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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Auf Safari in Kamerun
An den Ufern des Lidi-Flusses ist Afrika so, wie man es sich vorstellt: Nilpferde prusten in der Abendsonne Fontänen in die Luft, einige Kob-Antilopen trotten zum Wasser, immer auf der Hut vor Feinden. Oben am Hochufer, auf der Terrasse der Bouba-Ndjida-Lodge, sitzen währenddessen Safari-Gäste im Schein von Petroleumlampen. Der Bouba-Ndjida-Nationalpark in Kamerun ist ein Paradies für Tierbeobachter - doch es gibt auch massive Probleme in dem Park. Schauen sie sich die beeindruckenden Safari-Bilder aus Kamerun in unserer Foto-Show an.
Trügerische Idylle im Nationalpark
Der Bouba-Ndjida-Nationalpark im Nordosten Kameruns ist eines der wildreichsten Schutzgebiete Afrikas: Elefanten, Giraffen, Löwen, Leoparden, Flusspferde und Antilopen streifen in solcher Zahl durch den Park, dass man getrost von einem Tierparadies sprechen kann. Bereits 1968 wurde das Areal, das mit 2200 Quadratkilometer fast so groß ist wie das Saarland, zum Nationalpark erklärt. Gemeinsam mit dem Sena-Oura-Nationalpark im benachbarten Tschad bilden beide heute ein länderübergreifendes Schutzgebiet.
Doch die Idylle trügt, denn seit einiger Zeit dringen immer wieder Wilderer in den Park ein. Zwischen Mitte Januar und Mitte März brachten sie etwa 200 Elefanten zur Strecke, einige Schätzungen gehen sogar von bis zu 600 Tieren aus. Damals fanden die Park-Ranger fast täglich neue Kadaver. "Sie kamen mit Pferden, Kamelen und großkalibrigen Gewehren und schnitten den Tieren teilweise noch bei lebendigem Leib die Stoßzähne aus den Kiefern", sagt Park-Ranger Adamou, ein Mann von mittlerem Wuchs und drahtiger Statur, als wir auf der Ladefläche seines Pick-ups durch den Park hoppeln.
Wilderer arbeiten für organisierte Banden
"An Sammelplätzen horteten sie das Elfenbein und deckten es mit Tierfellen zu. Später transportierten sie es ab." Es war nicht das erste Mal, dass die Ranger dieses Bild sahen, doch noch nie kamen die Wilderer in solcher Zahl und technisch so gut ausgestattet. Tierschützer nehmen an, dass dahinter organisierte Banden stecken, die das Elfenbein über den Sudan nach Asien transportieren, um es dort für viel Geld als natürliches Viagra zu verkaufen.
Nahe am Sahel gelegen, stößt das dichte Grün Zentralafrikas in Bouba-Ndjida auf das helle Gelb der Wüste. Wer den Park betritt, dem wird schnell klar: Er befindet sich in der Wildnis. Es ist eine wenig zugängliche, hügelige Savannenlandschaft, in der sich die Tiere tummeln. Und genau darin liegt das Problem: Jahrelang kümmerte sich die Regierung kaum um den Park. Zu weit abgelegen ist er, zu unzugänglich. Am Eingangstor gibt es bis heute keinen Wächter. Das Pförtnerhaus ist unbesetzt, das Eingangsschild von Schrotkugeln durchsiebt. Die meisten Pisten werden nicht gepflegt. Der Park ist nicht einmal eingezäunt, die meisten Ranger sind unbewaffnet - auch das macht es den Wilderern leicht.
Viele Probleme auch in den Dörfern
Wir halten auf unserer Tour im Dorf Koum am Südrand des Parks. Auch hier treten die Probleme offen zutage: Viele der Familien sind so arm, dass ihnen die Ernte kaum zum Leben reicht. Ein Problem haben die Bauern vor allem dann, wenn Elefanten ihre Felder zerstören. "Von der Regierung bekommen wir keine Kompensation, obwohl das Gesetz sie eigentlich vorsieht", sagt Mahan, ein Bewohner von Koum.
"Die Leute hier freuen sich deshalb, wenn die Wilderer kommen." Und dann sei da ja auch noch das Fleisch, das die Eindringlinge übrig lassen. "Wenn wir sie ungestört passieren lassen, dann teilen sie uns mit, wo sie die Elefanten getötet haben. Sie nehmen das Elfenbein, wir das Fleisch." Auch er habe im März davon gegessen, gibt der Bauer zu. "Was bleibt mir anderes übrig, außerdem waren die Tiere ja schon tot."
Safari-Tourismus als Teil der Hilfe
Die Probleme rund um den Park sind vielfältig. Doch nun gibt es Hoffnung. Die Regierung in Jaunde beteuert, sich in Zukunft mehr um die Bauern kümmern zu wollen. Gemeinsam mit dem Tschad hat sie außerdem eine grenzüberschreitende Initiative gegen die Wilderei unterzeichnet. "Man konnte sich bislang nicht dazu durchringen, einfache Parkwächter so auszustatten wie das Militär", sagt Francis Nchembi Tarla, Direktor des Garoua Wildlife College, der viele der Ranger ausbildet. "Jetzt schulen wir 60 Parkwächter an großen Waffen."
