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Diese lustigen Lügen erzählen Eltern ihren Kindern


Lustig, aber auch bedenklich
Diese lustigen Lügen erzählen Eltern ihren Kindern

Eltern nehmen es nicht immer so genau mit der Wahrheit. Einige lustige Lügen in der Erziehung lesen Sie hier – und was eine Erziehungsexpertin dazu sagt.

Aktualisiert am 01.08.2022|Lesedauer: 4 Min.
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"Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht." Eltern wollen ihren Kindern Werte wie Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit vermitteln. Dabei bleiben sie selbst nicht immer bei der Wahrheit.

Manche Eltern lügen ihre Kinder an, zum Beispiel, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Besser ist es aber, bei der Wahrheit zu bleiben.Vergrößern des Bildes
Manche Eltern lügen ihre Kinder an, zum Beispiel, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Besser ist es aber, bei der Wahrheit zu bleiben. (Quelle: Symbolbild/Nastia11/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

"Wenn du einen Jungen küsst, musst du ihn auch heiraten."

Spinat macht groß und stark, der Weihnachtsmann bringt die Geschenke, böse Kinder werden weggesperrt – Unwahrheiten gehören bei einigen Eltern zum Erziehungsrepertoire. Das zeigt auch eine Sammlung auf der amerikanischen Community-Seite "reddit.com". Dort können Eltern eintragen, welche Lügen sie ihren Kindern schon einmal erzählt haben. Oder was ihre eigenen Eltern ihnen in der Kindheit weismachen wollten. Wir haben die lustigsten – aber teilweise auch bedenklichen und nicht zur Nachahmung empfohlenen – Einträge gesammelt:

Für dieses Spielzeug gibt es leider keine Ersatzbatterien.

Wenn du genug Gemüse ist, sorgt dein Körper dafür, dass es wie Süßigkeiten schmeckt.

Wir sind keine Franzosen (englisch: French). Deshalb kannst du keine French Fries bei McDonald's essen.

Wer die Kerne von Wassermelonen mitisst, dem wachsen Wassermelonen im Bauch.

Wenn der Eiswagen seine Melodie spielt, bedeutet das, dass das Eis alle ist.

Wir haben es geschafft, dass unsere Tochter Fisch isst, in dem wir ihn 'Argentinisches Hähnchen' genannt haben. Das hat ganz schön lange funktioniert – bis die Oma zu Besuch kam...

Wenn du einen Jungen küsst, musst du ihn auch heiraten.

Wenn du dich nicht benimmst, werde ich dich gegen ein paar Werkzeuge eintauschen – so, wie ich das bereits mit deinen Geschwistern getan habe.

Das Auto kann erst losfahren, wenn alle angeschnallt sind!

Mein Vater hat mir immer erzählt, dass die toten Tiere am Straßenrand nur schlafen würden. Sie würden sich dort hinlegen, damit sich niemand an sie heranschleicht.

Die Süßigkeiten an der Supermarktkasse sind nur Ausstellungsstücke, man kann sie gar nicht kaufen.

Ich habe leider kein Geld für Süßigkeiten dabei.

Mir wurde erzählt, dass jeder Mensch nur 10.000 Wörter pro Monat sagen kann. Wer über das Limit komme, könne bis zum nächsten Monat nicht mehr sprechen. Jedes Mal, wenn ich sehr redselig war, sagte mein Vater: 'Aufgepasst, ich glaube, du hast diesen Monat schon über 9.000 Wörter gesprochen...' Daraufhin war ich still.

Meine Mutter war ein Genie: Sie hat uns Kindern gesagt, dass die braunen M&Ms nur für Erwachsene sind. Jedes Mal, wenn wir einen braunen M&M fanden, gaben wir ihn ihr...

Was eine Erziehungsexpertin zu Lügen in der Erziehung sagt

Solche und ähnliche Unwahrheiten verwenden Eltern, um es sich leichter zu machen und den Familienfrieden zu bewahren. Manchmal wollen sie ihre Kinder aber auch einfach nur ein wenig necken.

Nur: Wie sinnvoll ist es, sein eigenes Kind anzulügen? "Grundsätzlich sollten Lügen nicht als geeignete Erziehungsmethode angesehen werden", sagt Dana Mundt von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke). Eltern sollten sich immer fragen, was sie mit solchen Lügen ihrem Kind vorleben. "Lügen haben oft etwas Manipulatives", sagt die Diplom-Sozialpädagogin.

So zum Beispiel auch der Klassiker "Ich habe kein Geld dabei", den manche Eltern verwenden, wenn das Kind um Süßigkeiten bettelt. "In dieser Situation ist es nicht zwingend und auch nicht angebracht zu lügen", sagt Mundt. Eltern wollen damit nur einem möglichen Konflikt aus dem Weg gehen. "Da sollten Eltern lieber ehrlich sein, Grenzen setzen und Regeln einführen." Man könne beispielsweise mit dem Kind klar besprechen, wie viele Süßigkeiten es pro Woche essen darf. Und dann darauf hinweisen: "Du hast gestern schon ein Eis gehabt."

