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Wählen ab 16, Alkohol ab 18? Gefordertes Verkaufsverbot irritiert


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Drogenbeauftragter in der Kritik
Wählen ab 16, Alkohol ab 18? Gefordertes Verkaufsverbot irritiert

MeinungVon Mario Thieme

11.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Teenager feiern ausgelassen mit Alkohol: Geht es nach dem Drogenbeauftragten, sollten nur Erwachsene Alkohol kaufen dürfen.Vergrößern des Bildes
Teenager feiern ausgelassen mit Alkohol: Geht es nach dem Drogenbeauftragten, sollten nur Erwachsene Alkohol kaufen dürfen. (Quelle: IMAGO / Shotshop)
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Der Drogenbeauftragte will einen Verkauf von Alkohol nur an Volljährige erlauben. Viele t-online-Leser sind deshalb verwundert, widerspricht es doch dem ebenfalls geforderten Wahlrecht ab 16.

Seit einem Monat ist Burkhard Blienert "Beauftragter für Sucht- und Drogenfragen" der Bundesregierung, wie es offiziell heißt. Nun sorgt er in dieser Funktion erstmals für Schlagzeilen mit seiner Forderung nach einem Verkaufsverbot von Alkohol an unter 18-Jährige.

Auch gegen das begleitete Trinken, also den Alkoholkonsum Jugendlicher unter Aufsicht von Sorgeberechtigten, spricht sich der SPD-Politiker entschieden aus. Zudem dürfe seiner Meinung nach nicht für Tabak und Alkohol geworben werden.

Für t-online-Leser ist die Frage, ob Alkohol nur an Volljährige verkauft werden darf, streitbar. Die meisten, die auf unseren Leseraufruf reagiert haben, verteidigen den Status quo. Viele Leser sehen in Blienerts Forderung einen Widerspruch zum gewollten Wahlrecht ab 16. Von manchen bekommt er aber auch Zustimmung.

"Ein Bier oder ein Glas Wein sollte kein Problem darstellen"

t-online-Leser Holger Bräunlich findet: "Wenn die Jugend demnächst ab 16 Jahren wählen darf, dann sollte ein Bier oder ein Glas Wein kein Problem darstellen. Es geht nicht um harten Alkohol wie Schnaps und Ähnliches. Also warum sollten Jugendliche in Begleitung Erwachsener nicht ein Glas Bier, Wein oder Sekt trinken dürfen?" Holger Bräunlich stört sich an dem Verbotscharakter, den er mit der Regierung grundsätzlich verbindet.

"Das Saufen ist tabulos manifestiert"

"Sorry für den Ausdruck, aber das Saufen ist im christlichen Abendland tabulos manifestiert", stellt t-online-Leserin Silke Prager fest. "Schon von Kindesbeinen an lernt man: Alkohol macht was mit den Erwachsenen. Im besten Fall werden die nämlich lustig. Das führt natürlich zu Neugier – und zack: Es wird gekostet. Manch einer wird aus den Anfängen klug und lässt künftig die Finger davon, viele aber werden dabei bleiben."

Silke Prager glaubt, dass, wenn beispielsweise Großeltern ihren 14-jährigen Enkeln schon mal ein Glas Rotwein einschenken, mit der Einstellung, sie seien doch alt genug, "beginnt die Spirale, die im schlimmsten Fall in einer lebenslangen Sucht endet".

Silke Prager unterstützt den Drogenbeauftragten. Sie glaubt aber, seine Forderung sei zu ambitioniert. Sie empfiehlt, Alkohol aus den allseits zugänglichen Auslagen im Supermarkt zu verbannen, ihn teurer zu machen, Werbung zu verbieten und Bilder von Leberzirrhosen auf die Flaschen zu drucken.

"Die Jugend ist heute viel vernünftiger und aufgeklärter"

"Alkohol wie beispielsweise Bier sollten auch 16-Jährige trinken dürfen. Es hat uns auch nicht geschadet", schreibt t-online-Leser Roland Mattes. "Die Jugend ist heute viel aufgeklärter und vernünftiger als noch vor 25 Jahren", stellt er fest.

"Es kann nicht angehen, dass die SPD das Wählen ab 16 Jahren befürwortet, der mündige 16-jährige Wähler aber kein Bier kaufen darf." Ebenso wie Holger Bräunlich nimmt Roland Mattes ein staatliches Verbotsgebaren wahr, das seiner Ansicht nach "mittlerweile bis in die intimsten Lebensbereiche eingreift".

"Die Verharmlosung ist das größte Problem"

t-online-Leser Andreas Babl berichtet: "Ich bin 23 Jahre alt und habe das erste Mal mit 14 Jahren Alkohol getrunken. Doch durch die Zeit danach und die Tatsache, dass ich einen Alkoholikerfall in der Familie hatte, hat sich meine Meinung hierzu stark gewandelt."

Seiner Meinung nach ist es nicht so wichtig, eine bestimmte Altersgrenze festzulegen, sondern eher der Umgang mit dem Thema. "Die Verharmlosung ist das größte Problem. In meiner Heimat Bayern wird erwartet, dass du Alkohol trinkst. Wer das nicht tut, gilt als langweilig."

Nicht nur in der Familie, auch im Freundeskreis habe Andreas Babl erlebt, dass mancher schon mit einem Bein in der Alkoholsucht stand. Und auf seiner Arbeitsstelle prahlen Kollegen mit ihrer Trinkfestigkeit.

"An oberster Stelle sollte die Aufklärung stehen – und zwar besser umgesetzt als durch zwei Polizisten, die in die Schulen gehen und ein bisschen was erzählen. Zusätzlich braucht es ehemalige Alkoholiker, Mediziner und Sozialarbeiter. So ist es möglich, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten und Jugendliche aufzuklären."

"Verantwortungsvollen Jugendlichen Alkohol zu verbieten ist arrogant"

"Burkhard Blienert stellt das betreute Trinken dar, als ob Eltern mit ihren Kindern auf Sauftour gehen. In der Realität sieht das ja wohl ganz anders aus", kritisiert t-online-Leser Guido Lindemeyer den Drogenbeauftragten. "Ein 15-Jähriger kann schon einen Schluck Alkohol vertragen. Besser, er lernt den Umgang im Beisein der Eltern, als dass er es illegal auf Partys tut", findet er.

"Wenn mein 15-jähriger Sohn in meinem Beisein mal ein Radler trinkt, dann wird ihn das auch in seiner körperlichen Entwicklung nicht zurückwerfen. Schauen wir nach Amerika, wo Alkohol entsprechend geächtet ist. Jeder 21. Geburtstag wird zum reinen Alkoholexzess – auch für Minderjährige, die an diesen Partys teilnehmen. Alkohol bekommt dort eine ganz andere Bedeutung, die es hier aufgrund der Verfügbarkeit nicht hat", glaubt Guido Lindemeyer.

Seine Überzeugung ist: "Mit Verboten greift man nur in das Persönlichkeitsrecht der einzelnen Menschen ein. Jugendlichen, die verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen, so wie es doch bei den meisten der Fall ist, den Alkohol zu verbieten, nur weil es einige nicht können, ist meiner Meinung nach arrogant."

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online-Lesern
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