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Betrugsmasche: Falsche Polizisten hauen Senioren übers Ohr


Vorsicht, Abzocke
Betrugsmasche von falschen Polizisten: Wie Sie sich schützen können

dpa, t-online, Antonia Hofmann, Silke Ahrens

Aktualisiert am 23.10.2017Lesedauer: 4 Min.
Kommt die Polizei vorbei, sollten Sie sich immer die Dienstausweise der Beamten zeigen lassen.Vergrößern des Bildes
Kommt die Polizei vorbei, sollten Sie sich immer die Dienstausweise der Beamten zeigen lassen. (Quelle: Roland Weihrauch/dpa-bilder)
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Die Polizei, dein Freund und Helfer – nach diesem Motto erschleichen sich vermeintliche Ordnungshüter hohe Geldsummen. Die Zahl der Fälle steigt drastisch. Polizeikommissar Heide erklärt im Interview mit t-online.de, wie Sie sich vor der Betrugsmasche schützen können.

Ein Anruf, warnende Worte – und ein vermeintliches Hilfsangebot: Die Masche von sogenannten falschen Polizisten funktioniert meist nach demselben Prinzip. Ihr Ziel: Geld und Wertgegenstände. Die Täter agieren dabei deutschlandweit, wie es beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden heißt. Allein in Nordrhein-Westfalen (NRW) wurden von Januar bis März 2017 mindestens knapp 1200 Fälle gemeldet – fast doppelt so viele wie in den drei Monaten zuvor. Das Landeskriminalamt (LKA) geht bei diesen Delikten zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.

So funktioniert die Betrugsmasche

Wie schon beim "Enkeltrick" werden ältere Menschen als potenzielle Opfer ausgewählt. "Die Täter suchen im Telefonbuch nach Namen, die auf ein hohes Alter schließen lassen", erklärt LKA-Sprecher Mario Lorenz. Sie würden dann zum Beispiel behaupten, der Angerufene stehe auf einer Einbruchsliste von Kriminellen. Ein Kollege werde kommen und Wertgegenstände zur sicheren Verwahrung abholen. Eine andere Masche: Auf dem Konto des Opfers liege angeblich Falschgeld, das überprüft werden müsse.

Senioren seien nicht mehr so wehrhaft und kritisch – und zudem oft froh über den Kontakt, meint Ralf Stetza, ehrenamtlicher Seniorensicherheitsberater in Solingen und ehemaliger Polizist. Die Betrüger nutzten die Angst der Menschen vor Einbrüchen aus.

Doppelter Betrug möglich

Menschen, die bereits Opfer eines Telefonbetrugs geworden sind, können laut BKA von den Täter noch einmal ins Visier genommen werden. Falsche Polizisten oder Staatsanwälte würden anrufen und behaupten, dass sich die Menschen durch die Erstzahlung strafbar gemacht hätten und ein angeblich eingeleitetes Ermittlungsverfahren nur gegen eine weitere Zahlung schnell und unkompliziert abwendbar sei. Die Opfer würden oft noch lange massiv unter Druck gesetzt.

Jürgen Waniek vom Kölner Kriminalkommissariat für Prävention und Opferschutz berichtet von besonders dreisten Taten, bei denen falsche Polizisten ihre Opfer vor vermeintlichen Polizisten warnten – tatsächlich handelte es sich aber um die echten Beamten.

Besonders tückisch: Auf dem Telefon-Display erscheint oft die "110" oder die Nummer von anderen Behörden wie dem BKA, was den Anrufer glaubwürdiger erscheinen lässt. Die Betrüger würden tatsächlich aber aus Call-Centern vor allem aus der Türkei anrufen, in Deutschland hätten sie Komplizen, sagt Lorenz. "Danach ist es schwierig, den tatsächlichen Anschluss rauszufinden."

Wie Sie sich schützen können

Damit Sie oder Ihre Angehörigen nicht Opfer dieser Betrugsmasche werden, klärt Polizeikommissar Heide aus dem Revier Lutherstadt Wittenberg auf, wie echte Polizisten in so einem Fall vorgehen. "Es kommt durchaus vor, dass die Polizei Privatpersonen aus verschiedensten Gründen anruft. Aber Tatvorwürfe werden nie übers Telefon, immer nur vor Ort gemacht", sagt er im Interview mit t-online.de. "Die Polizei würde auch niemals am Telefon Auskunft über Kontostände und Vermögensverhältnisse verlangen oder Wertgegenstände erfragen."

