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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Essen & Trinken Die teuersten Speisen der Welt
Trüffel, Elchkäse, Zibetkatzen-Kaffee - . Doch ist teuer auch gut? wanted.de hat seinen Gastronomie-Kritiker Jörg Zipprick befragt. Und der ist nicht komplett überzeugt. Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten müssen.
Sie haben einen ganz einfachen Geschmack und wollen immer nur das Beste? Geld spielt keine Rolle? Und sie essen gern? Dann auf nach Japan, genauer gesagt nach Hokkaido, wo die Yubari-Melone gedeiht. Jedes Jahr im Mai werden dort die ersten Früchte versteigert. Zwei solcher Melonen erwarb ein anonymer Käufer im Jahr 2008 für gut 25.000 Euro. Nach der Versteigerung freilich fallen die Preise deutlich, bis auf 30 Euro pro Stück.
Ein Pfirsich für 30 Euro
Solche Extreme sind in Japan keine Ausnahme, denn die roten Ruby Roman Trauben aus Ishikawa, groß wie Ping-Pong-Bälle, kosten auf Versteigerungen etwa einen Euro pro Gramm. Tokyos Sembikiya Shop im Nihonbashi Mitsui Tower bietet weiße Erdbeeren mit dem schönen Namen "Duft der ersten Liebe" für 3,50 Euro pro Stück, Densuke Wassermelonen für 100 Euro oder weiße Pfirsiche aus Okayama zum Stückpreis von 30 Euro. >>
Wer sich bei Sembikiya täglich vegetarisch ernährt, der hat es geschafft im Leben… Das gilt vermutlich auch für die Käufer von Elchkäse aus einer Farm im schwedischen Bjurholm. Ein Kilo Käse kostet um die 500 Euro.
Das teuerstes Lebensmittel Europas, das regelmäßig in Profiküchen verarbeitet wird, ist aber der weiße Alba-Trüffel (tuber magnatum pico) mit Preisen um 4000 Euro je Kilogramm. Bei schlechter Ernte kostet er das Doppelte, abgerechnet wird ohnehin nach Tagespreis. Schon 10-16 Gramm reichen, um einen Teller Nudeln oder ein Spiegelei in ein absolutes Feuerwerk für den Gaumen zu verwandeln.
Gourmets lieben Trüffel
Alain Ducasse, Spitzenkoch aus Monaco, erklärt im Gespräch mit wanted.de:"Ein guter tartufo riecht wie Knoblauch und alter Parmesan" – doch Parmesan und Knoblauch können ihn nicht ersetzen. Weiße Trüffel werden eingesetzt wie ein seltenes Gewürz. >>
Die edlen Pilze sollten weder gegart noch mit "Trüffelöl", einem Aromastoff aus der Chemiefabrik, verunstaltet werden. Schwarze Trüffel (tuber melanosporum) gedeihen im Winter in Frankreich und Nordspanien. Vom weißen Trüffel unterscheidet er sich nicht nur im Preis. Er riecht nach Erde, Pilzen sowie Nüssen und kann gegart werden. Auch hier gilt: Vorsicht Nepp - oft werden Trüffel der billigen Sorte tuber indicum (Großhandelspreis: 20 Euro je Kilogramm ) mit dem Aromastoff "Trüffelöl" aufgepeppt und teuer verkauft.
Kaviar, Safran und Schwalbennester
Preislich in ähnlichen Regionen schwimmt der Klassiker Kaviar. Almas, ein goldener Kaviar von Albino-Stören, galt als Gipfel des Luxus, was freilich auch an seiner Farbe lag. Der Bestand wild lebender Störe ist akut gefährdet, inzwischen gibt es allerorten Störfarmen. Kaviar ist nicht mehr ein lokales Produkt, sondern ein globales Ergebnis von Know-how. Bei Vergleichstests von Zuchtkaviaren gewinnt oft Zuchtkaviar aus China. Der stammt von Stören der Sorte Schrenki, die angeblich in Hochgebirgsseen gezüchtet werden.
Safran, alias Crocus sativus, ist das teuerste Gewürz der Welt. Je nach Herkunft kostet ein Kilo zwischen 3750 und 7500 Euro. Die größten Safranbestände gibt es im Iran, man findet ihn jedoch auch in Spanien und Italien, der Schweiz oder Österreich. Geringste Menge reichen, um etwa einem Risotto Farbe zu verleihen oder eine Bouillabaisse oder eine Paella zart zu aromatisieren.
