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Trauerphasen: Wie Sie Hinterbliebenen beim Trauern helfen können


Trauerphasen
Wie Sie Hinterbliebenen beim Trauern helfen können

Stirbt ein Mensch, sind Angehörige und Freunde fassungslos und tief betroffen. Doch es ist möglich, die Trauer zu überwinden. Wie dieser Prozess aussieht und wie Sie konkret helfen können.

Aktualisiert am 30.11.2021|Lesedauer: 4 Min.
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Wenn ein geliebter Mensch stirbt, müssen nahestehende Personen den Verlust erst verarbeiten. Das erfordert Trauerarbeit – und heißt, sich aktiv mit dem Tod eines Menschen auseinanderzusetzen und über den Verlust hinwegzukommen.

Trost spenden: Es gibt mehrere Phasen der Trauer – in jeder können Sie Hinterbliebenen beistehen.Vergrößern des Bildes
Trost spenden: Es gibt mehrere Phasen der Trauer – in jeder können Sie Hinterbliebenen beistehen. (Quelle: Lolostock/getty-images-bilder)

Obgleich Trauern in erster Linie persönlich und individuell ist, treten in Trauerprozessen dennoch typische, wiederkehrende Muster auf – sogenannte Trauerphasen. Sie zeigen den jeweiligen Fortschritt des Trauerns an. Zudem sind die einzelnen Phasen fließend und gehen nicht selten gleitend ineinander über.

Mehrere Psychologinnen und Psychologen haben hierzu Phasenmodelle entwickelt. Diese helfen, das Phänomen Trauern besser zu verstehen. Das Besondere: Die Trauermodelle lassen sich im Kern sowohl auf Sterbende als auch auf deren Angehörige anwenden. Zwei der bekanntesten sind die Phasenmodelle von Elisabeth Kübler-Ross und Verena Kast.

Elisabeth Kübler-Ross: Die fünf Trauerphasen

Die schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross (1926–2004) gilt heute als Pionierin der Sterbeforschung. Zu ihren Hauptwerken zählt der Bestseller "Interviews mit Sterbenden" (engl. On Death and Dying), den sie bereits 1969 veröffentlichte. Kübler-Ross unterteilt darin den Trauerprozess in fünf Phasen, die Sterbende durchlaufen:

  • Leugnen
    Die Nachricht, zum Beispiel an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, wollen Betroffene in der ersten Trauerphase erst einmal nicht wahrhaben. Sie leugnen medizinische Tatsachen und gehen schlicht von einem Irrtum aus.
  • Zornig sein
    In der zweiten Trauerphase machen sich bei den betroffenen Menschen Wut, Enttäuschung und Zorn breit. Dieser richtet sich zumeist gegen Ärzte, Pflegende und Angehörige. Vorwürfe werden laut, in denen die unheilbar Kranken die Schuld für ihre Situation im unmittelbaren Umfeld suchen.
  • Verhandeln
    Danach wünschen sich die Betroffenen in einer dritten Trauerphase, ihre Situation vielleicht doch noch abwenden zu können. Sie 'verhandeln' mit einem imaginären oder existenten Gegenüber: Wenn ich dieses oder jenes in meinem Leben ändere, darf ich dann weiterleben?
  • Depressiv sein
    In einer vierten Trauerphase versuchen die Betroffenen, sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren und den nahen Tod hinzunehmen. Das lässt sie aber oftmals resignieren und depressiv werden. Sie bereuen Dinge, die sie getan – oder nicht getan haben.
  • Akzeptieren
    Am Ende, in einer fünften und letzten Trauerphase, nehmen betroffene Menschen die Situation für sich an. Sie bereiten sich aufs Sterben vor, versuchen aber die verbleibende Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten – für sich selbst, aber auch für die trauernden Angehörigen.

Verena Kast: Die vier Trauerphasen

Doch nicht immer sind Sterbende und trauernde Hinterbliebene gleichzeitig in derselben Phase. Die Schweizer Psychologin Verena Kast hat im Unterschied zu Kübler-Ross vier Phasen der Trauer herausgearbeitet – die Personen durchlaufen, wenn etwa geliebte Familienmitglieder sterben. Welche das sind, wie Trauernde den Verlust verarbeiten können und wie Freunde die Trauerarbeit von außen unterstützen können, zeigt ihr Phasenmodell:

1. Trauerphase: Nicht-Wahrhaben-Wollen

Auch wenn der Tod eines Menschen nicht überraschend kommt, kann er Angehörige schockieren. In der ersten Phase empfinden Trauernde Unverständnis, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Sie können nicht glauben, dass der Verstorbene weg ist oder leugnen den Todesfall.

