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Früher Analphabet - heute Kinderbuchautor: Tim-Thilo Fellmer


7,5 Millionen Deutsche betroffen
Vom Analphabeten zum Schriftsteller

Von dpa
28.11.2016Lesedauer: 2 Min.
Kinderbuchautor Tim-Thilo Fellmer war nach elf Schuljahren immer noch Analphabet.Vergrößern des Bildes
Kinderbuchautor Tim-Thilo Fellmer war nach elf Schuljahren immer noch Analphabet. (Quelle: dpa-bilder)

Es ist kaum zu glauben, dass in einem Land wie Deutschland mehrere Millionen Menschen nicht richtig lesen und schreiben können. Tim-Thilo Fellmer war früher einer von ihnen. Heute ist er Schriftsteller.

Seit Jahren kämpft der Kinderbuchautor Tim-Thilo Fellmer gegen den Analphabetismus von Millionen Menschen in Deutschland - und zwar als ehemaliger Betroffener.

Nach elf Schuljahren konnte Fellmer nicht richtig lesen

Dem Verfasser von Büchern wie "Fuffi der Wusel" oder "Felix - Auf Ballhöhe in Südafrika" wurde in der Grundschule Legasthenie (Lese- und Rechtschreibstörung) attestiert. Nach elf Schuljahren hatte Fellmer zwar einen Hauptschulabschluss, konnte aber dennoch nicht richtig lesen und schreiben - laut Fachjargon ein "funktionaler Analphabet", einer von geschätzt 7,5 Millionen in Deutschland.

180 Millionen Euro Für Lese- und Schreibförderung

Das Bundesbildungsministerium will mit bis zu 180 Millionen Euro Alphabetisierungsprojekte fördern sowie Kurskonzepte und Selbstlernmöglichkeiten schaffen. Das Bund-Länder-Programm "Dekade der Alphabetisierung" soll ein bildungspolitisches Zeichen setzen, um in den kommenden zehn Jahren die Lese- und Schreibkompetenzen von Erwachsenen nachhaltig zu verbessern.

"Wünsche mir noch mehr Unterstützung"

"Ich würde mir wünschen, dass es demnächst noch mehr Gelder gibt als bisher ausgerufen", sagte Fellmer. "Wir haben inzwischen elf Selbsthilfegruppen für Alphabetisierung in Deutschland. Diese Menschen sind als ehemals Betroffene Experten in eigener Sache, die wollen in dieser Dekade viel mitarbeiten. Da würde ich mir wünschen, dass es von Politik und Wirtschaft noch mehr Unterstützung gibt."

Darum gibt es so viele Analphabeten

Nach Fellmers Einschätzung gibt es "viele Gründe, warum jemand nicht lesen und schreiben lernt, obwohl er im Schulsystem ist". Meistens seien dafür nicht etwa eine echte Legasthenie, sondern äußere Umstände verantwortlich - "prekäre häusliche Verhältnisse, ein bildungsfernes Elternhaus, auch Probleme mit dem Schulsystem, der Methodik, dem Lehrer", sagt der Buchautor. "So ein Kind bräuchte dann vielleicht einfach nur einen anderen Lehrer oder einen Lehrer, der mehr Zeit hat, um auf betroffene Schüler individuell einzugehen."

"Als Betroffener wird man nur noch weitergereicht"

Schreib- und Leseschwächen würden "im Schulsystem durchaus erkannt", meint Fellmer. "Aber man wird als Betroffener irgendwann nur noch weitergereicht. Es handelt sich um eine Überforderung auf beiden Seiten - auch bei den Lehrern, die oft in einer schwierigen Situation sind mit dem Unterricht vor zu großen Klassenverbänden."

Fellmer selbst brauchte Jahre, um in vielen kleinen Schritten seine Lese- und Schreibfähigkeiten zu verbessern. Motiviert hat ihn der Wunsch, Schriftsteller zu werden.

Hilfe finden beim Alfa-Telefon

Es gebe "kein Patentrezept, um aus dem Dilemma herauszufinden", so Fellmer. "Deshalb ist es so wichtig, dass andere Menschen Betroffenen Mut machen, Vorbild sind, Möglichkeiten aufzeigen." Der klassische Weg, um als Erwachsener noch richtig lesen und schreiben zu lernen, gehe über die Volkshochschulen. Zudem empfiehlt Fellmer: "Man kann jederzeit das bundesweite Alfa-Telefon anrufen, um das nächstliegende Hilfsangebot zu erfragen. Menschen, die dort arbeiten, kennen sich aus."

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