Fehlerhafte Schweißnähte Probleme mit ICE4 zwingen Bahn zum Improvisieren
Die neuen Züge sollten mehr Komfort und Kapazitäten bringen. Doch ein Produktionsfehler der ICE4 macht der Deutschen Bahn einen Strich durch die Rechnung – und zwingt sie zum Umdisponieren.
Die Deutsche Bahn spürt seit dem Wochenende den Lieferstopp für den neuen ICE4. Eigentlich waren ab dem kleinen Fahrplanwechsel am Sonntag zusätzliche ICE4-Leistungen vorgesehen, wie eine Bahnsprecherin sagt. Diese würden nun durch andere Fahrzeuge ersetzt. Konkretere Angaben machte sie nicht.
Auslieferung wegen fehlerhafter Schweißnähte gestoppt
Damit müssen Fahrgäste länger auf neue Züge des Flaggschiffs im Fernverkehr warten, das mehr Sitzplätze und mehr Komfort verspricht. Die Sprecherin versichert jedoch: "Aktuell gibt es deswegen keine Beeinträchtigungen für Kunden der DB."
Vor zwei Monaten hatte die Bahn die Auslieferung der neuen Züge gestoppt. An den Wagen waren fehlerhafte Schweißnähte entdeckt worden. Die bis dahin ausgelieferten 25 Züge fahren aber weiter.
Bahnbeauftragte sieht kein Sicherheitsrisiko
Nach Auskunft der Bahn, der Hersteller und von Gutachtern gebe es kein Sicherheitsrisiko, antwortet der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann, auf eine Anfrage der FDP-Fraktion. "Die Fahrzeuge können weiter betrieben werden", betont der Staatssekretär.
Fehlerhafte Schweißnähte finden sich demnach im Mittelteil eines Untergestells der Wagen. Betroffen seien Schweißverbindungen an Stahlträgern – sogenannte Lang- und Mittenträger sowie Hauptquerträger am Wagenende.
FDP fordert Neuausschreibung des Auftrags
Eine Lösung für das Problem gibt es offenkundig noch nicht. "Wir haben die Hersteller aufgefordert, uns schnellstmöglich ein mit dem Eisenbahnbundesamt abgestimmtes Ausbesserungskonzept für die betroffenen Wagen vorzulegen", heißt es bei der Bahn. Eine Siemens-Sprecherin sagt, man stehe im Austausch mit der Behörde. Die Wagenkastenrohbauten bekommt Siemens von Bombardier Transportation.
Die Bahn hält am ICE4 fest. Alternativen würden nicht geprüft, erklärt Ferlemann. Der FDP-Abgeordnete Christian Jung fordert dagegen eine Neuausschreibung. Statt des fehlerhaften ICE4 sollte eine Doppelstock-Variante bestellt werden. Um wie geplant bis 2030 die Fahrgastzahl zu verdoppeln, sei ein jährliches Plus von 6 Prozent nötig. "Das ist mit einstöckigen Zügen im Fernverkehr nicht mehr zu schaffen."
Ältere ICE kosten mehr als der neue ICE4
Aus Jungs Sicht sind auch Sicherheitsbedenken beim ICE4 nicht ausgeräumt. "Die Bundesregierung sollte deshalb eine weitere Untersuchung anordnen."
Der Gesamtauftrag für den ICE4 umfasst sechs Milliarden Euro. Der neue Zug soll helfen, Verspätungen und Ausfälle zu verringern. Die ersten ICE4 sind seit Ende 2017 auf den Gleisen. Vereinbart ist, dass bis zum Jahr 2023 insgesamt 119 Züge geliefert werden.
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Muss die Bahn auf die neuen Züge warten, geht das auch ins Geld. Denn um einen alten ICE einen Kilometer fahren zu lassen, gibt die Bahn 30 Euro aus, etwa für Strom, Trassengebühren und Abschreibungen. Beim ICE4 kalkulieren die Manager mit nur 25 Euro, weil der beispielsweise weniger Strom verbraucht.
- Nachrichtenagentur dpa