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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Klaus Doldinger: Deutsche Jazz-Legende wird 80 Jahre alt
Die deutsche Jazz-Musik wäre ohne Klaus Doldinger heute nicht vorstellbar. Einer großen Öffentlichkeit wurde der Komponist vor allem durch den Tatort bekannt. Er schuf die legendäre Intro-Musik des deutschen Kult-Krimis. Auch zu anderen Filmklassikern komponierte Doldinger berühmte Stücke. Am 12. Mai wurde der Künstler 80 Jahre alt.
Seine Musik kommt seit Jahrzehnten am Sonntag um 20.15 Uhr in die Wohnzimmer der Deutschen. Wie das Augenpaar im Fadenkreuz des Trailers gehört seine Titelmelodie zum "Tatort"-Krimi. Es ist die bekannteste der vielen Film-Kompositionen, die der große Jazz-Musiker als unentwegter Gratwanderer zwischen den Genres geschrieben hat.
Melodien, die hängen blieben
"Ich hatte das Glück, Melodien zu erfinden, die bei den Menschen hängen bleiben", sagt der in Berlin geborene und heute in Icking bei München lebende Komponist. "Für mich war es entscheidend, dass man meine Stücke auch mal nachpfeifen und nachsingen kann." Neben dem "Tatort"-Evergreen schrieb Doldinger die Musiken zu Filmen wie "Das Boot", "Die Unendliche Geschichte" und "Salz auf meiner Haut". Aber auch für weitere Krimis wie "Liebling Kreuzberg", "Wolffs Revier" oder "Alles außer Mord" komponierte Doldinger Melodien.
Lindenberg rühmte Doldinger als "Jazz-Gott"
Ruhm als Musiker erlangte er vor allem mit seiner 1971 gegründeten Band "Passport", deren erster Schlagzeuger Udo Lindenberg war, und für den Doldinger der "Jazz-Gott" ist.
Doldinger begann seine Karriere in den frühen 50-er-Jahren bei der Düsseldorfer Dixieland-Band "The Feetwarmers" als Klarinettist. 1955 gründete er mit "Oskar's Trio" die erste Band. Jazz, Rock, Blues und Soul sind genauso Quellen der Doldinger-Musik wie experimentelle elektronische Klänge und lateinamerikanische Rhythmen.
Gelernter Ton-Techniker
Alben wie "Handmade", "Cross-Collateral", "Running In Real Time" oder "Passport to Paradise" gehören zu den Klassikern des Jazz. Der gelernte Tontechniker Doldinger ist nicht nur gern im Studio, sondern auch ein leidenschaftlicher Bühnenmensch, der mehr als 5000 Konzerte gegeben hat. "Früher haben wir bei 60 bis 70 Veranstaltungen gespielt, heute sind es 30 bis 40. Das reicht völlig", meint er.
Ehrenbürger von New Orleans
Bereits 1960 tourte Doldinger durch die USA und wurde zum Ehrenbürger von New Orleans ernannt. Danach reiste er als "Botschafter des deutschen Jazz" für das Goethe-Institut durch rund 40 Länder.
Berührungsängste zwischen Kunst und Kommerz hatte Doldinger nie. "Es war ein Thema, aber man kann nicht einfach nur ein Register ziehen", erklärt er. "Für mich war es immer wichtig, mit dem einen oder anderen Erfolg zu haben. Und ich hatte das Glück, damit existieren zu können." So machte er schon zu Beginn seiner Karriere neben ambitioniertem Jazz unter dem Pseudonym Paul Nero auch Schallplatten, die sich an internationalen Hitparaden orientierten.
Konzert zum Geburtstag
Auch heute ist Doldinger aktiv: Seinen Geburtstag feiert der Künstler standesgemäß mit einem Konzert in Düsseldorf. Und rechtzeitig zum 80. Geburtstag ist das 35. Passport-Album mit seinem Namen erschienen. "Doldinger" enthält einige Lieblingsstücke unter seinen annähernd 350 Kompositionen - insgesamt schrieb er rund 2000 Stücke. Neu eingespielt hat er sie mit Gaststars wie Dominic Miller (dem Gitarristen von Sting), Nils Landgren, Max Mutzke, Sasha, Helge Schneider und Udo Lindenberg.
"Alles hat sich peu à peu ergeben. Ich hatte Glück en gros", resümiert Doldinger. "Es gibt keine unerfüllten Wünsche" - wohl aber das Gefühl, dass die Zeit bis zum 80. Lebensjahr verflogen ist. "Ich kann das gar nicht glauben."