Nachhaltige Klimapolitik? Kassenbonpflicht: Bäcker zeigt Papierberg bei Facebook
Der Trend zum papierlosen Büro ist bei den deutschen Finanzbehörden nicht angekommen. Die pochen ab 2020 auf einer Kassenbonpflicht. Umweltfreundlich oder nachhaltig ist der anfallende Zettelwahnsinn nicht.
Für jedes verkaufte Brötchen den Kassenbon ausdrucken? Wahnsinn, findet Bäckermeister Michael Tenk. Zwei Tage lang sammelte der Bäcker aus Südlohn im westlichen Münsterland die Kassenbons, die er – ab 2020 gesetzlich vorgeschrieben – an jeden Kunden ausgeben muss. Davon machte der 41-Jährige ein Foto und veröffentlichte es bei Facebook.
"Ich dachte mir, ich lasse aus Spaß mal den Drucker laufen", sagt Tenk. Zwei Tage später habe er den Versuch allerdings abgebrochen. "Wir hatten knapp 600 Zettel ausgedruckt. Es wurden einfach zu viele", sagte der Bäcker. Für das Foto hatte er den Riesenberg an Zetteln vor dem Verkaufstresen ausgebreitet.
Gegen Kassenbon-Pflicht sprechen mehrere Gründe
Er schätzt, dass nur rund drei Prozent seiner Kunden überhaupt einen Kassenbon haben wollen. "Eine meiner Kundinnen führt ein Haushaltsbuch, die will den Bon als Beleg", sagt Tenk. Damit sei sie aber die große Ausnahme. Ansonsten kann er den bürokratischen Aufwand ("Bürokratiewahnsinn") und die Belastung für die Umwelt nicht nachvollziehen. Er schätzt, dass die Vorgabe des Finanzministeriums aus Berlin ihn rund 1.000 Euro im Jahr plus die Entsorgung kosten wird. Da die Kasse alle Zahlvorgänge für die Finanzbehörden zum Schutz gegen Steuerhinterziehung aufzeichnet, versteht Tenk die Pflicht zum Bon nicht.
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Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hatte Anfang November in einer Pressemitteilung mit der Überschrift "Bon- und Müllwahnsinn sofort beenden!" den Plan kritisiert. "Das wird völlig überflüssige Müllberge produzieren", ließ Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider mitteilen. Hintergrund ist die Abgabenordnung. Das gesetzliche Regelwerk sieht ab 2020 die Pflicht vor, jedem Kunden einen Beleg auszuhändigen.
- Nachrichtenagentur dpa