Ganz besonders teuer wird Schlemmen in Asien, auch wenn das für Europäer nur schwer zu verstehen ist. Asiatische Gourmets akzeptieren Höchstpreise, wenn Lebensmittel als gesundheitsfördernd oder aphrodisisch gelten. Das gilt etwa für Schwalbennester, sie sind ein Symbol für Fruchtbarkeit und sollen den Kinderwunsch solventer Kunden erfüllen. Eigentlich stammen die Nester von Saleganen, eine Seglerart, die mit unseren Schwalben nicht identisch ist. Die Nester, die zu einer milden Suppe werden, kommen traditionell aus Indonesien, Thailand, Vietnam oder den enormen Tropfsteinhöhlen bei Niah und Gomantong in Borneo. Ein Kilo kostet im Großhandel 1000 bis 3000 Dollar. >>
Noch seltsamer ist der Heißhunger auf Seegurken, die keine Gurken sind, sondern Tiere der Gattung Holothurien, also Stachelhäuter - sie sind mit Seesternen und Seeigeln verwandt. Seegurken sehen aus wie dicke, schwarze Würmer mit Stacheln. Ein Kilo davon kostet für Großhändler derzeit 60 bis 600 Euro. Vor allem Chinesen schwören auf sie, denn diese Tierchen gelten als Symbol der Gesundheit und Erneuerung. Nähert sich nämlich ein Fressfeind, dann trennen die Gurken einfach einen Teil ihres Körpers ab und kriechen auf dem Meeresgrund davon.
Europäer sollten sich über die asiatischen Essgewohnheiten nicht lustig machen: Schließlich geben sie für die Ausscheidungen einer Zibetkatzenart ein kleines Vermögen aus. Kopi Luwak aus Indonesien ist ein Kaffee. Bis vor kurzem war er bei Harrods in London ab 2500 Euro das Kilo erhältlich. Die Kaffeefrüchte werden von einer lokalen Zibetkatzenart verspeist, fermentieren in deren Magen und gehen den Weg alles Essbaren. Nach dem Ausscheiden werden die Bohnen wie gewöhnlicher Kaffee geröstet. Regelmäßig wird das Gebräu kritisiert, weil der Kaffee inzwischen regelrechten Katzenfarmen entstammt. Konkurrenz kommt inzwischen von Kaffees, die von Elefanten verdaut wurden.
Luxuriös schlemmen überzeugt nicht immer
Alles sehr gewöhnungsbedürftig. Bleibt die Frage: Lohnen sich die hohen Ausgaben? Schwalbennester und Seegurken sind für die Gaumen durchschnittlicher Mitteleuropäer eher weniger geeignet. Bei Japan-Früchten zahlt man auch für die Ästhetik, den rein optischen Genuss. Elchkäse hingegen ist ein Spielzeug für Leute, die schon alles haben. Wäre die Elchkuh eine gute Käseproduzentin, hätten Bauern dies schon vor Jahrhunderten erkannt. Statt Katzenkaffee von Farmkatzen darf es für verwöhnteste Gourmets besser eine Tasse Hazienda La Esmeralda aus Boquete, Panama sein.
Weiße Trüffel und Kaviar sind geschmacklich intensiv, selbst sie sind nicht auf Anhieb für jeden Esser geeignet. Der erste Genuss ist für Manchen ein Erlebnis, schon weil es mythische Delikatessen sind, an die extreme Erwartungen geknüpft sind. Mit der Zeit jedoch schmeckt man die Feinheiten und erkennt, dass beides im Grunde sein Geld wert ist, auch weil Suche und Produktion viel Handarbeit erfordert. Und Safran? Nur Safran schmeckt nach Safran. Es ist unmöglich, ein Safrangericht ohne Safran authentisch aufzutischen. Schon weil er unerlässlich ist, bleibt sein Preis gerechtfertigt. Anregungen für Ihren nächsten Einkauf finden Sie in unserer Fotoshow. Und falls Sie besonders exotische Ware suchen, die teils durch Zutaten wie Gold künstlich verteuert wurden, dann werden Sie hier fündig.