Die Wahrheit ist in den meisten Fällen die bessere Wahl

Solche klaren Absprachen sind in den meisten Situationen, in denen Mütter oder Väter eine Lüge verwenden, die deutlich bessere Wahl. Besonders gilt das für solche Flunkereien, hinter denen eine Drohung steckt: "Wenn du nicht mitkommst, dann habe ich dich nicht mehr lieb."

Diese und ähnliche Unwahrheiten zeigen Dana Mundts Meinung nach ein kleines Stück weit die Hilflosigkeit der Eltern. "Das hat etwas von Erpressung und Machtspiel", sagt sie. Klare Ansagen seien in solchen Situationen ebenfalls besser. "Man kann zum Beispiel sagen, dass man in zehn Minuten los will. Dann haben die Kinder eine Vorankündigung." Im Anschluss sei es wichtig, diese auch umzusetzen.

Ähnliche Drohungen wie "Wenn du jetzt nicht die Zähne putzt, dann kommt die Polizei." oder auch "In dieses Grusel-Haus sperren sie die Kinder, die nicht brav sind." sind für Diplom-Sozialpädagogin Mundt ein absolutes No-Go. "Das befördert nur die Ängste der Kinder. Und eigentlich sollten Eltern ihnen ja Sicherheit bieten."

Es gibt Ausnahmen: Lügen sind nicht gleich Lügen

Aber es gibt auch Ausnahmen – schließlich seien Lügen nicht gleich Lügen: "Wenn es sich nicht umgehen lässt und es auch einen tiefergehenden Zweck verfolgt, dann finde ich, ist das Lügen durchaus berechtigt", so Mundt.

Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn den Kindern die Wahrheit möglicherweise sehr viel mehr Angst machen würde. Oder: "Wenn zum Beispiel das Haustier, der Hase, gestorben ist. Und man sagt dem Kind, er sei friedlich eingeschlafen, obwohl die Nachbarin sich vielleicht während des Urlaubs nicht drum gekümmert hat und er kläglich verdurstet ist."

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem Weihnachtsmann. Die meisten der Erwachsenen haben wohl als Kind selbst an ihn geglaubt. Die Mär vom Mann mit Rauschebart, die Geschichte vom Osterhasen oder auch die Erzählung von der Zahnfee haben Mundt zufolge eher etwas mit dem Wahren familiärer Tradition zu tun.

Solche Märchen beflügeln die Phantasie. "So lange die Kinder in einem gewissen Alter sind, ist das ja auch etwas Schönes, an solche Wesen zu glauben", sagt die Erziehungsberaterin. So vor allem in der "magischen Phase" (etwa drittes bis fünftes Lebensjahr), in der für die Kinder Realität und Phantasie noch miteinander verschmelzen. "Da fände ich es auch nicht schön, hochwissenschaftlich zu sagen: 'Nein, den Osterhasen gibt es nicht.'"

Äußert allerdings das Kind selbst Zweifel, empfiehlt Mundt, mit dem Kind darüber zu sprechen und zu fragen "Wie kommst du darauf?" – anstatt die Lügen wieder neu aufzufrischen.

Welchen Sinn hat es, ein Kind anzulügen?

Falschaussagen rund um das Essen – etwa "Wenn du genug Gemüse ist, sorgt dein Körper dafür, dass es wie Süßigkeiten schmeckt." – sind laut Dana Mundt unter Umständen in Ordnung. Dennoch sollten sich Eltern auch hier fragen, welchem Zweck so ein Satz dienen soll. Und ob dieser nicht vielleicht auch mit der Wahrheit erreicht werden kann.

"Wenn es darum geht, dass man in der Familie gesünder essen möchte, dann ist es doch eigentlich besser, das vorzuleben", sagt die Expertin. "Man kann zum Beispiel gemeinsam einkaufen gehen, leckere Rezepte raussuchen, gemeinsam etwas ausprobieren."

Letztendlich sollte auch die Vorbildfunktion der Eltern nicht vergessen werden. Kinder lernen das meiste in ihrer frühen Entwicklung am elterlichen Modell. "Und ich möchte als Eltern ja auch, dass die Kinder ehrlich miteinander sind und dass sie sich später mir anvertrauen." Durch Lügen kann man das sicher nicht erreichen.

Bei Fragen und Unsicherheiten in Erziehungsthemen, können Eltern sich an die Beratungsstellen der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung vor Ort oder online wenden. Informationen finden Sie unter www.bke-elternberatung.de. Die Beratung ist kostenlos.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Interview mit Dana Mundt von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung
  • reddit.com
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