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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ärzte zeigen Herz Uni-Klinik erlaubt Tiere im Krankenhaus
Hund und Katze im Krankenzimmer - mit Verweis auf die Hygienevorschriften bislang ein Tabu in deutschen Krankenhäusern. Anders verfährt nun das Universitätsklinikum Göttingen in Niedersachsen. Patienten der Palliativstation dürfen seit neuestem ihre geliebten Vierbeiner mitnehmen - als Ruhepol und emotionale Unterstützung.
"Es ist eine tolle Möglichkeit, die Liebsten - und dazu gehören auch Tiere - um sich zu haben", sagt Friedemann Nauck, Direktor der Klinik für Palliativmedizin.
Tiere sollten gesund sein
Auch in Göttingen dürfen Hunde nicht wahllos durch die Klinikflure flitzen. Die Krankenzimmer auf der Palliativstation haben direkte Zugänge über Terrassen, erklärt Nauck. So können die Erkrankten Kontakt zu ihren Lieblingen pflegen, ohne andere zu stören. Voraussetzung für den ungewöhnlichen Besuch ist, dass die Tiere gesund sind und bisher mit dem Patienten zusammengelebt haben.
In anderen Krankenhäusern sind Vierbeiner nicht erwünscht. "In unserem Krankenhaus ist das Mitbringen von Haustieren nach Hygienevorschriften im Sinne der Patientensicherheit gänzlich untersagt. Ausnahmen bilden ausgebildete Begleithunde", sagt Thomas Helmke, Sprecher vom Klinikum Wolfsburg. Auch am Allgemeinen Krankenhauses Celle - ebenfalls in Niedersachsen - gilt laut Sprecherin Franziska Bauermeister ein grundsätzliches Haustier-Verbot.
Klinik in Israel erlaubte Hund im Bett
In Israel hatten Medien kürzlich von einer Hündin berichtet, die sich so stark gegen eine Trennung von ihrem kranken Herrchen gewehrt hatte, dass sie mit ihm im Krankenhaus aufgenommen wurde. Die Klinik in Tel Aviv erlaubte es der langhaarigen Mischlingshündin sogar, neben dem Mann im Bett zu liegen.
Tiere in besonderen Einzelfällen erlaubt
Ob ein Tier mit ins Krankenzimmer darf oder nicht, sei Abwägungssache, findet Marten Bielefeld von der Krankenhausgesellschaft Niedersachsen: "Grundsätzlich haben Tiere von Stationsbereichen fern zu bleiben, im besonderen Einzelfall aber kann davon abgewichen werden, wenn es die medizinische Behandlung zulässt."
Nein, heißt es von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. In Kliniken seien Tiere aus Hygienegründen nicht erlaubt, mit der Ausnahme von Blindenhunden. Doch selbst Hygieniker halten die Idee von Haustieren im Krankenhaus nicht für abwegig: Klinikärzte sollten das in bestimmten Fällen durchaus in Erwägung ziehen, findet der Heidelberger Hygienefacharzt Uwe Frank. Allerdings nur stundenweise, nicht über Nacht.
"Wenn zum Beispiel ein älterer Herr einen Herzinfarkt hatte, könnte ich mir das durchaus vorstellen", sagt der Mediziner vom Heidelberger Uniklinikum. Am ehesten denkbar sei das bei Hunden, sofern sie ein Attest vom Tierarzt hätten und sauber seien. "Das könnte durchaus positive seelische Effekte auf den Patienten haben"
Nicht alle Haustiere kommen in Frage
Bei anderen Tieren als Hunden hat aber auch er Bedenken. "Bei Vögeln wäre ich eher zurückhaltend, die sind nicht kontrollierbar, nicht erziehbar, setzen ihren Kot irgendwohin. Auch bei Reptilien würde ich 'Nein' sagen, die haben häufig Salmonellen im Darm." Wegen möglicher Infektionserreger hat der Hygieniker bei Katzen ebenfalls Bedenken. "Und auch ein Pferd kann natürlich nicht in die Klinik kommen. Es hat alles seine Grenzen."
Auf jeder Station seien Hunde auch nicht sinnvoll, sagt Frank. "In Kliniken, die spezialisiert sind auf Tumorerkrankungen, sind Patienten extrem immungefährdet - da würde ich das natürlich nicht machen." Kranke mit offenen Wunden sollten ebenfalls keine Besuche von Haustieren bekommen. Vor allem bei der Inneren Medizin sieht Frank aber Potenzial.