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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Was Spinner beim Angeln zu suchen haben
Kunstköder gibt es in schier unendlicher Vielfalt. Anfänger stehen oft ratlos vor den Fachgeschäft-Regalen, in denen die bunten oder glänzenden Verführer - ob Spinner, Wobbler oder Blinker - angeboten werden. Die Wahl fällt schwer, wenn man keine konkreten Ratschläge erhalten hat. Und warum überhaupt Kunstköder verwenden? Gut, sie mögen natürlichen Happen in letzter Konsequenz unterlegen sein, doch die bunten oder glänzenden Verführer bieten ein paar enorme Vorteile: Sie sind unbegrenzt haltbar, leicht zu transportieren, und stehen einem, hat man sie einmal gekauft, immer und überall zur Verfügung. Abgesehen davon lassen sich mit den Attrappen einige Tricks durchführen, die mit einem Naturköder kaum gelingen. Sehen Sie mehr in unserer Foto-Show: Kunstköder - Spinner, Wobbler, Blinker.
Die Sinnesorgane der Fische reizen
Die erste Begegnung ist fast immer etwas befremdlich. Man schaut skeptisch auf das seltsame Stück Metall, Plastik oder lackierte Holz und fragt sich: Das soll wirklich funktionieren? Sind die Fische etwa blöd? Aber man hat es ja im Anglermagazin gesehen - oder im Internet. Jener Riesenhecht hatte so ein ähnliches Teil im Maul. Also ab zur Kasse mit dem skurrilen Objekt, und am besten noch ein paar extra mitnehmen. Wer nichts wagt, gewinnt auch nichts.
Das Grundprinzip der Kunstköder-Fischerei ist - bei allem Formenreichtum - immer gleich: Es geht darum, einen Raubfisch so zu reizen, dass er zubeißt. Angesprochen werden dabei die Augen und/oder die Papillen des Seitenliniensystems. Letztere nehmen auch noch geringste Druckwellen im Wasser wahr. Sie funktionieren praktisch wie Bewegungsmelder. Gerade in trüberen Gewässern spielt dieses Organ bei vielen Fischen eine zentrale Rolle. Manche Raubfischarten verfügen zudem über ein gutes Gehör. Auch das kann man sich beim Angeln mit Kunstködern zunutze machen.
Die gängigen klassischen Kunstköder sind Spinner, Wobbler und Blinker. Jeder eine Kategorie für sich. Einige Sonderformen sowie die heutzutage besonders populären Gummiköder werden an dieser Stelle nicht besprochen.
Spinner: es ist nicht alles gut, was glänzt
Spinner sehen einem natürlichen Beutetier in absolut keinerlei Weise ähnlich. Eine Metallachse mit einem beweglichen Blatt daran und am Ende ein Drillingshaken, mehr ist eigentlich nicht dran. Richtig eingesetzt entfalten die bizarren Gebilde allerdings eine enorme Wirkung. Man wirft sie aus und holt sie, schneller oder langsamer, wieder ein. Das Blatt rotiert dabei um die Achse und sendet so kräftige Vibrationen aus, zusätzlich zu den optischen Reizen seiner bunten oder glitzernden Oberfläche. Für einen hungrigen Raubfisch schwer, dem zu widerstehen.
Große Spinner eignen sich hervorragend für den Fang von Hechten und Rapfen, mit den kleineren Modellen lassen sich vor allem Barsche, Forellen, Döbel und Alande verführen. Zander fallen interessanterweise nur selten auf Spinner herein. Vielleicht ist ihnen die Reizung schlicht zu massiv. Überreizung kann auch bei den anderen Fischarten ein Problem sein. Vor allem Anfänger machen oft den Fehler, zu stark glänzende Spinner zu verwenden. Bei hellem Sonnenschein und im klaren Wasser lösen solche Köder leicht ein wahres Feuerwerk von Lichtblitzen aus. Zu viel des Guten. Denn gerade Forellen ergreifen angesichts eines solchen optischen Bombardements leicht die Flucht. Unter solchen Umständen ist es ratsam, dunkel gefärbte Spinner zu verwenden, oder das Blatt mit einem wasserfesten Markerstift zu schwärzen. Notfalls tut es auch der Ruß aus einer Feuerzeug-Flamme.
Wobbler: äußerst vielseitige Köder
Wobbler haben zumindest etwas Ähnlichkeit mit einem echten Köderfisch. Sie bestehen aus einem Holz- oder Kunststoffkörper mit, je nach Größe, einem oder mehreren Drillingen. Die meisten verfügen am Kopf zudem über eine so genannte Schaufel, die beim Einholen für die Entstehung von zappeligen Schwimmbewegungen sorgt. Die Färbung, auch Dekor genannt, kann das natürliche Aussehen einer Fischart imitieren oder aus grellen, den Fisch reizenden Mustern bestehen. Die größten Wobbler, bis über dreißig Zentimeter lang, kommen beim Schleppfischen mit Booten zum Einsatz. Mit solchen Giganten werden kapitale Hechte und Welse erbeutet, auf offenem Meer sogar Thunfische und Barrakudas.
Sinkende Wobblermodelle eigenen sich bestens für das Angeln in tiefen Flüssen und Seen mit steil abfallendem Boden. Mit schwimmenden Wobblern dagegen lassen sich gut flache Uferzonen absuchen. Gerade im Sommer lauern dort Hechte und Barsche. Besonders spannend ist das nächtliche Zanderfischen mit dunkel gefärbten Wobblern. Man führt diese dicht unter der Wasseroberfläche, so dass die geschuppten Jäger deren Silhouetten im Restlicht erkennen können. Für praktisch jede Raubfischspezies und jedes Gewässer gibt es geeignete Wobbler. Eine äußerst vielseitige Kunstköder-Variante.
Blinker: Torkeln wie ein verletzter Beutefisch
Blinker funktionieren ähnlich wie Spinner, sie bestehen jedoch nur aus einem Metallblatt. Diese sehr traditionellen Kunstköder sind etwas aus der Mode gekommen, fangen aber nach wie vor Fische. Ihre Wirkung entfalten die meisten Blinker durch ihre torkelnden Bewegungen und die dabei entstehenden Vibrationssignale. Dadurch imitieren sie einen kranken oder verletzten Flossenträger – leichte Beute für hungrige Mäuler. Blinker können sehr langsam gefischt werden und sind deshalb eine gute Wahl für das Angeln von trägen Winterhechten in tieferen Gewässern. In der wärmeren Jahreszeit sind schwere, breite Blinker überaus erfolgreiche Welsköder. Die bärtigen Riesenfische jagen oft in Oberflächennähe. Welse hören außergewöhnlich gut. Das Aufplatschen eines Blinkers auf das Wasser lockt sie zielgenau an.
Einer der größten Pluspunkte der Kunstköder-Angelei ist die Möglichkeit, Spinner, Wobbler oder Blinker schnell und präzise an genau diejenigen Stellen führen zu können, an denen man die Raubfische vermutet. Dafür braucht es allerdings viel Übung. Zielwurf will gelernt sein. Deshalb ein Tipp: Stellen Sie sich ruhig mal auf eine Wiese und machen sie Trockenübungen. Das sieht zwar merkwürdig aus, lohnt sich aber in der Praxis. Und es schont den Geldbeutel. Ein ungenau geworfener Kunstköder landet schnell in Baum oder Busch - und ihn da wieder heraus zu bekommen, ist meist nicht leicht.