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Störungen bei der Bahn: Nur jeder fünfte ICE ist "voll funktionsfähig"


Störungen bei der Bahn
Nur jeder fünfte ICE ist "voll funktionsfähig"

Von afp, dpa
Aktualisiert am 22.11.2018Lesedauer: 3 Min.
Fahrender ICE: Bei der Deutschen Bahn haben sich zuletzt die Probleme gehäuft. Nun will der Konzern die Wartung und Instandhaltung ihrer Züge möglichst schnell verbessern.Vergrößern des Bildes
Fahrender ICE: Bei der Deutschen Bahn haben sich zuletzt die Probleme gehäuft. Nun will der Konzern die Wartung und Instandhaltung ihrer Züge möglichst schnell verbessern. (Quelle: Daniel Karmann/dpa)
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Nur 20 Prozent der ICE-Züge sind voll einsatzfähig. Repariert wird, was sicherheitsrelevant ist. Toiletten und Klimaanlage gehören nicht dazu. Es fehlt an Mitarbeitern und Geld.

Bei der Deutschen Bahn ist nur jeder fünfte ICE voll funktionsfähig. Entweder sind die Toiletten kaputt, die Heizung bleibt im Winter kalt oder die Klimaanlage fällt im Sommer aus. Der Grund liegt vor allem in fehlendem Personal – sei es in der Wartung oder im Führerhaus. Dies berichtet das ARD-Magazin "Kontraste" unter Berufung auf Aufsichtsratsunterlagen der Bahn-Tochter Fernverkehr vom Juni dieses Jahres.

Zwar hätten den Bahn-Papieren zufolge die Instandhaltungswerke seit dem Jahr 2016 deutlich mehr Züge mit Schäden abgearbeitet – genannt werde eine Steigerung um 45 Prozent. Dieser Erfolg werde jedoch "überkompensiert", da der "Schadenseingang im gleichen Zeitraum anstieg". Die Anzahl der ICE, die die Werkstatt mit Mängeln wieder verlassen, sei um 17 Prozent angestiegen.

Sicherheitsrelevante Reparaturen haben Vorrang

Grund sei unter anderem die "hohe Eingangsverspätung", zitierte "Kontraste" aus den Unterlagen: ICE kämen im Instandhaltungswerk verspätet an, die Werkstattzeit werde knapper. Abgearbeitet werde nur, was sicherheitsrelevant sei – Toiletten oder Klimaanlagen gehören nicht dazu.

Ein weiterer Punkt: Die Bahn steht wegen vieler Verspätungen in der Kritik. Im Oktober kamen nur 71,8 Prozent der Intercity, Eurocity und ICE pünktlich an ihre Ziele. Die Bahn wollte dieses Jahr eigentlich eine Pünktlichkeitsquote von 82 Prozent erreichen.

Bahn selbst nicht zufrieden

Solche Unterlagen kommentiere man "grundsätzlich nicht", erklärte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Donnerstag. Er fügte aber hinzu, die Kriterien bei der Einstufung der Fahrzeuge als fehlerfrei oder nicht fehlerfrei seien sehr streng. Ein Zug gehe schon dann als "nicht fehlerfrei" in die Statistik ein, wenn eine Wagentür defekt sei oder eine Kaffeemaschine nicht funktioniere.

Liebe Leserinnen und Leser, haben Sie sonderbare, nervige oder überraschende Erlebnisse mit der Bahn gehabt? Was genau ist Ihnen passiert? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Schreiben Sie dazu einfach in den Kommentarbereich unter diesem Artikel oder senden Sie uns eine E-Mail an leseraufruf@t-online.de.

Klar sei aber auch: "Mit dem aktuellen Stand der Fehlerbeseitigung in unserer Zugflotte sind wir selbst nicht zufrieden." Deshalb wolle man "kurzfristig zusätzliche Ressourcen für die Wartung und Instandhaltung der Züge aufbauen". Wie das gelingen kann, werde im Aufsichtsrat diskutiert.

Das Problem: Tausende Mitarbeiter fehlen

Es mangelt an qualifiziertem Personal. Im sogenannten "betriebskritischen Bereich", der direkt für den Zugverkehr zuständig ist, fehlten 5.800 Mitarbeiter, zitierte "Kontraste" weiter aus den internen Dokumenten. Demnach fehlt es dem Konzern unter anderem an Lokführern, Instandhaltungskräften und IT-Spezialisten. Das Unternehmen kommentierte dies nicht und verwies auf mehr als 20.000 Neueinstellungen in diesem Jahr.

Sieben Milliarden mehr vom Bund verlangt

Der "Spiegel" hatte vergangene Woche berichtet, der Vorstand der Bahn verlange bis zu sieben Milliarden Euro pro Jahr vom Eigentümer Bund für den Unterhalt von Zügen und Gleisen. Demnach will der Vorstand 200 neue Züge kaufen und neue Mitarbeiter in den Wartungswerken einstellen. Derzeit wird die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung für die Jahre 2020 bis 2025 zwischen Bahn und Bundesregierung ausgehandelt.


Die Deutsche Bahn will die Wartung und Instandhaltung ihrer Züge möglichst schnell verbessern. Dem Aufsichtsrat seien dazu "detaillierte und umfassende Vorschläge vorgelegt" worden, teilte ein Sprecher des Konzerns mit. Das Kontrollgremium kam in Berlin zu einer zweitägigen Klausurtagung zusammen und will am Freitag über Ergebnisse informieren.

Der Bahnsprecher machte deutlich, der sichere Betrieb der Züge sei "jederzeit gewährleistet", weil "sämtliche sicherheitsrelevanten Komponenten kontinuierlich und lückenlos kontrolliert und gegebenenfalls repariert werden".

Verwendete Quellen
  • AFP
  • dpa
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