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Britische Tourismusbranche: "Als würden wir am Abgrund stehen"


"Als würden wir am Abgrund stehen"
Brexit sorgt für Tourismuskrise auf der Insel

rtr, Ilona Wissenbach, Caroline Copley

08.03.2019Lesedauer: 3 Min.
Traffic on the Westminster bridge, LondonVergrößern des Bildes
Westminster Bridge: Noch benötigen Touristen für Ihren Tripp nach London kein Visum. Das kann sich bald ändern. (Quelle: lovro77/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Brexit-Unsicherheit verdirbt den Briten die Reiselust. Auch auf der Insel bleiben Touristen zunehmend fern. Branchenvertreter befürchten einen Umsatzeinbruch.

Das Chaos um den geplanten EU-Austritt Großbritanniens Ende März macht der Reisebranche schwer zu schaffen. "Der Brexit macht uns Sorgen", sagt Mark Okerstrom, Chef der Online-Buchungsplattform Expedia, auf der Reisemesse ITB in Berlin. Die Flugbuchungen von und nach Großbritannien lägen für die Zeit nach dem 29. März deutlich unter dem Vorjahr. Der Lobbyverband "Visit Britain" hat sogar einen regelrechten Einbruch beobachtet. "Es fühlt sich an, als würden wir am Abgrund stehen", sagt Caroline Bremner, Tourismusexpertin der Marktforschung Euromonitor, bei einer ITB-Konferenz. Die Unsicherheit, ob das Land am 29. März geordnet, ungeordnet oder noch gar nicht aus der EU austritt, belaste Verbraucher und die Unternehmen der Tourismuswirtschaft.

Londonurlaub künftig nur mit Visum und Versicherung?

Nach Einschätzung der Wirtschaftsforscher von Oxford Economics könnten die Reisebuchungen der Briten nach einem harten Brexit im kommenden Jahr um fünf Prozent zurückgehen. Euromonitor erwartet bei einem ungeregelten Brexit von 2019 bis 2025 gut 4,7 Milliarden Euro geringere Ausgaben der Briten für Auslandsreisen. Die Verbraucher machten sich derzeit vor allem Gedanken über Visumpflicht, Versicherungsfragen oder ob sie künftig einen internationalen Führerschein für EU-Länder brauchen, erklärt Bremner. Die Visumfrage sei so geregelt, dass ab 2021 ein System mit mehrjähriger Einreiseerlaubnis nach dem Vorbild der ESTA-Prozedur der USA eingeführt werde.

"Wir sehen nicht, dass Kunden gar nicht buchen, sondern gegebenenfalls mit ihrer Entscheidung etwas länger warten", sagt Christoph Debus, Chef der Airline-Gruppe des Reisekonzerns Thomas Cook. Der Brexit sei auch für den Luftverkehr ein Risiko, aber die Reiseveranstalter bekämen die Folgen stärker zu spüren. "Es kann eine kleine Delle geben, eher für die Veranstalter als für die Fluglinien", erklärt er. Am Ende zahlten vor allem die Verbraucher die Rechnung für das politische Chaos. "Das ist unakzeptabel." Das Parlament in London müsse in der kommenden Woche eine Lösung finden.

Damit der Flugverkehr reibungslos auch nach einem EU-Austritt ohne Vertrag weitergeht, vereinbarten die Europäische Union und Großbritannien zwölf Monate Übergangsfrist, in denen Verkehrsrechte und Sicherheitsstandards weitergelten. "Durch den Brexit erwarte ich kein Flug-Chaos", sagt Thomas-Cook-Manager Debus.

Spanien könnte am stärksten leiden

Das beliebteste Urlaubsland der Briten, Spanien, wäre mit einem Minus von einer Milliarde Euro bis 2025 nach den Daten von Euromonitor am härtesten getroffen, gefolgt von den USA, Frankreich und Italien. Mit neun Prozent sind die Briten die größte Urlaubergruppe in Spanien. Die Tourismuswirtschaft macht zwölf Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Mehr als 300.000 Briten haben einen Wohnsitz in Spanien. Die Regierung in Madrid hat geregelt, dass diese ihr Aufenthaltsrecht und so wie britische Touristen auch den Zugang zu Gesundheitsleistungen nicht verlieren. Die Reiseveranstalter locken die Urlauber mit hohen Frühbucherrabatten, niedrigen Anzahlungen oder kostenfreien Plätzen für Kinder, erklärt Euromonitor-Forscherin Bremner. Auch Anbieter aus Griechenland und der Türkei buhlten mit günstigen Preisen um die britischen Gäste.

Auch die Tourismuswirtschaft innerhalb des Vereinigten Königreichs befürchtet, dass die Urlauber vom europäischen Kontinent ausbleiben. Schon im vergangenen Jahr gingen die Besucherzahlen um mehr als fünf Prozent auf 37,5 Millionen zurück. Der Verband Visit Britain hofft jetzt auf eine Erholung, weil dank des niedrigeren Pfund-Kurses mehr Touristen aus den USA oder China kämen. Einen starken Rückgang erwartet Euromonitor außerdem bei den Geschäftsreisen nach Großbritannien im Fall eine harten Brexit.

Die Regierung in London habe zwar klargestellt, dass kein Tourist an der Grenze abgewiesen werde, sagt Kate Nicholls, Chefin des Tourismusverbandes UK Hospitality, am Rande der ITB. "Aber die Regierung muss mehr tun, um die Stimmung der Besucher aus Kontinentaleuropa zu verbessern, das ist unser wichtigster Markt."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur rtr
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