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Klimaschutz: Neues Projekt soll CO2-Kompensation erleichtern


Klimaschutz bei Flugreisen
Neues Projekt soll CO2-Kompensation erleichtern

Von dpa
05.11.2019Lesedauer: 4 Min.
Flugzeug am Himmel: Flugreisen sind im Vergleich zu anderen Urlaubsformen besonders schädlich für das Klima.Vergrößern des Bildes
Flugzeug am Himmel: Flugreisen sind im Vergleich zu anderen Urlaubsformen besonders schädlich für das Klima. (Quelle: Federico Gambarini/dpa)
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Klimaschutz kostet – auch im Urlaub. Doch kaum jemand zahlt für seine Flugreise zusätzlich einen freiwilligen Umweltbetrag. Eine neue Kooperation soll das nun ändern.

Klimaschutz ist vielen Menschen wichtig – nicht zuletzt seit die Bewegung Fridays for Future und Greta Thunberg das Thema noch stärker auf die politische Agenda gebracht haben. Doch oft klaffen Anspruch und eigenes Handeln weit auseinander. Das gilt vor allem beim Thema Urlaub.

Flugzeuge stoßen im Vergleich zu anderen Transportmitteln besonders viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus. Seit Jahren besteht zwar die Möglichkeit, durch eine Kompensationszahlung den CO2-Ausstoß auszugleichen, also freiwillig mehr für die Umwelt zu zahlen. Doch das macht kaum jemand. Eine neue Kooperation soll das ändern.

Klimabeitrag im Reisebüro leisten

Der Reisebüro-Verbund QTA und die Organisation Atmosfair, führender Anbieter von Treibhausgaskompensationen, arbeiten seit Ende September zusammen. In den rund 8.800 beteiligten Reisebüros ist die Zahlung eines Klimaschutzbeitrags nun ganz einfach möglich.

Der CO2-Rechner von Atmosfair, mit dem Nutzer die Emissionen ihrer Reise bestimmen können, wurde in die Buchungsstrecke der Reisebüros integriert. Was Urlauber zuvor aufwendig selbst machen mussten, erledigt nun der Reisebüromitarbeiter mit ein paar Klicks.

"Wir müssen zum einen als Branche besser deutlich machen, was wir für Nachhaltigkeit tun", sagt QTA-Sprecher Thomas Bösl zum Hintergrund der Kooperation. "Und zum zweiten müssen wir dem Verbraucher den Zugang zum Thema Kompensation einfacher gestalten." Es gebe da ein großes Unwissen. Eine Anekdote aus der Beratung: "Manche Urlauber glauben, da wird irgendwas aus der Luft gesaugt."

Das Prinzip der CO2-Kompensation

Tatsächlich funktioniert die CO2-Kompensation so: Mithilfe eines Rechners ermittelt der Nutzer die Emissionen seiner Reise – und einen Betrag, der als Ausgleich in treibhausgasmindernde Projekte vor allem in Entwicklungsländern gesteckt wird. Die Idee: Was der Urlauber ausstößt, wird anderswo eingespart. Neben Atmosfair gibt es Anbieter wie Klimakollekte, Primaklima oder Myclimate.

"Ich glaube, dass die Kunden eine große Bereitschaft haben, etwas zu tun. Wir müssen sie aber abholen", sagt Bösl. "Der Mehrwert des Reisebüros liegt auch hier in der Concierge-Funktion. Der Urlauber will die Zeit nicht selbst investieren, wir nehmen ihm das ab."

Kaum Bereitschaft zu freiwilliger Zahlung

Doch ist der Wille, freiwillig mehr für den Klimaschutz zu zahlen, wirklich vorhanden? "Die Kundennachfrage ist ganz schwach", räumt Bösl ein. "Das bewegt sich im Promillebereich." Man sei noch nicht am Ziel. Auch große Reiseveranstalter weisen seit Jahren darauf hin, dass kaum jemand die Emissionen seiner Urlaubsreise kompensiert. Offensiv beworben wurde diese Möglichkeit aber bislang auch nie.

