Enorme Entschädigungssumme United Airlines bietet bis zu 10.000 Dollar für die Aufgabe von Sitzplatz
Die US-Fluggesellschaft United Airlines bemüht sich nach dem Skandal um das gewaltsame Vorgehen gegen einen Passagier um Schadensbegrenzung. Die Airline bietet Fluggästen künftig bis zu 10.000 Dollar, wenn sie bei Überbuchung des Flugzeugs den Sitzplatz freiwillig räumen.
United wolle kundenorientierter werden, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Zudem solle die Praxis der Überbuchung künftig so gut wie eingestellt werden. Auch Konkurrent Delta will die Entschädigung auf 9950 Dollar erhöhen.
United Airlines führt für Kunden mehrere wichtige Veränderungen ein
Die amerikanische Airline führt die Änderungen ein, die für ihre Passagiere ein "Höchstmaß an Würde, Respekt und Betreuung gewährleisten" sollen. Die Neuerungen sind das Resultat der Untersuchungen von Durchführungsbestimmungen, die United nach dem Vorfall auf dem United Express Flug 3411 am 9. April vorgenommen hat als ein Passagier gewaltsam von Bord gebracht wurde. Damit sollte Platz für Crew-Mitglieder geschaffen werden, nachdem niemand das Flugzeug freiwillig verlassen hatte. Der 69-jährige Arzt David Dao verlor bei dem Vorfall zwei Zähne und erlitt eine Gehirnerschütterung.
United verpflichtet sich ab sofort unter anderem zu Folgendem:
- Einsatz von Vollzugsbehörden ausschließlich im Sicherheitsfall
- Passagiere, die bereits ihren Platz an Bord eingenommen haben, werden künftig nicht mehr gebeten, diesen aufzugeben – es sei denn Sicherheitsgründe machen dies erforderlich
- Zusätzliche, jährliche Mitarbeitertrainings für solche Ausnahmefälle
- Einführung eines Systems, mit dem bereits im Vorfeld Kunden zwecks Änderungen ihrer Reisepläne ausgewählt und angesprochen werden können
- Reduzierung der Anzahl an Überbuchungen
Auch bei verlorenem Gepäck will United stärker auf seine Kunden zugehen. Künftig würden 1500 Dollar je Koffer gezahlt und der Verlust nicht hinterfragt. "Das ist ein Wendepunkt für uns alle bei United", sagte Airline-Chef Oscar Munoz.
Im vergangenen Jahr sei 3765 Passagieren von 86,8 Millionen gegen ihren Willen die Mitnahme verweigert worden, teilte United in einem Schreiben an ein Senatskomitee mit.
Lufthansa versucht Überbuchungen von vorne herein zu vermeiden
Die deutsche Lufthansa versucht, es gar nicht erst zu Überbuchungen kommen zu lassen. Pressesprecher Jörg Waber dazu: "Rund drei Millionen Fluggäste treten ihren Flug bei Lufthansa jedes Jahr nicht an. Deshalb müssen Flüge überbucht werden. Ein komplexes System berechnet dabei, welcher Flug wie stark überbucht werden kann und berücksichtigt zum Beispiel, ob gerade Ferienbeginn oder eine Messe ist. Sollten dennoch einmal mehr Gäste kommen, als wir Plätze zur Verfügung haben, suchen wir noch vor dem Einsteigen eine Lösung im Einklang mit den Reisenden. Wir bieten dafür dann unter anderem Kompensationen an, wie sie laut EU-Richtlinie vorgesehen sind."