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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wenn ihr Höhepunkt ausbleibt Lässt sich ein Orgasmus trainieren?
Eine glückliche Beziehung, toller Sex. Neun Jahre stand für Jürgen außer Frage, dass er und seine Frau Sabine auch im Bett großartig harmonieren. Schließlich bekam Sabine nahezu jedes Mal einen Orgasmus. Doch dann gestand seine Frau ihm: "Meine Höhepunkte waren immer nur vorgetäuscht!"
Knapp 80 Prozent der Frauen täuschen ihren Orgasmus vor. Das ergaben mehrere Studien und Umfragen. Die Gründe sind dabei relativ ähnlich, so Sexualwissenschaftler der Universität Kansas. Frauen täuschen ihren Orgasmus vor, um ihren Sexpartner glücklich und zufrieden zu stellen. Sie glauben, ist er glücklich in der Beziehung, verlässt oder betrügt er sie nicht. Auch Sabine dachte, würde ihr Freund die Wahrheit kennen, würde er sich bestimmt von ihr trennen wollen.
Zehn Prozent hatten noch nie einen Orgasmus
Wie Sabine geht es vielen Frauen. Experten schätzen, dass mindestens zehn Prozent noch nie einen Orgasmus hatten. Knapp 60 Prozent können sich zwar selbst zum Höhepunkt bringen, kommen jedoch nicht, wenn der Partner dabei ist. "Für viele Frauen ist der Orgasmus eine seltene Glückssache", sagt die Leiterin des BeFree Tantra Instituts, Regina Heckert. Dort bietet sie spezielle Orgasmusseminare an.
Oft mangelt es an Selbstwertgefühl
Die Ursachen für dieses Phänomen beginnen im Kopf. Häufig orientierten sich Frauen zu sehr an der männlichen Sexualität, erklärt die Expertin. "Und die ist schnell, zielorientiert, oft nicht mit dem Herzen dabei und zu heftig", sagt Heckert. Oft mangle es den Frauen an sexuellem Selbstwertgefühl.
Eine offene Aussprache hilft
"Die meisten von ihnen glauben, bei allen funktioniert das mit dem Höhepunkt – nur bei mir nicht", so Heckert. Dabei würde in vielen Fällen schon eine offene Aussprache mit dem Partner helfen. "Es gibt zahlreiche Frauen, die ihre eigenen Bedürfnisse zwar kennen, sie aber nicht vermitteln können", weiß die Sexexpertin.
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Das Model-Syndrom bremst
Auch andere Faktoren machen Frauen das Sexleben schwer. "Das Nicht-Loslassen-Können, die mangelnde Körperpräsenz, das bremst", sagt Orgasmus-Lehrerin Heckert. Und dann wäre da noch das "Model-Syndrom". Damit ist gemeint, dass ihre Gedanken ständig um Cellulitedellen oder überflüssige Pfunde kreisen. "Es gibt Frauen, die ziehen während des Geschlechtsverkehrs permanent den Bauch ein", so Heckert. "Klar, dass man sich so nicht wirklich hingeben und zum Höhepunkt kommen kann."
Wann man professionelle Hilfe braucht
Zum Glück können Paare sich von Profis helfen lassen. Doch ab wann braucht man die? "Wer sich nach mehreren erfolglosen Anfangsjahren aus der Sexualität zurückzieht, sollte unbedingt therapeutische Hilfe suchen", sagt die Tantra-Lehrerin. Das gilt auch, wenn Krankheiten wie Depressionen, Migräne oder Hautkrankheiten bestehen oder es zu Schmerzen beim Sex oder anhaltender Lustlosigkeit kommt. Alarmierend ist zudem, wenn Sexualität überhaupt nicht mehr stattfindet – auch nicht in Form von Selbstbefriedigung.
Wie Sie Ihren Orgasmus trainieren können
Um zum Höhepunkt zu kommen, brauchen Frauen meistens keine teuren Pillen oder Hilfsmittel. Es kommt allerdings immer auch auf die Vorgeschichte, die Erfahrungen sowie die psychische und physische Verfassung an.
Mit Geduld und Zeit sowie einigen Tricks stehen die Chancen für Frauen höher, zum Orgasmus zu kommen.
Zeit nehmen
Wichtig ist vor allem locker zu bleiben und sich nicht zu sehr auf den Höhepunkt zu fokussieren. Wird mit allen Mitteln versucht, die Frau zum Orgasmus zu bringen, erhöht das den Druck auf sie und verursacht Stress. Die Frau steht unter starker Anspannung und kann sich nicht mehr fallen lassen und genießen. Paare sollten sich Zeit füreinander nehmen.
Solo
Schüchterne oder zurückhaltende Frauen können vorher alleine ausprobieren, was ihnen gefällt und was nicht. Bei der Selbstbefriedigung sollten daher nicht immer die gleichen Bewegungen durchgeführt werden. Eine Änderung der routinierten Abläufe kann weitere erogene Zonen zum Hervorscheinen bringen.
Raus aus der Routine
Doch nicht nur bei der Selbstbefriedigung sollten Frauen vom altbekannten Muster weggehen. Auch beim Geschlechtsakt sind Veränderungen viel wert und können die Chance auf einen Orgasmus erhöhen. Das gilt auch für die Sexstellung. Tipps und Ideen finden Sie beispielsweise im Kamasutra oder anderen illustrierten Sexbüchern.
Beliebte Stellungen sind beispielsweise:
- Löffelchenstellung
- Reiterstellung
- Beinstrecker
- 69
Winkel verändern
Ein Kissen unter dem Po oder ähnliches verändert den Eindringwinkel des Penis. Hierdurch werden wiederum andere Punkte berührt und stimuliert.
Training der Beckenbodenmuskulatur
Ein gut trainierter Becken- und Scheidenmuskel kann ebenfalls dazu beitragen, die Chance auf einen Orgasmus zu erhöhen. Durch spezielles Training der Beckenbodenmuskulatur kann die Intensität des Orgasmus erhöht werden. Trainingstipps gibt es hier.
Was hat der Beckenbodenmuskel mit dem Orgasmus zu tun?
Sind Frauen sexuell erregt, dehnt sich ihre Vagina aus. Das erschwert allerdings die Stimulation des G-Punkts durch den Penis beim Eindringen. Ein trainierter Beckenbodenmuskel kann hingegen beim Sex den Penis besser umschließen. Die Chance, dass die richtigen Stellen dadurch stimuliert werden, steigt.
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Klitoral oder vaginal
Wenn vorher lediglich versucht wurde, einen Orgasmus durch Stimulation der Vagina (bzw. der Scheidenwand) zu erreichen, sollte der Stimulationspunkt geändert werden. Frauen erleben ihren Höhepunkt häufiger, wenn sie klitoral stimuliert werden.