Ob die neue Nachhaltigkeitsinitiative von QTA und Atmosfair Früchte trägt, wird sich zeigen. Noch gibt es Hindernisse: "Die Mitarbeiter in den Reisebüros müssen geschult werden, das ist kein Thema von ein, zwei Wochen", sagt Bösl. Das Ziel sei aber, dass Kunden bei jeder Buchung auf die Möglichkeit einer Kompensationszahlung hingewiesen werden. Ob der Urlauber den Beitrag leistet, bleibt ihm überlassen.

Was ist mit Kunden, die von Fridays for Future genervt sind?

"Der Kunde bekommt im Reisebüro oder vom Veranstalter eine Fülle von Infos, zum Datenschutz und der Pauschalreiserichtlinie zum Beispiel", sagt Bösl zu den Schwierigkeiten. "Da muss er ohnehin schon viel unterschreiben, wenn er eine Reise bucht." Daher falle das Thema CO2-Kompensation häufig unter den Tisch.

Außerdem soll ein Urlaub ja in erster Linie Freude bringen. Das sperrige und polarisierende Klimathema passt nicht unbedingt dazu. Was ist mit Kunden, die von Fridays for Future genervt sind? "Die Alternative, es nicht anzusprechen, halte ich für falsch", antwortet Bösl. "Jeder Kunde entscheidet selbst." Und es werde auch immer den preisaffinen Kunden geben, der die zusätzlichen Euros nicht hat.

Keine Kompensationen für Kreuzfahrten

Rein praktisch macht die Kooperation der QTA-Partner mit Atmosfair die CO2-Kompensation leichter – für nahezu jede Reise. Die Reisebüros vertreiben alle Fluggesellschaften und Reiseveranstalter. Atmosfair bietet allerdings keine Kompensationen für Kreuzfahrten mehr an, da die Branche – so der Vorwurf – insgesamt nicht genug für den Klimaschutz unternehme. In den Reisebüros können Urlauber jedoch weiterhin die Emissionen der Flüge zur An- und Abreise kompensieren.

"Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung", urteilt Prof. Claudia Brözel von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. "Aber es muss beraten werden, sonst verstehen die Kunden das Thema nicht", mahnt die Tourismusexpertin. In der Vergangenheit habe es bereits ähnliche Vorstöße gegeben, die jedoch alle wieder eingestellt worden seien.

So gab es bereits im Jahr 2005 eine Zusammenarbeit des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) mit Atmosfair – für zwei Jahre. Die Akzeptanz beim Kunden sei damals nicht gerade hoch gewesen, erzählt VIR-Chef Michael Buller. "Aber das ändert sich gerade wieder."

Lufthansa bietet zwei Optionen

Bei manchen Fluggesellschaften können Reisende ebenfalls die Emissionen kompensieren. Lufthansa ist schon seit 2007 ein Partner von Myclimate. Lange Zeit war das Angebot auf der Website aber eher versteckt. Erst seit dem Spätsommer 2019 bekommen Kunden es kurz vor Abschluss der Buchung angezeigt. Bis 2018 habe die Nutzungsquote bei weniger als einem Prozent gelegen, sagt Lufthansa-Sprecher Steffen Milchsack. "Aber die Kurve geht nach oben."

Neuerdings bietet Lufthansa noch eine zweite Variante an: Kunden können direkt für synthetisches Kerosin zahlen, das laut Airline weitgehend CO2-neutral ist. Das ist für den Passagier um ein Vielfaches teurer als die herkömmliche Kompensation.


Andere Fluggesellschaften haben teils eigene Programme, zum Beispiel die niederländische KLM. Viele Airlines haben aber gar keine eigenen Angebote oder Kooperationspartner. Hier können Urlauber wieder selbst aktiv werden und Reisen bei Atmosfair und Co. direkt kompensieren.

Das Modell der CO2-Kompensation setzt stets auf Freiwilligkeit. Urlauber müssen bereit sein, für den Klimaschutz zu zahlen. Ob sie dazu in naher Zukunft in großer Zahl bereit sind, wird sich zeigen. Klimaschützer betonen, dass eine andere Maßnahme ohnehin besser für das Klima wäre – und zwar grundsätzlich weniger zu fliegen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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