Reisetipps Kurtrend Osteuropa: Urlauber entdecken die Bäder im Osten
Goethe besuchte sie und Albert Schweitzer. Und der Erfinder Thomas Alva Edison behauptete einst, "Marienbad" sei das schönste Bad der Welt. Viele große Persönlichkeiten aus aller Welt kamen früher in die osteuropäischen Kurorte, um sich zu erholen. Seit Jahren erleben sie einen Aufschwung: Viele deutsche Urlauber erholen sich in Tschechien, in Polen, in Ungarn sowie in Lettland und Estland. Schauen Sie sich Wellness-Impressionen in unserer an.
Optimales Preis-Leistungs-Verhältnis
Insgesamt sei die Nachfrage nach Kur- und Wellnessreisen in Osteuropa deutlich gestiegen, weiß Rainer Löwenberg, Geschäftsführer von "Medikur Reisen" in Berlin. Den Grund sieht er vor allem darin, dass die Eigenvorsorge deutlich gestiegen sei. Damit würden auch zunehmend jüngere Menschen buchen. "So ein Kururlaub ist ja oft mehr als nur Wellness mit Kleopatrabad", sagt Löwenberg. "Wir arbeiten immer mehr mit Häusern zusammen, die Indikationen behandeln, die nicht an jeder Straßenecke verarztet werden, dazu zählen auch Übergewicht, Hautkrankheiten und Atemwegserkrankungen. Was die Ziele angeht, empfiehlt er die polnische Ostseeküste für alle, die ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis suchen. Bei Bädern in Tschechien und neuerdings auch Ungarn geht die Richtung mehr in intensive Heilkuren mit bester Qualität.
Urlauber werden immer kurfreudiger
Auch der Veranstalter Team Reisewelten in Nettetal freut sich über zunehmend kurfreudige Urlauber. Er bietet Reisen nach Tschechien und Ungarn, nach Polen, in die Slowakei und nach Slowenien. Dass Osteuropa in den Focus vieler Wellness- und Kurreisenden rückte, lang anfangs vor allem an den knappen Kassen im Gesundheitssystem, glaubt Geschäftsführer Andreas Szöllösi. Mittlerweise gehe der Trend aber auch zu regionalen Ferien, also weniger langen Fahrten mit dem Auto. Viele Urlauber würden lieber nur 300 Kilometer weit fahren oder günstige Flüge nutzen, als 1500 Kilometer in den Süden zu brettern und für An- und Abreise wertvolle Zeit zu verlieren. "Außerdem stimmt die Qualität", weiß Szöllösi. Deutschland war lange Kurland mit ausgeprägten Möglichkeiten, dann hat Osteuropa begonnen nachzuziehen und versucht, an Westniveau heranzukommen.
Polen hat stark aufgeholt
"Es wurde viel neu gebaut, umgebaut und renoviert; der Wettbewerb ist gestiegen." Vor allem Polen habe stark aufgeholt. Dort sei das Preisniveau noch immer am günstigsten. Aber auch Tschechien zähle noch nicht zu den teuren Reisezielen. So bezahlt man beispielsweise im Fünfsterne-Grandhotel "Pupp" in Karlsbad 672 Euro pro Person im Doppelzimmer - inklusive sieben Übernachtungen mit Frühstück. Eine Aroma-Ganzkörpermassage schlägt mit zusätzlichen 54 Euro, eine Anti-Stresskur mit 98 Euro zu Buche. Die Karlsbader Gästeliste liest sich wie ein Who ist Who der Prominenz: Der Komponist Johannes Brahms fand seinen Weg zu den Quellen ebenso wie Zar Peter der Große, die US-amerikanische Politikerin Madeleine Albright und Schauspieler Michael Douglas. Im Grandhotel Pupp wurde zudem der James-Bond-Streifen "Casino Royal" gedreht. Es liegt zentral, rund 50 Meter von einer Sprudelquelle entfernt.
Der größte natürliche Warmwassersee Europas
Insgesamt zwölf Quellen werden heute genutzt, und so trinkt man aus der Felsen-, der Nymphen- oder der Freiheitsquelle. In Karlsbad kuren Diabetiker und alle, die dem Alltagsstress entfliehen wollen, wer an Erkrankungen des Verdauungstraktes leidet oder an Wirbelsäulenbeschwerden. Chronische Erkrankungen der Bewegungsorgane, Rheuma und Gicht soll ein Aufenthalt im ungarischen Bad Heviz lindern: Dort liegt mit 47000 Quadratmetern Fläche der größte natürliche Warmwassersee Europas. Dass schon die Römer einst das heilende Wasser zu schätzen wussten, beweisen einige Ausgrabungen. Der Heilschlamm ist gut für chronische Erkrankungen der Bewegungsorgane, lindert Rheuma und Gicht. Das Wasser hat eine Temperatur bis zu 34 Grad. Und selbst im Winter, wenn die Seerosen längst verblüht sind, kühlt es nicht unter 26 Grad ab.
Auch Lettland und Estland sehr beliebt
Ein anderer, der sich auf Reisen nach Osteuropa spezialisiert hat, ist Jochen Szech, Inhaber des Reiseveranstalters "Go east". Zu den Rennern in seinem Katalog zählen unter anderem Lettland und Estland. Die Hotels dort sind bis hoch in die Luxuskategorie auf westlichem Niveau. Außerdem macht die Nähe zu den Städten Riga und Tallin diese Reiseziele so attraktiv. Produktmanagerin Bettina Bengtsson empfiehlt für 2012 das "Pirita Top Spa" in Estland für Wellnes-Reisende. Es liegt zehn Autominuten von der Talliner Altstadt entfernt und bietet unter anderem ein siebentägiges Paket für 516 Euro inklusive Halbpension, zweimal täglich verordneten Kuranwendungen mit Bädern, Massagen und Sauna sowie (Wasser-)Gymnastik, Lichttherapie und Inhalation.
Einige Leistungen zahlt die Krankenkasse
Einzelne Leistungen für ambulante Heilbehandlungen werden von deutschen Krankenkasse nach vorheriger Genehmigung übrigens oft erstattet. "Bei ambulanten Behandlungen werden gern auch ausländische Häuser gewählt," sagt Frank Meiners von der Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK. Nach einer Bezuschussung zu einzelnen Leistungen könne man immer fragen, natürlich bereits beim Planen der Reise.