gestalten sich die Aufräumarbeiten?
Natürlich musste nach dem Brand aufgeräumt und saubergemacht werden. Aber bereits eine Woche nach dem Löschen haben die allermeisten betroffenen Hotels bereits wieder Gäste empfangen.
Dabei verweist der Chef der Hoteliervereinigung von Rhodos, Georgios Matsigkos, darauf, dass sowieso nur fünf Prozent aller Hotels der Insel vom Feuer betroffen waren. Gerade einmal 14 Hotels sollen Schäden an den Außenanlagen verzeichnet haben. Drei von ihnen sind noch geschlossen. Aber auch diese letzten drei Hotels planen die Wiedereröffnung bis Ende August.
Wie sieht die Buchungssituation aus?
Angesichts der schlimmen Bilder mag man es kaum glauben. Aber "die Buchungslage für Rhodos ist fantastisch", sagt Tui-Chef Stefan Baumert der Fachzeitschrift "fvw". "Die Flugzeuge sind bereits wieder zu 95 Prozent ausgelastet, und wer noch in diesem Sommer nach Rhodos möchte, der sollte sich beeilen." Das liegt natürlich auch daran, dass die deutschen Reiseveranstalter aktuell mit günstigen Angeboten werben.
Manche Unterkünfte haben bereits wieder mehr als 80 Prozent der Zimmer gefüllt. "Das ist ein toller Erfolg, auch wenn wir uns natürlich noch mehr wünschen und in den vergangenen Wochen große Einnahmeeinbußen verzeichnet haben", sagt Georgios Matsigkos. Deshalb seien die Sonderpreise weiter wichtig, die Hotels und Veranstalter augenblicklich anbieten und die bis in den November hinein reichen.
Wie ist die Stimmung vor Ort?
"Mich hat es fasziniert, wie schnell die Menschen auf Rhodos die Schäden beseitigt haben", erklärt Melanie Gerhardt. "Schon sieben Tage nach den Bränden sind praktisch alle Hotels wieder funktionstüchtig. Sämtliche Poolanlagen wurden neu befüllt, und die Filtersysteme sind teilweise komplett ausgewechselt worden."
Auch dem Katastrophenschutz spricht Gerhardt ein großes Lob aus. Gerhardts Kollege Oliver Grosse-Kleimann vom Reiseveranstalter Alltours schwärmt von der "Aufbruchstimmung" der Menschen vor Ort. "In Höchstgeschwindigkeit werden dort Bäume gepflanzt und die Anlagen gesäubert", stellt er fest.
Wie schnell wird sich die Natur erholen?
Überall entlang der Küste wird aufgeräumt. Im Landesinneren wird es dagegen der Natur überlassen, erfuhr Reisebüro-Inhaberin Verena Ruthmann vor Ort. Im Winter, so erwarten es die Vertreter der örtlichen Forstwirtschaft, wird der Regen die Asche von den Bäumen spülen. Im kommenden Jahr wachsen dann die ersten Gräser, Sträucher in drei Jahren. Bäume werden wohl um die fünf Jahre brauchen, bis sie wieder austreiben.
- Reiseredaktion SRT