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Heirat ja oder nein: Braucht die Liebe die Ehe?


Großes Versprechen
Heirat ja oder nein: Braucht die Liebe die Ehe?

Verliebt, verlobt, verheiratet – oder doch nicht? Braucht die Liebe die Ehe, um stabil und stark zu bleiben? Oder leben Paare ohne Ring am Finger vielleicht sogar zufriedener?

15.01.2018|Lesedauer: 4 Min.
t-online, Ann-Kathrin Landzettel
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Das kommt ganz auf das jeweilige Paar an, weiß Paarberater Eric Hegmann aus Hamburg. Manche schweißt die Heirat noch enger zusammen, für andere ist sie der Anfang vom Ende.

Ehe: Wenn das Paar sich in der Wahl der Beziehungsform einig ist, hat die Liebe eine stabile Basis – mit und ohne Trauschein.Vergrößern des Bildes
Ehe: Wenn das Paar sich in der Wahl der Beziehungsform einig ist, hat die Liebe eine stabile Basis – mit und ohne Trauschein. (Quelle: Kostyazar/getty-images-bilder)

Hochzeiten sind nach wie vor beliebt

Jungen Menschen wird gerne nachgesagt, sie seien freiheitsliebend und würden sich nicht festlegen wollen – schon gar nicht für immer. Es könnte ja doch noch ein besserer Partner kommen. Dabei ist Heiraten nach wie vor beliebt und der Hafen der Ehe wird wieder vermehrt angesteuert.

"Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist Heiraten durchaus in Mode. Die Zahl der Eheschließungen steigt wieder, gleichzeitig nehmen die Scheidungen ab und die Ehen dauern wieder länger. Mein Eindruck ist: Beziehungsglück ist das höchste Gut heute", sagt Hegmann.

Liebe basiert auf individueller Beziehungsform

Wichtig ist, dass sich jedes Paar für das Modell entscheidet, das beide leben möchten. Presst sich einer dem anderen zuliebe in eine Beziehungsform, die ihm nicht zusagt, wird es zu Konflikten kommen – und im schlimmsten Fall zur Trennung.

Wenn sich beide in ihrer Wahl und ihren Lebenszielen einig sind, hat die Liebe eine stabile Basis – mit und ohne Trauschein.

Der häufigste Grund für den Ring am Finger

Bei den Paaren, die sich für die Ehe entscheiden, stehen bei Umfragen romantische Gefühle ganz weit oben, gefolgt von dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Wunsch, füreinander Einzustehen.

"Sich aktiv füreinander zu entscheiden und füreinander da zu sein – in guten und in schlechten Tagen – dafür steht die Ehe", so der Paarberater. "Hinzu kommt, dass dieses Ritual des Eheversprechens, vielleicht vor Gott, vor den Freunden und der Familie, immer noch einen großen Wert darstellt.

Es wird nicht leichtfertig gegeben und signalisiert, dass es auch nicht leichtfertig aufgelöst wird. Das schafft Vertrauen."

Eine stabile Liebe braucht Optimismus und Vertrauen

Doch nicht nur die Ehe schafft Vertrauen, sondern vor allem der Umgang der Partner miteinander. Das Versprechen füreinander da zu sein. Die Bemühungen, gemeinsam zu wachsen und der Wunsch, Herausforderungen lösen zu wollen: Das sorgt für eine starke Bindung.

Die Eheschließung ist eine zusätzliche Bekräftigung. Sie unterstreicht das Gefühl, das beide verbindet und signalisiert: Wir meistern die Zukunft. Unsere Liebe ist stark genug. Wir sind angekommen.

"Wichtig für das Zusammenleben und das Liebesglück sind Optimismus und Vertrauen – ob mit oder ohne Ring am Finger", sagt Hegmann.

Trennung und Beziehungsmodell hängen nur selten zusammen

Welche Beziehungsform tendenziell länger hält, kann man laut dem Paarexperten nicht klar sagen. "Die Gründe für eine Trennung haben nur selten mit dem Beziehungsmodell zu tun. Meist sind es Konflikte innerhalb der Beziehung, die für die Liebe ein Risiko sind.

Diese sind in einer Ehe ebenso vorhanden wie in einer Partnerschaft", sagt Hegmann, der unter anderem Onlinekurse zu Beziehungskrisen und Bindungsproblematiken anbietet. Eine Ausnahme sei, wenn ein Partner ein anderes Modell wünsche, also wenn ein Partner heiraten wolle, der andere aber nicht.

Dann sei es durchaus möglich, dass der Partner mit dem Ehewunsch die Zurückweisung als so schmerzhaft erlebt, dass der Optimismus und das Vertrauen schwinden.

Trennung nach der Heirat: Was dahinter steckt

Manchmal passiert es, dass Paare viele Jahre zusammen sind und sich irgendwann entschließen, zu heiraten. Doch kurz nach der Hochzeit zerbricht die Liebe. Was ist geschehen?

Wie Hegmann aus seinen Gesprächen mit Paaren weiß, ist es in einem solchen Fall oftmals so, dass das Eheversprechen einen ungelösten Konflikt beseitigen sollte. Die Enttäuschung darüber, dass dies nicht funktioniert, führt dann zur Trennung.

Die Ehe war letztlich Ausdruck von Verlustangst. Das Risiko einer Trennung bestand die ganze Zeit. Die Heirat hat den Schlussstrich hinausgezögert, war aber nicht der Auslöser.

Warum sich manche Paare vor der Ehe fürchten

Eine andere Möglichkeit ist, dass sich das Paar von ganzem Herzen liebt, aber Angst vor der Ehe und dem Versprechen "für immer" hat. Der Beziehungscoach hat viele Paare kennengelernt, denen es so geht: "Ganz häufig erlebe ich, dass Ehepartner glauben, die Form der Ehe wäre starr und nicht formbar.

Das löst die Sorge aus, sich einschränken und die eigene Autonomie aufgeben zu müssen. Dabei ist in jeder Beziehung alles verhandelbar." Jedes Paar kann seine Freiräume selbst definieren. Es kann beispielsweise verheiratet sein und in zwei Wohnungen leben, wenn beide das wünschen.

Angst vor der Ehe kann laut Hegmann aber auch ein Ausdruck von Bindungsangst sein. "Oft versucht sich ein Partner so vor Verletzungen durch Offenheit und Nähe zu schützen. Partner, die ehrlich gegenüber sich selbst und dem anderen sind, werden ihre Beziehungsform so gestalten können, dass beide zufrieden sind."

Drei Tipps für eine erfolgreiche Ehe

Der Paarberater hat drei Tipps für eine erfolgreiche Ehe, die er Paaren ans Herz legen möchte:

  • Seien Sie selbst der liebenswürdige Partner, den Sie sich wünschen. Die glücklichsten Partner sind nicht nur Liebende, sondern auch beste Freunde.
  • Sprechen Sie über Ihre Wünsche und Fantasien, nur dann können Sie diese gemeinsam ausleben. Das gilt für Lebensziele ebenso wie für Sexualität.
  • Lernen Sie damit umzugehen, dass ein Großteil der Konflikte eines Paares nicht durch Kompromisse lösbar ist, die beide Partner gleich befriedigt zurück lassen. Es ist der Umgang mit den unlösbaren Konflikten, der die Beziehungszufriedenheit bestimmt.
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