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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hunde Nicht auf den Hund einreden: Tipps für die Bahnfahrt
Die meisten Hunde fühlen sich im Gedränge unwohl. Bus- und Bahnfahren bedeutet für die Vierbeiner meist Stress. Sie werden unruhig und ängstigen manchmal auch andere Fahrgäste. Doch mit ein bisschen Geduld kann der Hund lernen, mit der Situation umzugehen. So können Besitzer ihren Hund auf das Gedränge vorbereiten.
Geräusche und Gerüche bedeuten oft Stress
Auf dem Bahngleis drängeln die Fahrgäste, aus dem Lautsprecher dröhnt eine Ansage und mit lautem Piepsen schließen sich die Türen der U-Bahn. Wer mit seinem Hund in der Großstadt regelmäßig die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, ist fast täglich mit solchen Situationen konfrontiert. Doch auch wer nur ab und zu in der Stadt unterwegs ist, sollte mit seinem Vierbeiner nicht ungeübt Bus und Bahn fahren. Denn für die meisten Tiere bedeuten Lärm, Menschenmengen und Platzmangel Stress. "Das hängt natürlich auch davon ab, wo der Hund aufgewachsen ist. Wird er auf dem Dorf groß, sind die Geräusche und Gerüche der Stadt Stress für ihn", erklärt Simone Pohl, Hundefachwirtin in Groß Kienitz in Brandenburg.
Früh übt sich
Schwierig wird die Gewöhnung an Bus und Bahn für Hunde, die aus dem Welpenalter heraus sind. "Bei älteren Hunden muss man das noch viel sanfter und langsamer angehen", erklärt Pohl. Aussichtslos sei es nicht, allerdings müssten sich Besitzer klar machen: "Der Hund kann lernen, es zu ertragen - schön finden wird er es aber nicht." Am besten sei es, das Tier so früh wie möglich an die Reize aus der Umwelt zu gewöhnen. "Bedeutend sind die ersten acht Wochen", sagt Pohl. Ein Welpe sollte anfangs am besten in einer Tasche oder einem Körbchen mit in die Stadt genommen werden. So geschützt könne man mit dem Hund auch mal eine Station in Bus oder Bahn fahren. Schrittweise könne man den Vierbeiner dann an längere Etappen gewöhnen.
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Hund spürt Nervosität des Halters
Wie gut der Hund mit den Verkehrsmitteln zurecht kommt, hängt in erster Linie von seinem Besitzer ab: "Entscheidend ist das Vertrauensverhältnis", erklärt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen in Dortmund. Damit sich das Tier sicher fühle, sei es wichtig, dass der Halter souverän im Getümmel agiert. "Denn wenn ich selbst nervös bin, überträgt sich das auf meinen Hund."
Vorausschauend handeln
Am wichtigsten sei, sich vorausschauend zu verhalten: "Ich muss immer damit rechnen, dass ein Hund im Waggon sitzt oder um die Ecke kommt", sagt Ulrike Falbesaner, Fachtierärztin für Verhaltenskunde aus dem bayerischen Maisach. Auf beengtem Raum sei es am besten, den Hund an der kurzen Leine zu halten und Kontakt zu Artgenossen zu vermeiden. Einen Schritt vorausdenken sollten Halter auch bei Essensresten oder Gegenständen, die an Bahnstationen oder unter der Sitzbank liegen. "Am besten ausweichen und den Hund ebenfalls kurz halten", rät die Tierärztin.
Den Hund zwischen die Knie nehmen
Trotz bester Vorbereitung kann es natürlich passieren, dass andere Halter mit einem oder gleich mehreren Tieren in dasselbe Bahnabteil steigen. In diesem Fall gebe es zwei Möglichkeiten: "Wenn man sitzt, kann man seinen Hund zwischen die Knie nehmen", sagt Pohl, die Mitglied im Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater ist. Dadurch fühle sich das Tier geschützt. Merkt man aber, dass sich der Hund durch seinen Artgenossen sehr gestresst fühlt, sollte man den anderen Halter ansprechen, rät Kopernik: "Entweder ich bitte ihn, sich mit seinem Tier umzusetzen, oder ich mache das." Das sei besser, als in der gespannten Situation auszuharren.
Nicht auf den Hund einreden
Ist der Hund sehr ängstlich, winselt oder zittert, tun viele Besitzer instinktiv das Falsche: Sie reden beruhigend auf ihren Vierbeiner ein, beugen sich herunter oder nehmen ihn gar auf den Arm. Damit erreichten sie aber genau das Gegenteil: "Die Tiere sehen das als positive Verstärkung und werden noch nervöser", sagt Pohl. Am besten ignoriere man das Tier. Hilft das nicht, sollte man Abstand zu der angstauslösenden Situation schaffen.
Der Hund sollte "Sitz" und "Platz" beherrschen
Wer den Hund an den Stadtverkehr gewöhnen möchte, wählt dafür besser nicht die Fußgängerzone an einem Samstagmittag oder die Rushhour. In jedem Fall sollte das Tier Grundlagen wie Sitz und Platz beherrschen - denn sonst fühlen sich andere Fahrgäste schnell gestört, wenn der Hund ständig aufgeregt zwischen den Beinen umherläuft, sagt Tierärztin Falbesaner.
Die Fahrbahn richtig überqueren
Zu den Basics der Hundeerziehung gehört das richtige Überqueren der Fahrbahn: Dazu sollten Besitzer mit ihrem angeleinten Hund auf die Bordsteinkante zugehen und stehenbleiben. Zuerst müsse der Hund lernen, sich bei diesem Signal hinzusetzen. "Dafür wird er am besten mit einem Leckerchen belohnt", rät Pohl. Sobald er das beherrscht, müsse er lernen, erst bei Befehl die Straße zu überqueren. Grundsätzlich gilt: Beim Entlanglaufen an der Fahrbahn sollte das Tier immer an der vom Verkehr abgewandten Seite laufen.
Treppensteigen besser vermeiden
Der Weg aus dem Untergrund hinauf ans Tageslicht führt in den meisten S- und U-Bahnhöfen über Treppen. Das könne vor allem sehr schweren oder kleinen Rassen gesundheitliche Probleme bereiten, erklärt Udo Kopernik. Auch Welpen sollten nicht mehrmals täglich Treppen steigen müssen. "Bei ihnen sind die Wachstumsfugen noch nicht geschlossen", erklärt Hundefachwirtin Simone Pohl. Am besten nähmen Besitzer den jungen Hund auf den Arm.
Vorsicht vor Türautomatik
Wer mit dem Hund in Bus oder Bahn unterwegs ist, sollte vor allem bei automatisch schließenden Türen aufpassen: "Das Tier sollte immer bei Fuß gehen. Sonst kann es passieren, dass die Türen zugehen und der Hund noch draußen steht", erklärt Falbesaner. Am besten sei es, entschlossen über die Bodenschwelle voranzugehen und dem Tier zu signalisieren: "Dir passiert nichts."