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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erste-Hilfe Igel-Baby gefunden: Was nun?
Zwischen August und September werden hierzulande viele Igel gefunden. In dieser Zeit kommen drei Viertel aller Igel-Babys zur Welt. Auf seinen frühen Erkundungstouren verliert ein Igel-Baby schnell die Orientierung und läuft dem Menschen zuweilen direkt in die Arme. Was in solchen Fällen zu tun ist, erfahren Sie hier.
Igel-Baby nicht berühren oder füttern!
Wenn Sie einen Igel gefunden haben, sollten Sie ihn zunächst nicht berühren – insbesondere dann nicht, wenn es sich um ein Baby handelt. Es wird von seiner Mutter nämlich nicht mehr aufgenommen, wenn es einmal von einem Menschen angefasst wurde. Ob das Igel-Baby tatsächlich verwaist ist, können Sie nur vermuten. Nicht jeder Igel ist hilfebedürftig. Zum Teil werden die kleinen Insektenfresser von zu eifrigen Gartenbesitzern aus dem Winterschlaf gerissen und müssen sich ein neues Winterquartier suchen.
Beobachten Sie das Tier zunächst und versuchen zu ermitteln, ob es sich um ein verwaistes Junges, einen verletzten oder kranken Igel handelt, der beispielsweise längere Zeit gefangen war. Letzteres erkennen Sie daran, dass das Tier von Fliegen befallen oder abgemagert ist, apathisch wirkt und sich bei Berührung nicht zusammenrollt. Auch schlitzförmig zusammengezogene Augen deuten darauf hin, dass der Igel an Schmerzen leidet.
Kehrt das Junge auch nach mehreren Stunden nicht zu seinem Nest zurück, ist Erste Hilfe nötig, genauso wie bei einem kranken Tier. Tragen Sie unbedingt Handschuhe, wenn Sie einen Igel einsammeln möchten. Nach jedem Kontakt mit Ihrem Findling sollten Sie sich – trotz Handschuhen – unbedingt gründlich die Hände und gegebenenfalls die Unterarme waschen, denn Igel sind häufig von Parasiten befallen.
Igel gefunden: Behalten oder abgeben?
Behalten können Sie ein Igel-Baby oder krankes Tier nicht, auch wenn es noch so niedlich ist. Der Lebensraum des Igels besteht aus Wäldern und Feldern, nicht aus Käfigen. Die Wildtiere haben fast immer Krankheiten, die während einer häuslichen Unterbringung auf Mensch und Haustiere übertragen werden können.
Zudem stehen Igel unter besonderem Schutz und dürfen per Gesetz nicht aus ihrer natürlichen Umgebung herausgerissen werden. Ausgenommen hiervon sind hilfsbedürftige Tiere, wenn sie sachgemäß aufgezogen oder gesund gepflegt werden.
Haben Sie einen hilfsbedürftigen Igel gefunden, sollten Sie ihn schnellstmöglich zu einem Tierarzt, einem Tierheim oder zu einer speziellen Igelstation bringen. Hier erhalten Sie genauere Informationen und Unterstützung. Die Fachleute können Parasiten wie Zecken, Flöhe und Maden fachgerecht entfernen und Verletzungen richtig behandeln.
Erste Hilfe im Notfall
Nicht immer ist es möglich, den Findling sofort einer professionellen Stelle zu übergeben. Muss der Igel über Nacht im Haus untergebracht werden, sollten Sie eine Unterkunft herrichten. Die Wände der Kiste sollten mindestens 50 Zentimeter hoch sein und nicht aus Karton bestehen, da der Igel ein Loch hinein nagen kann. Zusätzlich sollten Sie dem Tier ein Schlafhäuschen zu Verfügung stellen. Ein umgedrehter Schuhkarton mit einem Loch als Eingang erfüllt im Notfall diesen Zweck vollkommen ausreichend. Legen Sie den Boden der Kiste mit ein paar Lagen Zeitungspapier aus.
Geben Sie dem Igel etwas Wasser und notieren Sie unbedingt Fundort, Datum, Zeit und Gewicht. Ein gesunder Igel sollte um die 600 Gramm wiegen, um den Winterschlaf unbeschadet überstehen zu können. Die Gabe von Milch ist nicht empfehlenswert. Laut dem Naturschutzbund Sachsen kann dies zu schweren Magen- und Darmschäden bei einem Igel-Baby und bei einem geschwächten Igel sogar zum Tod führen.
Was kann der Igel fressen?
Füttern können Sie den Igel mit etwas Katzen- oder Hundefutter, ungewürztem, angebratenes Hackfleisch oder Rührei. Handelt es sich um einen Säugling, füttern Sie ihn mit Ersatzmilch für Katzen- oder Hundewelpen, vermischt mit Fencheltee alle drei Stunden mittels einer Spritze ohne Nadel. Nach der Fütterung müssen Sie den Bauch und die Geschlechtsteile mit einem angefeuchteten Finger oder Wattestäbchen massieren, da Igel-Babys Kot und Harn noch nicht selbst absetzen können.
Einen unterkühlten Igel können Sie laut "Pro Igel" mit einer lauwarmen Wärmflasche, die Sie mit einem Frotteehandtuch umwickeln und in eine hohe Kiste legen, wärmen. Setzten Sie den Igel auf die Wärmflasche oder legen Sie ihn seitlich daran und decken ihn mit einem weiteren Handtuch zu. Fliegeneier oder Maden sollten Sie umgehend mit einer Pinzette oder einem feuchten Tuch entfernen. Bringen Sie den Igel gleich am nächsten Tag zu einem Experten, um eine optimale Versorgung sicher zu stellen.