Quarz oder Automatik? Die richtige Armbanduhr kaufen: Darauf kommt es wirklich an
Bei einer neuen Uhr müssen Budget und Optik stimmen. Doch die richtige kaufen – das kann schwierig werden. Quarzuhr oder mechanisches Uhrwerk? Neu oder gebraucht? Uhrenprofi Frank Miquel erklärt, worauf es wirklich ankommt. Aktuelle Quarz- und Automatikuhren sehen Sie in unserer Fotoshow.
Quarz- oder Automatikuhr?
"Wer eine günstige, unkomplizierte Uhr sucht, ist mit einer Quarzuhr oft am besten bedient“, sagt Miquel. "Doch wer mechanische Präzision am Arm tragen will, die ohne Batterie auch über Jahrzehnte nur durch die Bewegung von Hand und Körper läuft, für den ist eine Automatikuhr das Richtige.“ Genau da fangen aber die Unterschiede an: "Ein Quarzwerk benötigt viel weniger Komponenten als ein mechanisches Werk. Daher lassen sich die Modelle auch in ungewöhnlichem Design fertigen. Automatikuhren lassen sich bauartbedingt nicht besonders flach herstellen."
Automatikuhren sind im normalen Alltag mit Bürojob völlig zuverlässig, jedoch nicht so robust wie Quarzuhren. "Heftige Schlag-Stopp-Bewegungen wie beim Arbeiten mit Hammer oder Spaten, beim Golfen und Tennisspielen können Defekte am Uhrenrotor oder am 'Unruh'-Schwingsystem auslösen“, weiß der Sammler und Händler. "Man kann solche Schäden problemlos reparieren, aber das dauert eben einige Tage.“ Quarzuhren mit gutem Werk geraten dabei nicht aus dem Takt. "Wer handwerklich arbeitet oder täglich Sport treibt, dem empfehle ich eher eine Quarzuhr."
Der Hauptgrund, eine Automatik zu tragen: Pure Mechanik statt Batterie. Präzision statt Plastik. Die günstigsten Modelle sind ab etwa 200 Euro zu haben. Wichtig dabei: Nicht alle Werke dieser Preisklasse lassen sich per Hand aufziehen – und das ist wichtig. Sie nur durch das Bewegen am Arm durch Ruhezeiten wie in der Nacht zu bekommen, ist sehr schwer. 36 bis 42 Stunden Laufzeit sollten sie schon haben, um die Uhr nicht dauernd neu einstellen zu müssen.
Es kommt aufs richtige Werk im Innern an
Wer ein handwerklich präzise gearbeitetes Stück haben will, muss laut Miquel etwas mehr Geld ausgeben: "Mit einer Uhr von etwa 500 Euro trägt man Qualität am Arm. Nach oben sind die Grenzen allerdings offen." Wichtig sei dabei ein Schweizer Uhrwerk, nach dem der Käufer im Laden fragen sollte: "Stammt es von den Herstellern ETA oder Selitta, liegt man keinesfalls verkehrt. Auch deren günstige Werke laufen und laufen, sie lassen sich auch nach Jahren noch reparieren. Allerdings empfehle ich alle fünf Jahre eine Wartung, um die Präzision zu erhalten."
Doch auch bei Quarzuhren könne sich die Frage nach dem Taktgeber lohnen: "Wenn das Werk etwa vom Schweizer Hersteller Ronda kommt, ist das ein gutes Zeichen." Das Klischee, eine günstige Quarzuhr ließe sich bei einem Schaden nur wegwerfen, stimme nicht: "Man kann sich oft für wenig Geld vom Fachmann ein neues Werk einbauen lassen. Manchmal ist man da schon mit 50, 60 Euro dabei." Werke etwa von Ronda ließen sich auch problemlos reparieren.
Das Glas muss hart sein – richtig hart
Auch beim Glas gibt es deutliche Qualitätsunterschiede: "Das teuerste und beste Glas ist Saphirglas. Es ist extrem hart, bis das mal verkratzt, braucht's schon eine Menge Druck“, weiß Miquel aus Erfahrung. Eine 30-Euro-Uhr kommt dagegen meist mit einem Deckel aus gehärtetem Mineralglas und ist deutlich empfindlicher. Die unterste und im Alltag empfindlichste Kategorie sind derzeit Kunststoff-Gläser. Doch inzwischen seien manche Uhren sogar schon knapp unter 100 Euro mit Saphirglas ausgestattet.
Welche Funktionen sind wichtig?
Datumsanzeige, Stoppuhr, der ewige Kalender, Zeitzonenanzeige oder Mondphasen gehören zum Repertoire vieler Hersteller. "Meist werden solche Uhren wegen der Optik gekauft. Nur die wenigsten Träger wissen, wie man sie bedient“, verrät der Experte.
Häufig werden die Uhrenkategorien Chronograph und Chronometer verwechselt: Der Chronograph ist eine Uhr mit zusätzlicher Stoppfunktion. Die gestoppte Zeit wird auf maximal drei integrierten Zifferblättern in Sekunden, Minuten und Stunden seit dem Start angezeigt. Doch solche Funktionen sind nach der Erfahrung von Frank Miquel anfälliger für Defekte als Uhren ohne Extras: "Jede zusätzliche Funktion braucht Zahnräder, Federn, Achsen und Scheiben. Damit steigt das Risiko, dass ein Teil seinen Dienst versagt."
Der Chronometer hingegen hat damit nichts zu tun. Er bezeichnet eine besonders präzise laufende Uhr, wie sie früher Schiffe und Flugzeuge zur Navigation benötigten. In der Schweiz gefertigte Uhren dürfen die Bezeichnung nur nach Abnahme einer offiziellen Qualitätsprüfung tragen. Sie sind ab etwa 1.500 bis 2.000 Euro zu bekommen.
Wie wasserdicht ist die Uhr?
Menschen tragen Uhren – ob sie putzen, den Garten gießen, im Regen mit dem Bike fahren oder schwimmen gehen. Doch Angaben wie "Wasserfest 30 Meter" seien "völlig irreführend", warnt Frank Miquel. Das liege am heutigen Testverfahren fernab des Alltags. "Steht auf der Uhr 'water resistant 30m', ist die Uhr geschützt gegen Schweiß und Spritzwasser. Mehr nicht." Bei "50m" oder "5 ATM" dürfe man den Garten gießen oder das Auto waschen. Erst bei "100m" könne man schwimmen gehen – aber nicht springen oder tauchen. Das sei erst mit hochpreisigen Uhren der Kategorie "200m" möglich.
Uhren gebraucht kaufen
Wer sich in eine Uhr verliebt, aber nicht über das nötige Budget verfügt, könne sie bei einem guten Händler auch jederzeit gebraucht kaufen. Doch bei der Auswahl komme es erst auf die Seriosität und danach auf den Preis an, betont Miquel. "Ein guter Händler hat sehr gute Beratung, eine Geschäftsadresse in Deutschland mit Festnetz-Telefonnummer, einen Laden mit festen Öffnungszeiten und Ansprechpartner für Fragen nach dem Kauf." Um das richtige Stück zu finden, kommt es also auf Präzision in vielen Details an – nicht nur auf Preis und Optik.