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"Bares für Rares": Rentnerin will böse Schwiegermutter loswerden


"Bares für Rares"
Rentnerin will böse Schwiegermutter loswerden

Von t-online, sah

06.03.2020Lesedauer: 4 Min.
"Bares für Rares": Seit 2013 läuft die ZDF-Show im TV.Vergrößern des Bildes
"Bares für Rares": Seit 2013 läuft die ZDF-Show im TV. (Quelle: ZDF/Frank W. Hempel)
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Eine Rentnerin aus Herford bringt ein Erbstück zu "Bares für Rares", das auf einigen Umwegen bei ihr gelandet ist. Die unerfreuliche Geschichte dahinter beeinträchtigt sogar fast die Höhe des Verkaufspreises.

Birgit von Borstel möchte ein Bild bei "Bares für Rares" verkaufen, das ihr der Ex-Mann ihrer besten Freundin vermacht hat. "Ich wollte es ihr eigentlich weiterschenken, weil ich dachte, es gehört zu ihr, es stellt nämlich ihre Schwiegermutter dar – als Kind", sagt die 66-Jährige im Vorgespräch. "Aber das hat sie vehement abgelehnt, weil sie keine guten Erinnerungen an ihre Schwiegermutter hat und so ist es in meinem Besitz geblieben."

Aquarell von 1913

Moderator Horst Lichter, der von Borstel im Anschluss begrüßt, gefällt das Werk auf Anhieb. "Eine nette, hübsche junge Dame hast du da als Porträt mitgebracht. Das ist ja zuckersüß gemalt. Kennst du die Dame?", möchte er wissen. "Ich hab sie persönlich nicht kennengelernt, nein. Es ist die Schwiegermutter meiner besten Freundin gewesen, die aber mittlerweile verstorben ist. Auch die Freundin ist verstorben", sagt sie ihm. Doch bevor es weiter um das Gemälde geht, möchte Lichter noch von ihr erfahren, warum sie so einen "unglaublich zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck" macht.

"Ich bin sehr glücklich in meinem Leben. Ich bin jetzt zwar Rentnerin und dachte immer, ich langweile mich furchtbar, aber es ist gar nicht so. Wir haben zwei Hunde, Rauhaardackel, und das ist Freude pur", erwidert die 66-Jährige. "Ja, die geben viel zurück – genau wie meine Experten mir Freude geben", scherzt Lichter und übergibt das Wort an den Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz.

"Das ist ein sehr gut gemachtes Aquarell, ein genau physiognomisches Nachspüren einer Persönlichkeit. Ich finde es für die Zeit, 1913, auch sehr detailreich. Das Bild hat nicht nur etwas Süßes, sondern zeigt den Ausdruck dieses Mädchens – für mich wirkt das sehr entschlossen", sagt der Experte für Malerei und internationales Kunsthandwerk.

Unerwartet hohe Expertise

Für ihn ist das Besondere an dem Bild die wiederholte Farbe Blau. "Wenn man heute ein Mädchen malen würde, dann wäre wahrscheinlich Rosa eher angesagt. In der Zeit als das Bild gemalt wurde, war allerdings die Farbverteilung noch anders. Damals galt Blau als die Farbe der Jungfrau Maria und war klassischer Weise bis in die 40er Jahre den Mädchen vorbehalten. Jungs hatten Rosa", erklärt er. "Ehrlich? Wie kamen die denn auf Rosa?", fragt Lichter verblüfft. "Rosa ist das sogenannte kleine Rot und dementsprechend stand das für Stärke, für Maskulinität. Dass sich das heute so umgedreht hat, ist eine Art der modischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts", weiß Schulte-Goltz.

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Bei dem Maler handele es sich um Fernand Toussaint, der sich auf die Porträtmalerei von Mädchen und jungen Frauen spezialisiert hatte. "Er hat in Brüssel gelebt, hat an der Académie royale des Beaux-Arts de Bruxelles seine Ausbildung gemacht, ist anschließend nach Paris gegangen, hat dort bei den Besten noch weiter gelernt. Er ist wirklich ein sehr guter Künstler und wird in der ganzen Welt geschätzt – vor allem wegen seiner Frauendarstellungen", schwärmt der Experte.

Nach dieser Einschätzung möchte Lichter den Wunschpreis der Verkäuferin erfahren. "Ich habe gedacht, Porträts hängt man sich nicht einfach so hin wie ein Landschaftsbild – also 200 Euro", sagt die Rentnerin. Damit ist Schulte-Goltz nicht einverstanden. "Wir liegen weitaus drüber. 200 Euro fände ich sehr wenig. Ich finde das Bild unglaublich gut gemacht und meine Wertschätzung beläuft sich auf 900 bis 1.200 Euro." Von Borstel hätte nicht mit so einem hohen Preis gerechnet. "Da kriege ich ja eine Gänsehaut. Ich bin ganz begeistert", gesteht sie.

Verkäuferin verplappert sich

Im Händlerraum erzählt die 66-Jährige noch die Geschichte zu dem Porträt. "Die junge Dame ist 1903 geboren, war zehn Jahre alt auf dem Bild, heißt Yvonne und ist die Schwiegermutter meiner Freundin. Sie kam aus einem sehr wohlhabenden Haushalt in Brüssel." Das erste Gebot kommt mit 500 Euro von Kunsthändler Julian Schmitz-Avila und Auktionator Wolfgang Pauritsch erhöht nach längerem Zögern schließlich auf 600 Euro.

"Die Expertise war auch zu meiner Überraschung eine ganze Ecke höher", sagt von Borstel und verplappert sich dann: "Sie war im späteren Leben eine böse Schwiegermutter." Händler Walter Lehnertz scherzt daraufhin: "Ok, weg mit der bösen Schwiegermutter" und auch Pauritsch witzelt: "Darf ich mein Gebot jetzt noch zurückziehen?" Doch er versichert im Nachsatz: "Nein, ich steh zu meinen 600 Euro – ich meine, wer kauft sich eine böse Schwiegermutter?"

Schmitz-Avila ist dagegen mit den Worten, "Das hätten Sie jetzt nicht sagen sollen", nicht mehr im Rennen. Pauritsch kommt der Rentnerin schließlich noch einen letzten Schritt entgegen und erhält mit 650 Euro den Zuschlag. "Herzlichen Dank für die Schwiegermama", sagt er bei der Bezahlung und Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth "Lisa" Nüdling scherzt zum Schluss: "Jetzt sind Sie sie los!"

Verwendete Quellen
  • "Bares für Rares" vom 5. März 2020
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