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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Raus in die Natur Das sind Deutschlands grünste Großstädte
Gegen den Corona-Blues helfen Sonne und Bewegung. Jetzt im Frühling ist das selbst für viele Städter zum Greifen nah. Denn, das ist die gute Nachricht: Deutschlands Städte werden immer grüner.
Frühlingszeit, Rausgehzeit! Das gilt in diesem Jahr ganz besonders, ist doch nach dem monatelangen Lockdown-Winter der Drang ins Freie noch ausgeprägter als sonst. Was aber tun, wenn man, wie drei von vier Einwohnern in Deutschland, in der Stadt wohnt? Mehr noch: Wenn einem weder ein eigener Garten, noch Hof oder Balkon zur Verfügung stehen?
Einen größeren Ausflug ins Grüne will man auch nicht immer unternehmen. Weitere Reisen, gar ins Ausland, sind pandemiebedingt auch noch schwierig zu planen. Da mag es, soviel vorab, für Erleichterung sorgen, dass deutsche Städte gegenüber dem gelegentlichen Eindruck der zunehmenden Verbauung seit den 1990er Jahren im Großen und Ganzen nicht grauer oder zubetonierter werden. Im Gegenteil: Der Grünanteil steigt kontinuierlich.
Anteil an Grünflächen wächst
Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes in den 14 bevölkerungsreichsten Städten des Landes. Demnach erhöhte sich die Grünfläche pro Kopf zwischen 1996 und 2018 von durchschnittlich 18 auf 25 Quadratmeter. Prozentual gesehen wuchs der "Grünanteil" an den Siedlungs- und Verkehrsflächen von 7,7 auf 10,9 Prozent. Dazu zählen unter anderem Parks, Botanische Gärten, Spielplätze und Kleingartenanlagen.
Zwei Dinge sind anzumerken: Für den Kurztrip in die nahe Natur sind weniger die Siedungsflächen relevant als vor allem öffentliche Parks – zum Flanieren, Sporttreiben, Sonnenbaden und Spielen. Zum anderen herrschen, trotz allgemeinem Trend zu mehr Grün, in deutschen Großstädten im Einzelfall dann doch gewaltige Unterschiede beim Verhältnis zwischen öffentlicher Grünfläche und Einwohnerzahl. Das zeigen Analysen des Statistischen Bundesamtes sowie die auf Open-Street-Maps-Daten basierende Untersuchung des Ferienunterkunftsvermittlers Holidu.
Deren Logik: Je mehr Parkfläche pro Einwohner zur Verfügung steht, desto grüner die Stadt ergo größer der Erholungswert. Demnach belegt Potsdam mit 33,03 Quadratmetern pro Einwohner Platz 1. Mit deutlichem Abstand folgt auf Platz 2 Kassel – hier sind es 23,42 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner. Auf den Plätzen 3 bis 5 – und hier liegen die Durchschnittswerte dann zunehmend nahe beieinander – landen Bremen, Magdeburg und München.
Unterschiedliche Messgrößen von Grünfläche
Dass es noch andere Möglichkeiten gibt, die "Grünheit" einer Großstadt zu messen, zeigt unter anderem das internationale Ranking "The World's Greenest Cities 2020". Hier schafft es die bayerische Millionenstadt sogar noch weiter nach vorn. Die Isarmetropole belegt nach Wien Rang zwei von weltweit immerhin 100 Städten. Diese hat die kanadisch-amerikanische Consulting-Agentur Resonance nach Kriterien wie Anteil von Parks und öffentlichen Grünflächen in der Stadt, Nutzung erneuerbarer Energien, Luftgüte und anderen Faktoren verglichen. Grün wird hier also etwas weiter gefasst, vor allem im nachhaltigen Sinne.
Eine weitere Möglichkeit, den Grünheitsgrad zu messen, sehen Forscher des Massachusetts Institute of Technology im von ihnen entwickelten Green-View-Index. Hierbei steht der Eindruck, den ein Fußgänger von einer Stadt hat, im Vordergrund. Die Wissenschaftler werteten deshalb Aufnahmen von Google Street View aus.
Per eigens ertüfteltem Algorithmus wurde untersucht, wie stark Baumkronen und Vegetation das Panorama prägen. Bei diesem Open-Source-Projekt namens "Treepedia" schaffte es Frankfurt am Main als einziger deutscher Vertreter auf Platz zehn (Nummer eins wurde Tampa in Florida). Das für seine vielen Hochhäuser bekannte Finanzzentrum erreichte einen Green-View-Index von 21,5 Prozent und hängte damit Paris und London locker ab. Wer hätte es gedacht? Andere deutsche Städte wurden hier allerdings nicht verglichen.
Kleinere Großstädte können punkten
Würde man übrigens die Fläche sämtlichen Grüns einer Stadt zusammenzählen, also auch private Gärten und Dachterrassen sowie Grünstreifen und Wälder, trumpfen naturgemäß kleinere Großstädte auf. Beim Vergleich aktueller Satellitendaten kommen da Siegen, Göttingen und Bergisch-Gladbach auf den besten Schnitt. Mehr als 84 Prozent ihrer Stadtfläche ist mit Vegetation bedeckt – und damit liegt eine überwiegende Mehrheit im grünen Bereich.
- Reiseredaktion SRT