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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zeitmesser Uhren mit besonderen Materialien
Weiß-, Gelb- und Rotgolduhren sind beliebt - ebenso wie solche aus Edelstahl und Silber. Es gibt jedoch auch einige Zeitmesser, deren Werkstoffe mehr als außergewöhnlich sind - diese stellen wir Ihnen vor.
In Zürich verbaut Patrick Hohmann im Atelier Werenbach einen ganz speziellen Stoff in den Gehäusen seiner Uhren: recyceltes Raketenmaterial. Bei einem kasachischen Händler kauft Hohmann Metall, das einst in russischen Sojus-Raketen eingesetzt wurde und das letztlich als Weltraumschrott wieder in der Wüste Kasachstan den Erdboden berührte.
Uhren für Astronauten
"Mein Ziel war es, eine Uhr zu bauen, bei der jede einzelne eine Geschichte verkörpert: Meine Uhren sind als Teil einer echten Rakete ins Weltall geflogen," erklärt uns der Entrepreneur, "das macht sie authentisch und zu etwas Besonderem." Zum Material für seine Werke eignet sich jedoch nur ein kleiner Teil der gefunden Raketen: die Dampfturbinen. Sie durchlaufen anschließend eine hauseigene Legierung. Die in Kleinserien produzierten Uhren kosten umgerechnet ab 6200 Euro aufwärts. Dafür erhalten Käufer nicht nur einen schicken Zeitmesser, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte der Raumfahrt. Und das wiederum lockt echte Raumfahrer an: Zwei Astronauten tragen eine echte "Werenbach" bereits an ihren Handgelenken. >>
Bleiben wir im All: Der Mond spielt schon lange eine große Rolle in der Uhrenkunde - viele Liebhaber schätzen die Mondphasen-Anzeige. Die Genfer Marke Romain Jerome benutzt auch Material, das sie direkt aus der Erdumlaufbahn genommen haben: In der Moon Dust-DNA befinden sich echter Mondstaub sowie Bauteile von Appollo XI und Sojus-Raumschiffen, in den Armbändern werden Teile von ISS-Raumanzügen recycelt. Mitlerweile gibt es sogar schon vier Modellreihen, die trotz des hohen Preises (15.000 bis 500.000 Euro) schnell vergriffen sind.
In der Master-Linie des Luxusuhren-Herstellers Jaeger-LeCoultre ist ebenfalls extraterrestrisches Material verbaut: Das Zifferblatt besteht aus Meteoritengestein. Der Meteorit "Muonionalusta" ist über vier Milliarden Jahre alt und stammt von einem Asteroiden zwischen Mars und Jupiter. Er schlug vor vor 800.000 Jahren in Schweden ein. Die Master Calendar mit Automatik-Uhrwerk und diesem außerirdischen Werkstoff ist ab 11.600 Euro zu haben. >>
Der Spezialuhrenhersteller Sinn aus Frankfurt hat sich für seine Produkte nicht an den Sternen, sondern an der Tiefsee orientiert: Mit der U-Modell-Serie ist es den Ingenieuren gelungen, Taucheruhren zu entwickeln, deren Qualität auch extremen Einsatzbedingungen standhalten.
Stahl aus deutschen U-Booten
Einen ganz besonderen Stahl haben die Sinn-Uhrmacher bei den deutschen U-Boot-Werften Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH und Nordseewerke GmbH gefunden: Der Stahllieferant dieser Werften steuert kleine Mengen des Stahls der aktuellen deutschen U-Boot-Produktion für den Uhrenbau bei. Das ist exakt der Stahl, aus dem die Außenhüllen der zurzeit modernsten nichtnuklearen U-Boote der Welt entstehen: die U-Boot-Klasse 212 A der Deutschen Marine. Dieser original U-Boot-Stahl ist nicht nur außerordentlich seewasserbeständig, er besitzt auch die höchste amagnetische Güte ohne jeden Restmagnetismus.
Sinn befüllt die Uhren zudem komplett mit Öl, sodass die absolut beschlagfrei sind und jeder Tauchtiefe gerecht werden. Aus diesem Grund setzte die maritime Einheit der GSG 9 diese Uhren (UX GSG 9) auch als Dienstuhren ein. Das Tiefsee-taugliche Schmuckstück kostet ab 1690 Euro.
Faszination Motorsport: Uhren mit Rennwagen-Stahl
Die Brüder Alexander und Dominik Kuhnle verbauen in ihren Uhren der Marke Scalfaro den Stahl echter Rennwagen: Die auf 300 Stück limitierte Rudolph Uhlenhaut Edition setzt dem Konstrukteur der Sportwagenikone Mercedes 300 SL ein Denkmal. Bei der mechanischen Uhrenserie sind erstmals historische Originalmaterialien des seltenen Mercedes 300 SL Flügeltürer in die Keramikelemente des Uhrgehäuses integriert worden. "Unsere Uhren erzählen Zeitgeschichten von Ingenieuren und deren Meisterwerke", erklären die Gebrüder Kuhnle. Die Uhren mit der Rennwagen-DNA kosten ab 3950 Euro. >>
Und genauso flott geht es weiter: Der dänische Uhrenhersteller REC recycelt ebenfalls mit Vorliebe Motorikonen zu modischen Accessoires. Bisher waren es vor allem Mini Cooper, die als Muse dienten.
Der Mustang wird angezäumt
Doch nun soll es größer, wilder und PS-stärker werden: REC plant mit dem Modell P-51 Mustangs aus dem Jahr 1960 wiederzubeleben. Die auferstandenen Pferdchen sollen in Form eines Vintage-Zifferblattes integriert werden. Eingezäumt wird der Hengst natürlich mit Leder - wie in diesem Fall einem ledernen Armband.
Für dieses Vorhaben suchten die Uhren-Ingenieure via Crowd-Funding nach Unterstützern. Ein Blick auf die Website verrät: Bislang haben 356 Connoisseure dem Plan zugestimmt - es kamen mehr als 286.000 von benötigten 151.400 Euro zusammen. Wir dürfen uns also in Zukunft über den Mustang am Handgelenk freuen. Der Preis ist noch nicht bekannt, dürfte sich aber mit Blick auf die anderen Modelle des Herstellers im überschaubaren Rahmen halten: Diese kosten etwas mehr als 300 Euro.
Sehen Sie alle Uhrenmodelle aus besonderes Materialien auch in unserer Fotoshow.