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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ernährungsexpertin im Interview "Man muss fürs Fasten ein gesunder Mensch sein"
Jeder zehnte Deutsche will mit einer Fastenkur Gewicht verlieren. Doch häufig ist der Verzicht auf Essen kontraproduktiv, wie eine Ernährungsexpertin aufzeigt.
Ob Intervallfasten, Saftkuren oder der Verzicht auf basische Lebensmittel – für viele Menschen gehört Fasten zu einem gelungenen Start in das neue Jahr, um nach der fett- und zuckerreichen Ernährung zur Weihnachtszeit zu entschlacken und Gewicht zu verlieren.
Doch die Hersteller von Fastenprodukten und Anbieter von Kurprogrammen geben ein falsches Versprechen ab – zumindest für einige Menschen. Denn nicht jeder kann mit einer Fastenkur abnehmen, meint Ernährungsmedizinerin Daniela Kielkowski. Für manche Körper sei der Verzicht auf feste Nahrung sogar gesundheitsschädlich.
Ernährungsexpertin Daniela Kielkowski
Daniela Kielkowski ist Ärztin für Ernährungsmedizin. In ihrer Praxis in Berlin berät sie Menschen mit Gewichtsproblemen, Stoffwechselerkrankungen und Stoffwechselstörungen unterschiedlicher Ursache.
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"Fasten kann ungesund sein für manche Menschen, ja, man hält es nicht ewig durch."
Fasten - egal ob über mehrere Wochen hinweg, für einige Tage oder nur vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen: Der zeitweise Verzicht auf Nahrung wird gerne als Wunderwaffe beworben. Im Kampf gegen Kilos soll die Methode helfen, aber auch zur Darmgesundheit beitragen, heißt es. Doch sind Fastenkuren wirklich gut für uns?
Zweifel daran äußert Daniela Kielkowski im Gespräch mit t-online. Sie ist Ärztin für Ernährungsmedizin mit eigener Praxis in Berlin.
"Fasten klingt wunderbar. Es wird gesagt, ich entgifte, ich verjünge. Man versucht, Fasten wirklich seit Jahrzehnten solide zu erforschen. Und das Einzige, was wirklich fehlt, sind gute Belege. Es gibt keine Studie, die am Ende das Fasten als ganz klaren Favoriten für all diese genannten Dinge erscheinen lässt, sondern es gibt Tendenzen, es gibt Hypothesen und es heißt immer, man bräuchte noch längere, noch bessere Studien, um das Ganze zu belegen."
Trotz unzureichender Studienlage verzichten viele Menschen immer mal wieder für eine Weile auf feste Nahrung oder bestimmte Lebensmittel. Für manche eine wohltuende Auszeit für den Magen-Darm-Trakt.
"Es gibt sicherlich positive Aspekte, aber man muss fürs Fasten auch ein gesunder Mensch sein. Sie entziehen dem Körper einfach Energie und er muss in der Lage sein, mit diesem Energie-Defizit gut zu haushalten. Man weiß aber heute, dass ein Körper, wenn er einen Energie-Entzug hat, anfängt, langsamer zu arbeiten. Und auch die Entgiftungsfunktion, die vielleicht am Anfang etwas steigt, sinkt mit zunehmendem Fasten, weil der Körper seine Energie sparen muss."
Eine Studie von 2022 zeigt, dass 10 Prozent aller abnehmwilligen Deutschen Fastenprogramme für eine gute Methode halten. Dabei sind diese für Menschen mit Stoffwechselproblemen eigentlich keine gute Idee, meint Daniela Kielkowski, die in ihrer Praxis oft Menschen nach Fastenkuren berät.
"Ich sehe Stoffwechsel, die überhaupt kein Fett mehr verbrennen, weil das Gehirn komplett auf Sparmodus umgestellt hat. Wenn Fasten, muss man wirklich überlegen, nach welchem Konzept. Wenn Intervallfasten, dann würde ich empfehlen, lieber morgens und mittags wirklich die Essenszeiten zu haben und dafür am Abend zu fasten. Aber nicht einfach unspezifisch nichts essen, weil man glaubt, seinem Körper damit etwas Gutes zu tun. Das stimmt definitiv nicht.
Und was Gewichtsprobleme betrifft, hat man eher festgestellt, dass das Intervallfasten im Vergleich zu anderen Diäten absolut nicht vorteilhafter ist.
Was anderes ist es aber, wenn jemand eine Fastenkur als eine Art Anstoß nutzt, meint die Expertin.
Wenn er vielleicht einen ungesunden Lebensstil hat und gerne seine Lebensweise verändern möchte. Dann ist Fasten durchaus ein sogenannter Break. Also viele Menschen können nicht Schritt für Schritt ihre Dinge verändern, sondern sie brauchen immer etwas Radikales. Und da kann so eine Fastenkur durchaus einen guten Anfang markieren für einen neuen Weg."
Totaler Verzicht - totaler Quatsch? Nein, ganz so einfach ist es also nicht. Doch dem Mythos vom Fasten als Allheilmittel und Abnehmgarantie sollte man bitte nicht aufsitzen. Auch wenn die Hersteller von Fastenkuren nach Weihnachtsschmaus und Silvesterparty wieder mal damit locken.
Wer auf das Fasten lieber verzichten sollte und in welchem Fall die Ernährungsweise eine hilfreiche Förderung der Gesundheit bedeutet, erfahren Sie hier oder oben im Video.
- Interview mit Ernährungsmedizinerin Daniela Kielkowski
- Videomaterial über Getty Images und Imago Images
- Statistik über Statista: So wollen die Deutschen 2022 abnehmen