Zudem sieht das Programm vor, die Wege im Park zu verbessern. "Denn wo viele Touristen hinkommen, da ist weniger Platz für illegale Jagd." Doch, räumt Tarla Nchembi ein, eine hundertprozentige Garantie für die Sicherheit der Tiere gebe es nicht. "Wir sind in Afrika, und dafür ist der Park einfach zu groß."
Abendstimmung am Lidi-Fluss
Es wird Abend. Wir sitzen am Hochufer des Lidi-Flusses, essen Avocado mit Sardinen und trinken Bier der Marke "33". Mit ihren 16 Zimmern in Rundhütten aus Stein bietet die Bouba-Ndjida-Lodge guten Komfort. Die Betten sind mit weißem Leinen bezogen, die Gäste sonnen sich auf gepolsterten Korbstühlen, der Gin Tonic, den die Bediensteten servieren, und das Dinner im Fackelschein machen das Safariglück vollkommen.
Es sind nicht die Massen an Touristen wie in Kenia und Tansania, die Bouba-Ndjida besuchen, aber solche, die das Ursprüngliche suchen. Weil das Potenzial da ist, will nun auch eine Hamburger Investorengruppe eine zweite Lodge im Park bauen. Wie so vieles an diesem abgelegenen Ort steht aber auch ihr Engagement noch in den Sternen. "Dem Park würden mehr Besucher gut tun", sagt Francis Nchembi Tarla. "Doch bei uns weiß man nie, was als Nächstes passiert."
Tiersafari nicht immer erfolgreich
Am Morgen regnet es. Münzgroße Tropfen fallen aus den Wolken. Nach der Trockenzeit sprießt das Grün zwischen den verdorrten Büschen in wenigen Tagen bis auf Hüfthöhe. Auf einer Lichtung grasen einige Kob-Antilopen, zwei junge Buschböcke eilen hastig davon. In einem Flusslauf stoßen wir auf Elefantendung. Er dampft noch.
"Sie müssen eben erst hier vorbeigekommen sein", sagt Ranger Adamou. "Vor fünf Minuten vielleicht." Doch an diesem Tag bekommen wir die Tiere nicht zu Gesicht. Vielleicht haben sie das Knattern des Wagens vernommen, vielleicht haben sie unsere Stimmen gehört und es mit der Angst zu tun bekommen. "Elefanten haben ein gutes Gedächtnis", sagt Adamou, "manchmal merken sie sich etwas ein Leben lang".
Weitere Informationen:
Anreise: Mit Brussels Airlines je nach Jahreszeit ab 950 Euro in achteinhalb Stunden über Brüssel nach Jaunde. Auch Air France und Ethiopian Airlines fliegen die Hauptstadt Kameruns an. Von Jaunde geht es weiter mit Camair oder mit dem Nachtzug nach Ngaounderé. In den Park sind es von dort etwa fünf Stunden.
Einreise: Für die Einreise ist ein Visum erforderlich, das gegen 80 Euro bei der Botschaft der Republik Kamerun in Berlin, Tel. 030/89068090, www.ambacam.de, beantragt werden kann.
Beste Reisezeit: Für den Bouba-Ndjida-Nationalpark in der Trockenzeit zwischen November und Mai. Nur dann ist auch die einzige Lodge im Park geöffnet (www.paulboursafaris.com). In der Regenzeit zwischen Mai und Oktober sind die Pisten unbefahrbar.
Sicherheit: Kamerun ist ein relativ sicheres Reiseland. Wie für die meisten Länder Afrikas gilt aber: Gerade in den Großstädten sollte man keine Wertgegenstände offen tragen. Gleiches gilt auch für die Strände von Kribi und Limbé. Weitere Informationen unter www.auswaertiges-amt.de.
Gesundheit: Für die Einreise vorgeschrieben ist eine Gelbfieberimpfung. Unbedingt empfehlenswert sind auch Prophylaxe gegen Malaria, Hepatitis A und B sowie die Dreifachimpfung gegen Polio, Diphtherie und Tetanus. Auf Mückenschutz und Trinkwasserhygiene achten.
Pauschalangebote: Die 16-tägige Reise "Höhepunkte Kameruns" kostet bei Ikarus Tours inklusive Besuch des Bouba-Ndjida-Nationalparks ab 3690 Euro pro Person. Der Bouba-Ndjida-Nationalpark findet sich auch in den Programmen von Diamir Erlebnisreisen und ARR Natur- und Erlebnisreisen in Wien.
Weitere Auskünfte: Cameroon Tourist Information Board, c/o Löwen Touristik, Kölner Landstr. 429, 40589 Düsseldorf, Tel. 0211/13060102, www.loewentouristik.com.