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Kolumne: Achtung! Manche Ihrer Sätze werden zum Bumerang.


Meinung
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Elternsprüche
Achtung! Manche Ihrer Sätze werden zum Bumerang

MeinungEine Kolumne von Larissa Koch

Aktualisiert am 14.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Mädchen mit Zeigefingern vor den Lippen, Stille gebietend.Vergrößern des Bildes
Psssst! Ihr Kind hört alles. Ihre Worte kehren irgendwann zurück. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die einen lassen sich ihre Sprache vom Rhetorik-Coach glätten, die anderen haben Kinder. Denn die achten sehr genau darauf, was man den lieben langen Tag so von sich gibt und wie oft man das Wort Scheibenkleister oder noch schlimmere Ausdrücke verwendet. Und so manches Mal sieht man sich mit seinen eigenen Plattitüden schachmatt gesetzt.

"Leni, komm mal her, ich möchte dir was zeigen." Keine Reaktion. "Leeeni, komm doch mal bitte, ich will dir was zeigen!" Wieder keine Reaktion. "Leeeeniiii, komm jetzt mal bitte!“ Dann doch eine Reaktion: "Naheiiin! Ich seh’s von hihiiier!" Ich bin platt! Hat sie das wirklich gesagt? Sie war erst vier Jahre alt! Ist das etwa ein Satz fauler Eltern, die ihren Hintern nicht aus dem Sessel erheben wollen, Kaffee und Zeitschrift partout nicht aus der Hand geben möchten und behaupten, sie könnten sich das Produkt kindlicher Kreativität – sei es ein Bild, ein Legoturm oder eine Höhle – mit der gebotenen Würdigung und Aufmerksamkeit aus vier Metern Entfernung anschauen?! Ja, ganz genau! Es schallt daraufhin halt aus dem Kinderzimmer heraus, wie man in das Kinderzimmer hineingerufen hat. Man braucht sich dann auch nicht wundern, wenn seltsam vertraute Sätze fallen wie: "Mama, für dich ist die Höhle gestrichen!!!"

Die Beine falte ich irgendwie unter den Tisch

Neulich in der Bücherei in der Kinderleseecke. Ich lasse mich alltagsgepeinigt auf einen Zwergenstuhl fallen. Meine Knie berühren fast meine Wangen, aber egal: Hauptsache sitzen! Mein Sohn hat sich gerade einen Stapel Piratenbücher vorgenommen, die er stolz vor sich auf den Tisch legt. Ich hoffe, die Bilder von brennenden Schiffen und abgeschlagenen Köpfen reichen fürs erste und ich werde bis auf Weiteres nicht zum Vorlesen aufgefordert. Eine gute Gelegenheit, meinen Kopf mal ganz kurz abzulegen. Die Beine falte ich irgendwie unter den Tisch. Den Unterarm nehme ich als Kissen. In der Halbhorizontalen schaffen es meine schlaffen Lider allerdings nicht mehr, sich offen zu halten. Mein Sohn bestaunt die Bücher unzensiert. Dennoch entgeht ihm meine kleine Auszeit nicht: "Mama, du schläfst mir jetzt hier aber nicht ein?!", unterbricht er meinen Millisekundenschlaf.

"Merk dir, was du sagen willst."

Beim Zähneputzen. Genaugenommen beim Nachputzen. Meine Tochter greift mehrfach hintereinander nach dem Knopf der elektrischen Zahnbürste, die ich in der Hand halte. Sie schaltet das Gerät ab, um mir sabbernd-undeutlich, aber nachdrücklich etwas "gaaanz Wichtiges" zu sagen. Ich bin bereits reichlich genervt, will einfach nur diesen Nachputzvorgang abschließen, der durch x Unterbrechungen schon unerträglich lange dauert: "Leni, bitte, lass uns einfach nur schnell fertig putzen! Merk dir, was du sagen willst!" Bestimmt schiebt sie die Zahnbürste zur Seite. "Mama, nur ganz kurz. Heute hat unser Lehrer in der Klasse getanzt! So." Sie macht komische Verrenkungen. Die Zahnpaste läuft ihr aus allen Winkeln und kleckst auf die schwarzen Fliesen. "Leni, los jetzt! Das kannst du mir gleich zeigen. Wir putzen jetzt erst zu Ende!!!" Sie drückt wieder auf den Ausknopf und sagt: "Mama, wir wären längst fertig, wenn wir es so gemacht hätten, wie ICH es gesagt habe!" Und wahrscheinlich hat sie Recht. Kommt mir irgendwie auch sehr bekannt vor, diese Argumentation.

Und es gibt Elternsätze, die gehören längst auf den Index, weil man sie schließlich selber nicht hören will. Aber die Deutsche Gesellschaft für Sprache fühlt sich hier offensichtlich nicht zuständig:

"Das ist hier kein Spielplatz!" (Ach, tatsächlich?! Genau das ist ja das Problem!)

"Du bist hier nicht allein!" (In der vollbesetzten U-Bahn)

"Schlaf nicht ein!" (Beim Anziehen – eher unwahrscheinlich)

"So lange du deine Füße…" (Stoooooopp!!!! Es reicht!)

Larissa Koch ist Redakteurin bei t-online.de und hat zwei Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren. In ihrer Kolumne "Der ganz normale Wahnsinn" beschreibt sie regelmäßig, was Eltern durchmachen müssen oder dürfen – je nachdem.

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