Schulkind & Jugendliche "Öko-Test": Viele Schulranzen sind unsicher und mit Schadstoffen belastet
Der Kauf eines Schulranzens stellt Eltern vor eine Herausforderung: Er soll gut sitzen, damit er dem Kind nicht den Rücken ruiniert, er soll bestimmten Sicherheitsstandards genügen, er soll frei von Schadstoffen sein, er soll praktisch sein - und schließlich soll er auch noch dem Kind gefallen. Der Schulranzen-Test 2013 von "Öko-Test" zeigt, dass es nahezu unmöglich es ist, einen Ranzen zu finden, der alle Kriterien erfüllt.
"Öko-Test" untersuchte acht Ranzen für Schulanfänger und zwei Schulrucksäcke für ältere Schüler. Die Preisspanne reichte von 90 Euro für einen Schulrucksack bis 180 Euro für den teuersten Ranzen. Testkriterien waren Sicherheit, Tragekomfort und Schadstoffe. In diesem Fall gewichteten die generell sehr schadstoffkritischen Verbraucherschützer die Sicherheit höher als bedenkliche Substanzen im Material.
Fast alle Schulranzen sind gut tragbar
Die gute Nachricht zuerst: Bei Tragekomfort, Handhabung und Haltbarkeit von Verschlüssen und Riemen bekamen die meisten Modellen gute Noten. Die Tester lobten, dass immer mehr Schulranzen mit Beckengurten ausgestattet sind, damit sie besser am Rücken anliegen. Nur bei einem Ranzen bemängelten sie, dass es kein rückennahes Fach für schwere Bücher gibt und die Schultergurte zu schmal sind.
Düsteres Ergebnis beim Sicherheitstest
Düster im wahrsten Sinne fiel bei vier Schulranzen die Sicherheitsbewertung aus. Damit Kinder auf dem Schulweg von Autofahrern nicht übersehen werden, müssen Ranzen fluoreszierende Flächen für gute Sichtbarkeit bei Tageslicht und reflektierende Flächen für die Dämmerung aufweisen. Die Farben und den Anteil der Leuchtflächen schreibt die Schulranzennorm DIN 58124 vor. Bei drei der getesteten Ranzen für Schulanfänger fehlen fluoreszierende Flächen, die beiden Schulrucksäcke haben überdies nur minimale Reflektorflächen. "Das ist gefährlich unsicher", befand "Öko-Test" und wertete die Modelle deutlich ab.
Auch beim Schulranzentest 2013 der Stiftung Warentest sind Mängel bei der optischen Warnwirkung, insbesondere fehlende Leuchtflächen, ein K.O-Kriterium. Wegen unzureichender Sicherheit fielen vier der zwölf Schulranzen bei der Stiftung Warentest mit dem Gesamturteil "Mangelhaft" durch, selbst wenn sie in allen anderen Kriterien überzeugten.
Alle Schulranzen mit Schadstoffen belastet
Bei der Schadstoffprüfung kassierten neun der zehn Schulranzen von "Öko-Test" eine glatte Sechs. Im Testlabor wurden bei ihnen erhöhte Phthalat-Weichmacher nachgewiesen, die in Verdacht stehen, hormonähnlich zu wirken. "Öko-Test" weist darauf hin, dass einige dieser Weichmacher in Babyprodukten und Kinderspielzeug mittlerweile verboten sind. Außerdem enthalten fast alle Schulranzen polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und phosphororganische Verbindungen. "Öko-Test" rät, darauf zu achten, dass Schulranzen im Sommer nicht auf der nackten Haut aufliegen.
Unter den belasteten Ranzen ist sogar der als "PVC-freie Bio-Schultasche" beworbene Schulranzen von Leder Wolf, bei dem die Tester neben Weichmachern und PAK auch die erhöhte Konzentration der bedenklichen Substanz Dibutylzinn bemängelten. Dagegen fiel der einzige Schulranzen mit einer geringen Schadstoffbelastung im Sicherheitstest durch.
Während drei der zehn Ranzen dank sehr guter Noten für Sicherheit und Handhabung immerhin das Gesamturteil "Befriedigend" bekamen, fielen drei mit "Mangelhaft" durch.
Keine Kompromisse auf Kosten der Sicherheit
Fazit: Wenn sich Schadstoffe schon nicht vermeiden lassen, sollten Eltern bei Sicherheit und Tragekomfort keine Kompromisse eingehen. Nachdenklich stimmt die Aussage von Schulranzen-Herstellern gegenüber "Öko-Test", dass Modelle mit den - normgerechten - großen orangeroten Leuchtflächen weniger beliebt sind. Doch gerade bei jüngeren Schulkindern sollte den Eltern Sicherheit wichtiger sein als cooles Design.
Das vollständige Testergebnis finden Sie in der März-Ausgabe 2013 von "Öko-Test".