Diese erste Phase kann Stunden, Tage, aber auch Wochen dauern. Wenn ein Todesfall überraschend eintritt, brauchen Angehörige meist länger, den Verlust zu akzeptieren.

Sie können Angehörigen helfen, indem Sie in dieser Zeit der Überforderung Aufgaben für sie übernehmen. Das können etwa Haushaltstätigkeiten und andere Besorgungen sein – also praktische Hilfen in der Trauerbegleitung.

2. Trauerphase: Aufbrechende Emotionen

In der zweiten Phase kommen die Gefühle an die Oberfläche. Das können Wut, aber auch Angst, Schmerz und Niedergeschlagenheit sein. Manchmal ist es sogar Freude, die zeitweise auftritt, weil sich die Trauernden an positive Erlebnisse erinnern. Wie sich die Mischung von Emotionen äußert, hängt von der Persönlichkeit des Trauernden ab. Derjenige sollte den Gefühlen aber Raum lassen. Ein Unterdrücken kann zu Depressionen führen.

Die Phase der aufbrechenden Emotionen kann mehrere Wochen, aber auch Monate dauern.

In dieser Phase sollten Sie Trauernden helfen, zu ihren Emotionen zu stehen – ohne Ablenkungen. Hören Sie beim Rauslassen der Emotionen zu, ohne diese zu bewerten – das sind also mentale Hilfen in der Trauerbegleitung.

3. Trauerphase: Suchen und Sich-Trennen

Stirbt ein Mensch, suchen die Angehörigen häufig noch den Kontakt zu ihm. In der dritten Trauerphase geschieht das etwa durch:

  • Besuchen von Orten, an denen der Verstorbene gerne war
  • Suchen der Gesichtszüge des Verstorbenen in anderen Gesichtern
  • Aufnehmen von Gewohnheiten der verstorbenen Menschen

Außerdem setzen sich die Hinterbliebenen mit der Beziehung zu dem Verstorbenen auseinander, indem sie zum Beispiel über vergangene Erlebnisse sprechen oder innerlich ein Gespräch mit dem Toten suchen. Dadurch kommen die Hinterbliebenen dem Verstorbenen näher, lösen sich durch die Auseinandersetzung aber gleichzeitig mehr von ihm.

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Trauern: Phasen und Chancen des psychischen Prozesses
Trauer ist ein natürlicher Weg der Psyche, den tödlichen Verlust einer Beziehung zu verarbeiten und zu überwinden. Verena Kast hilft Trauernden, sich im Chaos der Gefühle zurechtzufinden und zeigt ihnen eine Perspektive, wie sie den Verlust des geliebten Menschen schließlich überwinden können.

Die dritte Phase kann Wochen, Monaten oder sogar Jahre dauern. Seien Sie für die trauernden Angehörigen da, wenn sie den Kontakt zu Verstorbenen suchen. Das kann etwa bedeuten, dass Sie Geschichten von früher mehrmals hören oder jemandem beim Friedhofsbesuch begleiten. Hier heißt es, geduldig zu sein, bis die Hinterbliebenen den Tod akzeptiert haben.

4. Trauerphase: Neuer Selbst- und Weltbezug

In der letzten Phase der Trauerbewältigung haben Angehörige ein neues Weltbild entwickelt. Der Verstorbene ist nicht vergessen, er bleibt in den Gedanken als Begleiter bestehen. Das Denken der Hinterbliebenen dreht sich aber nicht mehr nur um den Verlust, sie können vielmehr ihr Leben mit einem neuen Selbstbewusstsein weiterführen.

Wie Trauernde die einzelnen Phasen erleben, hängt von Person zu Person ab. So kann es immer wieder zu Rückfällen oder Phasen der Niedergeschlagenheit kommen. Außerdem können Menschen Teile des Trauerprozesses immer schneller oder langsamer durchlaufen. Generell können Sie Hinterbliebenen beistehen, indem Sie zuhören, geduldig in der Trauerbegleitung sind und Gefühle ernst nehmen.

Verwendete Quellen
  • Verband der Psychologielehrerinnen und -lehrer e. V.: Die Trauerphasen nach Verena Kast
  • Eigene Recherche
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