Wenn es zur Sicherstellung von Bargeld oder Wertgegenständen kommen sollte – was nur ganz selten vorkommt – müsse gegen die Person zuerst eine Straftat vorliegen. "Es wird nichts sichergestellt, ohne einen richterlichen Beschluss oder ein Sicherstellungsverfahren. Es wird Ihnen auch immer eine Niederschrift ausgehändigt. Polizisten sichern sich immer selbst ab, damit es nicht heißt, sie haben sich etwas eingesteckt. Bestehen Sie immer auf einen Nachweis", rät der Experte und gibt folgende Tipps:

  • Bei einem echten Polizeianruf erscheinen nie Notrufnummern.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen oder Angst machen.
  • Geben Sie keine Details zu Kontoständen, PIN-Nummern oder Wertsachen heraus.
  • Legen Sie im Verdachtsfall einfach auf und rufen Sie selbst die 110 an.

Sind die vermeintlichen Ordnungshüter vor Ort, sollten Sie folgende Hinweise beachten:

  • Lassen Sie die Personen nicht in die Wohnung.
  • Lassen Sie sich immer den Dienstausweis zeigen.
  • Holen Sie einen Zeugen dazu (einen Nachbarn, Freund oder ein Familienmitglied).
  • Lassen Sie sich den richterlichen Beschluss zeigen und bestehen Sie auf ein Sicherstellungsprotokoll.

Ein weiteres Problem: Nur etwa jeder fünfte bis siebte Fall von Telefonbetrug wird nach Angaben des BKA angezeigt. "Einen Telefonbetrug sollten Sie immer melden, egal ob es geklappt hat oder nicht. Auch wenn Sie sich vielleicht schämen, dass sie auf die Masche hereingefallen sind", erklärt Heide. Denn nur so habe die Polizei überhaupt die Chance, die Fälle aufzuklären.

Die Zahl der Fälle steigt drastisch

Denn auch in anderen Bundesländern schießen die Deliktzahlen in die Höhe: In Baden-Württemberg weiß das LKA von mehr als 1000 Fällen bis Ende August 2017 – im gesamten vergangenen Jahr waren es 225. Ähnlich sieht es in Rheinland-Pfalz aus: Schon bis September zählten die Beamten dort doppelt so viele Fälle wie im ganzen Vorjahr. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Betrugsmasche laut LKA nach dem "Enkeltrick" die zweithäufigste Form von Trickstraftaten.

Zwar haben die Täter selten Erfolg, die Schadensumme ist teilweise jedoch enorm. Der Polizei in Münster zum Beispiel wurden seit Anfang September 100 Anrufe von falschen Polizisten gemeldet, nur bei sechs kam es zur Übergabe von Wertgegenständen, Schmuck oder Geld – insgesamt jedoch im Wert von mehreren 100.000 Euro. Die Schadenssumme in ganz NRW geht laut LKA in die Millionen. Die größte Beute in einem Einzelfall lag dort bisher bei über 520.000 Euro.

Erste Erfolge gegen den Telefonbetrug

Bei Betrugsstraftaten in NRW lag die Aufklärungsquote 2016 bei knapp elf Prozent. Jüngst führte eine Spur aus NRW in die internationale organisierte Kriminalität. Anfang Oktober berichteten Polizei und Staatswaltschaft in Köln von einem gelungenen Schlag gegen eine Tätergruppe: In Mönchengladbach war ein 24-Jähriger als mutmaßliche Schlüsselfigur festgenommen worden. Der Deutsche türkischer Herkunft soll mehrere Taten deutschlandweit koordiniert haben.

Die Zusammenarbeit mit der Türkei gestaltet sich schwierig: Anfragen würden oft gar nicht oder unzureichend beantwortet, heißt es beim bayerischen LKA. Zudem würden die Behörden keine Ermittlungen in Zusammenhang mit Hintermännern übernehmen.

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