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Sollten Sie die Anzahl Ihrer Sexualpartner verheimlichen?


Meinung
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Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Bei dieser Zahl muss Ihnen nichts peinlich sein

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

10.10.2018Lesedauer: 3 Min.
Pärchen mit ZärtlichkeitVergrößern des Bildes
Sexualpartner: Für die Zahl der Menschen, mit denen wir geschlafen haben, sollten wir uns nicht schämen oder vom Partner verurteilt werden. (Symbolbild) (Quelle: Maria Dorota/getty-images-bilder)

"Mit wie vielen hast du schon geschlafen?" Nüchtern betrachtet dient die Frage zum Informationsaustausch. Vielleicht, um mehr über den Partner zu erfahren, ihn besser einschätzen zu können oder um etwas über seine sexuelle Erfahrenheit herauszufinden. So einfach die Frage scheint, so problematisch ist ihre Antwort.

Diese Frage hat es, egal weshalb sie gestellt wird, in sich. "Sage ich die Wahrheit?" denken Männer sowie Frauen. Gegenüber Freunden: Natürlich! Gegenüber dem/der Neuen? Ääähm … lieber nicht! Einige versuchen, sich durch ein "Sag du zuerst." noch etwas Zeit für Ihre Antwort zu verschaffen. Andere reagieren prompt und sagen die (un)echte Zahl direkt heraus. Kritisch für den Fragenden sind Antworten wie: "Das weiß ich nicht mehr so genau." oder: "Das ist doch unwichtig." Denn sie lassen sehr viel Interpretationsspielraum à la: "Babe, wenn ich dir die echte Zahl sage, schlackern dir die Ohren!" Sollten Sie die Frage also lieber nicht beantworten oder gar lügen?

Frauen sind "Schlampen" oder "prüde"

Besonders Frauen werden abgestempelt, sobald sie die Anzahl ihrer Sexualpartner preisgeben. Alles über zehn ist zu hoch – "die Schlampe, macht es mit jedem" – eine Zahl unter zwei zu niedrig – "die prüde Trulla ist bestimmt unten zugenäht". Was liegt da näher, als sich eine Zahl auszudenken? Falsch gedacht. Denn das machen Frauen in diesem Fall nicht. Laut einer Studie der Universität Glasgow sind sie bei der Angabe ihrer Sexualpartner sogar ehrlicher als Männer – denn Frauen zählen nach, Männer schätzen, so die Wissenschaftler im Fachblatt "The Journal of Sex Research".

Doch auch wenn die Antwort auf die Frage bei vielen ehrlich ist, ist es dann nicht doch besser, zu schweigen? Denn die Stempel mit den Vorurteilen "Schlampe" und "Alte Jungfer" stehen ja weiterhin im Raum. Sie glauben, das fragen sich nur Frauen mit wenig Selbstbewusstsein? Nein. Denn auch Männer haben – zumindest bei einer angeblich zu geringen Zahl an Sexualpartnern – das Problem, als "Weichei" oder "Schlappschwanz" abgestempelt zu werden. Zusätzlichen Druck geben dann noch die statistischen Zahlen: Männer haben laut einer Studie im Durchschnitt zehn Sexualpartner, Frauen fünf. Diese Zahlen stammen von einer Studie der Technischen Universität Braunschweig.

Also was denn nun? Frage beantworten oder lieber schweigen? Komm zum Punkt, Mädel!

Ich bin dafür, die Nummernfrage ehrlich zu beantworten. Warum? Darum:
Die Anzahl der Sexualpartner sagt nichts über unseren Charakter oder unsere Lebenserfahrung aus. Schließlich können wir mit zwei Sexualpartnern unglaublich viel ausprobiert haben, aber genauso gut immer nur die gleiche Masche mit 25 Sexualpartnern durchgezogen haben.

Zudem beeinflussen auch noch andere Faktoren die Anzahl unserer Sexualpartner: Das Alter, der Freundeskreis, Familie und natürlich auch die eigene Einstellung. Aber auch der Beziehungsstatus: War man lange Single und hat jeden, auf den man Lust hatte, mit in die Kiste genommen? Oder gab es eine monogame Beziehung, die seit der Pubertät bis zum Uniabschluss anhielt? Manche können zudem auch überhaupt nichts mit Sex anfangen bzw. für sie ist es nicht wichtig. Für andere ist es – neben Schlafen und Essen – das Wichtigste auf der Welt.

Unsere gewisse Nummer hängt von so vielen anderen Faktoren ab, als nur von unserem Geschlecht. Es gibt also weder für Frauen noch für Männer einen Grund, die Anzahl der Sexualpartner nicht zu sagen und bei der entsprechenden Frage zu lügen.

Sexualpartner sind wie Leberflecke

Stehen Sie zu der Zahl Ihrer Sexualpartner. Sie gehört zu Ihnen, genauso wie Ihr Leberfleck am Arm oder die Art und Lautstärke Ihres Lachens. Sie sollten bei Ihrer Antwort also auch keine Rücksicht auf die möglichen Annahmen Ihres Gegenübers nehmen. Denn wenn es nur ein One-Night-Stand oder eine Affäre ist, kann es Ihnen sowieso komplett egal sein, welchen Stempel Sie aufgedrückt bekommen. Und bei etwas Ernstem laufen Sie Gefahr, Ihre gelogene Nummer zu vergessen und später dabei erwischt zu werden.

Also, seien Sie ehrlich und stehen Sie zu Ihren Sexualpartnern. Kommt Ihr Partner nicht damit zurecht, wird er es auch nicht mit Ihnen oder Ihrem Charakter.

Es kann nie zu viel oder zu wenig sein

Übrigens: Wenn Sie glauben, die Anzahl Ihrer direkten Sexualpartner ist zu gering, dann überprüfen Sie mal, mit wie vielen Sie indirekt Sex hatten. Aber auch diejenigen, die viele Kerben am Bettpfosten haben, sollten nicht zu hoch stapeln. Denn sie liegen meist doch im statistischen Durchschnitt.

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