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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Tegernsee Hier vertreibt junges Publikum die Rentner
Bayern
Rudi Hauptvogel, den sie alle nur den Alpenrudi nennen, hält einen Moment inne. Er streckt die sonnengegerbte Hand aus und zeigt auf das blitzsaubere Anwesen mit bestem Seeblick gleich neben dem Golfplatz. "Da wohnt der Philipp Lahm." Und dann weiter hoch an den Hang: "Und da baut der Manuel Neuer gerade sein neues Heim."
Junge Urlauber und Profisportler
Wie die Weltmeister haben auch immer mehr junge Urlauber den Tegernsee für sich entdeckt. Sie erfreuen sich an der Bilderbuchlandschaft, kehren in der neuen Erlebnis-Destillerie ein, leisten sich eine Luxus-Currywurst und gehen mit dem Alpenrudi zum Wandern. Denn auch das ist ja wieder richtig hip.
Der Tegernsee, das war mal ein Rentnerparadies: rudimentär und ein bisschen verschlafen. Aber die Zeiten sind vorbei. Heute gibt's Gratis-WLAN auf den ehrwürdigen Kurpromenaden von Gmund und Wiessee, in Rottach-Egern hat eine Dependance der "Sansibar" auf Sylt aufgemacht. Draußen an der Autobahnraststätte am Irschenberg lockt neuerdings ein Tegernsee-Fanshop, gleich neben dem des FC Bayern. Und selbst im traditionsreichen "Bräustüberl" in Tegernsee checkt man die Speisekarte über eine App.
Sterne-Maximum erreicht
Möglich gemacht haben den Neuanfang im einstigen" Austragsstüberl" von Ludwig Erhard und Franz Josef Strauß eine Reihe neu aufgeweckter Hotels. Beim "Bachmair Weissach" war es der junge Mitbesitzer der Büttenpapierfabrik aus Gmund, der das Facelifting spendierte. Nebenan in Rottach-Egern stacheln sich die "Überfahrt" und die "Egerner Höfe" gegenseitig zu immer neuen Steigerungen an. Fünf Sterne superior haben die beiden längst - mehr geht in Deutschland nicht.
Die neue Leichtigkeit am See kann man sogar schmecken. Am besten natürlich im Seehotel "Überfahrt". Genau an der engsten Seestelle, wo immer noch eine altmodische Klingel den Überfahrer mit seinem Ruderboot anfordert, kredenzt mit Christian Jürgens einer der besten deutschen Köche Exquisites mit Blick auf den Malerwinkel. Virtuell spielt Jürgens mit dem See zu seinen Füßen und den Bergen rundum: Seine "Tegernseer Kiesel" sind eine Kartoffelvorspeise, die Sashimi stammen vom Tegernsee-Saibling.
Designer-Badestrand mit Lounge
Einen Katzensprung entfernt kocht Dieter Maiwert - er verzichtete auf sein Sternerestaurant im Münchner Süden, um in Rottach-Egern neu anzufangen. Wie Maiwert setzen immer mehr Wirte wieder auf regionale Produkte, gern mit einem Augenzwinkern serviert wie bei Maximilian Kölbl in der "Andrebar" an Rottachs Seestraße: Da gibt nach den selbstgemachten Ravioli ein Semmelknödel-Carpaccio. Spaß darf eben sein - wenn's schmeckt.
Baden und Sonnenbaden kann man natürlich auch. Aber nicht irgendwo, sondern an der "Fährhütte 14". Dort, wo schon lange kein Fährmann mehr nach Wiessee übersetzt, hat sich diesen Sommer unter der Regie des Hotels "Überfahrt" ein Designer-Badestrand mit Lounge etabliert. Auf golfrasenkurz geschnittenem Gras bieten Liegestühle unter Baldachinen Entspannung. An edel eingedeckten Tischen serviert ein von Christian Jürgens inspiriertes Team ganz nach Geschmack Fleischpflanzerl, Austern oder beides.
Auch Kinder kommen auf ihre Kosten
Hat sich alles verändert am Tegernsee? Nein, gewandert wird weiter. Zum Beispiel zum "Freihaus Brenner". Dort, hoch überm Tal, fällt der Stress ab. Seit mehr als 35 Jahren ist die frühere Berghütte eine Institution. Heute servieren Christine und Jupp Brenner hausgemachte Nudeln und "Biodynamisch-Mediterranes".
Mit Kindern fast noch mehr Spaß macht die Tour von der Valeppstraße zur Hafner-Alm. Außer knusprigen Enten und dem berühmtem Kaiserschmarrn gibt es dort nämlich auch einen kleinen Tierpark mit Meerschweinchen und Pfauen, Papageien und Hängebauchschwein, drei Eseln und zwei Ponys.
Kulinarische Erlebnisse in der Naturkäserei
Oft verbinden sich am Tegernsee Neu und Alt zu einem harmonischen Ganzen. Das gilt unbedingt für die erst wenige Jahre alte Naturkäserei. An der Straße nach Kreuth macht Landwirt Hans Leo gemeinsam mit zwei Dutzend anderen Bauern aus frischer Heumilch Camembert und Hirschberger von glücklichen Kühen. 1300 Genossen haben Anteile gezeichnet, vier Millionen Euro zusammen getragen.
Heute schmiegen sich Birnenspalier und Rosenstöcke an die traditionell wie ein Bauernhaus gebaute Käserei, während drinnen der Käsekessel dampft. Wie das funktioniert, kann sich jeder über große Panoramascheiben selbst ansehen oder gleich an einer Führung teilnehmen. Die endet - wie sollte es anders sein - in der Probierstube oder auf der Terrasse, wo Bergkäs, Quirinus und Heumilchbutter auf der Zunge zergehen.
Weitere Informationen:
Tegernseer Tal Tourismus, Hauptstr. 2, 83684 Tegernsee, Tel. 08022/92738-0, www.tegernsee.com