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"Öko-Test": Deshalb sollten Sie Mineralwasser aus Glasflaschen trinken


"Öko-Test"
Deshalb sollten Sie Mineralwasser aus Glasflaschen trinken

Wer Wasser aus PET-Flaschen trinkt, trinkt häufig auch Kunststoffpartikel mit. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung von "Öko-Test". Das Wasser aus einer bestimmten Art von Plastikflasche enthält demnach besonders viel Plastik.

Aktualisiert am 05.06.2020|Lesedauer: 3 Min.
Von t-online, cch
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Mikroplastik kann offenbar aus PET-Flaschen in Mineralwässer gelangen. Das zeigt eine Untersuchung im Auftrag der Zeitschrift "Öko-Test". Das beauftragte Labor fand in fast jedem zweiten untersuchten Wasser aus einer Plastikflasche antimonhaltiges Mikroplastik. Alle geprüften Mineralwässer aus Glasflaschen waren hingegen frei davon.

Mineralwasser in Plastikflaschen: Eine Untersuchung deutet darauf hin, dass sich Mikroplastik aus PET-Flaschen lösen und ins Wasser übergehen kann.Vergrößern des Bildes
Mineralwasser in Plastikflaschen: Eine Untersuchung deutet darauf hin, dass sich Mikroplastik aus PET-Flaschen lösen und ins Wasser übergehen kann. (Quelle: metamorworks/getty-images-bilder)

Die Stichprobe bestand aus insgesamt 71 Mineralwässern. Zehn davon waren in Glasflaschen abgefüllt. Von den übrigen 61 waren 27 mit antimonhaltigem Mikroplastik belastet. Antimon ist ein Halbmetall und wird in Form von Antimontrioxid zur Herstellung von PET-Kunststoffen eingesetzt. Die Forscher gehen folglich davon aus, dass das gefundene Mikroplastik aus der Flasche ins Wasser übergegangen ist.

Besonders viele Plastikpartikel in Wasser aus PET-Einweg

Die meisten Mikroplastikpartikel entdeckte das Labor in den stillen Wässern aus PET-Einwegflaschen. Vier dieser Wässer wiesen mehr als 100.000 Partikel pro Liter auf, in einem wurden sogar 500.000 Partikel gefunden. In dem Wasser der Sorte Medium aus Einwegflaschen wurden bis zu 25.000 Partikel nachgewiesen. Insgesamt waren von den 52 in PET-Einwegflaschen abgefüllten Wässern (still und medium) 23 mit Plastikpartikeln belastet. Die in den Wässern gefundenen Teilchen waren zwischen ein und zehn Mikrometer groß. Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist zwischen 30 und 120 Mikrometer dick.

Und auch in dem Wasser aus PET-Mehrwegflaschen wurden die Wissenschaftler fündig. Vier von den neun untersuchten Proben wiesen Partikel auf. Hier lag die Menge jeweils unter 25.000 Partikeln pro Liter. Die Stichprobe aus diesem Bereich war allerdings sehr klein. Für weiterführende Aussagen müssten zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden.

Zudem lassen sich keine Aussagen darüber treffen, ob Mineralwasser im Vergleich zu anderen Lebensmitteln besonders stark mit Plastik verunreinigt ist. Bisher liegen noch keine weiteren Untersuchungsergebnisse mit derselben Methode (Single Particle-ICP-MS) vor.

Das Mineralwasser aus Glasflaschen war frei von antimonhaltigen Partikeln. Das war zu erwarten, da Glas kein Antimon enthält. "Andere Mikroplastikpartikel können aber theoretisch auch in Mineralwasser in Glasflaschen vorkommen, etwa aus den Deckeln oder aus Rohren, durch die das Wasser in der Produktion läuft", erklärt "Öko-Test".

Mikroplastik in Mineralwasser: Weitere Studien

Eine Studie der Westfälischen Wilhelms-Universtität Münster offenbarte bereits 2017 eine Mikroplastikbelastung von Wasser. Studienleiterin Darena Schymanski und ihr Team analysierten Mineralwässer aus 22 Mehrweg- und Einwegflaschen aus PET sowie aus drei Getränkekartons und neun Glasflaschen. In allen wies sie Mikroplastikpartikel nach. Besonders stark war dabei das untersuchte Wasser aus Mehrweg-Plastikflaschen belastet. Aber auch das Wasser in einigen Glasflaschen wies viele der Partikel auf.

In einer weiteren Untersuchung, die die Nicht-Regierungs-Organisation Orb Media zusammen mit der Deutschen Welle veröffentlicht hat, wurden in 93 Prozent der Wasserproben von elf Herstellern Verunreinigungen mit Mikroplastik gefunden. Die Anzahl an Teilchen war dabei sehr unterschiedlich, die höchste Belastung lag bei 10.000 pro Liter. Es wurden unter anderem Polypropylen, Nylon und Polyethylenterephthalat (PET) entdeckt.

Die Untersuchungen zeigen, dass Kunststoffverpackungen Mikroplastikpartikel an Lebensmittel abgeben können, die direkt vom Verbraucher aufgenommen werden. "Öko-Test" rät deshalb: Wer kein PET-Mikroplastik im Mineralwasser haben möchte, sollte Produkte in Glas-Mehrwegflaschen wählen.

Wie wirkt Mikroplastik im Körper?

Dabei ist noch unklar, welche gesundheitlichen Auswirkungen Mikroplastik in Lebensmitteln und Getränken hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht Mikroplastik im Trinkwasser derzeit nicht als Gesundheitsgefahr für den Menschen an. In einem 2019 veröffentlichten Bericht warnt die Organisation aber vor möglichen künftigen Risiken: Sollte die Plastikverschmutzung im derzeitigen Tempo voranschreiten, werde dies langfristig Folgen für Wasser-Ökosysteme haben. Dies hätte wiederum Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen.

"Nach dem derzeitigen Stand des Wissens ist nicht davon auszugehen, dass von den Plastikpartikeln in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken für den Menschen ausgehen", befindet auch das Bundesinstitut für Risikobewertung. Gleichzeitig fordert es aber mehr valide Daten und Studien zu dem Thema.

Eine bestehende Forschungsarbeit vom Umweltbundesamt zeigt, dass Mikroplastik im Körper Entzündungen hervorrufen könnte. Befürchtet wird zudem dass die Additive, die bei der Herstellung von Kunststoff verwendet werden – also etwa Weichmacher und Antioxidationsmittel – im menschlichen Körper aus dem Plastik heraustreten und ihm schaden könnten. Studien an Fischen und Mäusen haben demonstriert, dass Kunststoffe die Darmflora verändern können. Zudem geht man davon aus, dass Kunststoffe andere Schadstoffe anziehen. Wenn der Mensch Mikroplastik aufnimmt, nimmt er dann zusätzlich auch diese Schadstoffe auf – mit ebenfalls unbekannten Folgen.

Warum untersucht "Öko-Test" Wasser nicht immer auf Mikroplastik?

Bisher untersucht "Öko-Test" Mineralwasser nicht standardmäßig auf Mikroplastik. Grund dafür ist, dass eine allumfassende Untersuchungsmethode von Plastik in Wasser noch fehlt. Die in der aktuellen Untersuchung genutzte Methode Single Particle-ICP-MS erfasst ausschließlich PET. Andere Quellen für Mikroplastik können PE und PP sein, die etwa für Flaschendeckel verwendet werden. Die Analyse von antimonhaltigen Partikeln ist deshalb nur ein Ansatz von mehreren, den Experten verfolgen.

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