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Karneval in Köln: "Alaaf", "Helau" und Co. – die wichtigsten Begriffe


Das ABC des Karneval
Was Sie wissen müssen, um nicht ins Fettnäpfchen zu treten

Von dpa
Aktualisiert am 08.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Köln: Beim Kölner Rosenmontagszug gilt für Karnevalisten in diesem Jahr ein strenges Verbot, Kamelle - also Süßigkeiten - in den Rhein zu werfen.Vergrößern des Bildes
Köln: Beim Kölner Rosenmontagszug gilt für Karnevalisten in diesem Jahr ein strenges Verbot, Kamelle – also Süßigkeiten – in den Rhein zu werfen. (Quelle: Oliver Berg/dpa)

Was ist mit "Kamelle" gemeint? Und welches Wort darf in Köln nicht gesagt werden? Das Karnevals-ABC gibt Antworten auf nicht immer einfache Fragen.

Der Karneval ist in Deutschland in vollem Gange. Mit seinen eigenen Sitten und Bräuchen ist er eine Welt für sich. Damit Sie nicht völlig auf dem Schlauch stehen, folgen hier einige zentrale Fachausdrücke und Problemfelder in alphabetischer Reihenfolge:

Von A bis F: Nicht das Falsche sagen

  • ALAAF: Das ist der Ruf der Kölner Karnevalisten. Er bedeutet so viel wie "Köln über alles". Das erste Mal soll er ertönt sein, als Kölner Wutbürger im Mittelalter einen erzbischöflichen Festungsturm stürmten. Heute sitzt dort Alice Schwarzers "Emma"-Redaktion. Vorsicht: Der Düsseldorfer Karnevalsruf "Helau" wird im Kölner Raum sanktioniert.
  • BÜTT: So wird das tonnenförmige Pult genannt, an dem mehr oder weniger lustige Reden geschwungen werden. Nicht zu verwechseln mit Bützje – einem unverbindlichen Wangenkuss.
  • CARNEVAL: Die ursprüngliche Schreibweise von "Karneval". Der Begriff setzt sich wahrscheinlich zusammen aus den beiden lateinischen Wörtern "carnis" (Fleisch) und "levare" (wegnehmen) und bezieht sich auf die Fastenzeit, in der man kein Fleisch essen durfte.
  • DREIGESTIRN: Das regierende Kölner Triumvirat aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Die Jungfrau ist ein Mann.
  • ENTHEMMUNG, BEFRISTETE: Der Karneval stellt die Welt auf den Kopf – aber nur für ein paar Tage. Die Devise lautet: Heute feiern, morgen wieder in der Reihe tanzen.
  • FASCHING: So wird der Karneval vor allem in Bayern bezeichnet. Für Rheinländer exotischer als der Karneval in Rio.

Von G bis M: Mancher Ursprung ist fragwürdig

  • GRASS, GÜNTER: Der Schriftsteller studierte in der Karnevalshochburg Düsseldorf und schrieb 1968 die Kurzgeschichte "Einer unserer Mitbürger: Prinz Karneval". Darin geht es um einen Prinzen, der SA-Sturmführer gewesen ist. Angesichts der sehr viel später bekannt gewordenen Mitgliedschaft des Autors in der Waffen-SS, ist diese Geschichte nicht ohne Brisanz.
  • HÖHNER: Ein Karnevalsband, die insbesondere den Kölnern immer wieder versichert, dass es an ihrer Stadt nichts mehr zu verbessern gibt.
  • JUNGFRAU: Ein Mitglied des Kölner Dreigestirns, das traditionell von einem Mann verkörpert wird – außer während der Nazizeit, da war es Männern verboten, Kleider anzuziehen.
  • KAMELLE: Ursprünglich waren damit Karamellbonbons gemeint, die aber heute niemand mehr haben will. Das Narrenvolk ruft an Rosenmontag zwar "Kamelle!", erwartet dafür aber mindestens Schokoladentafeln, Pralinen und Blumensträuße.
  • LOB DER TORHEIT: Der Titel eines Buches des Humanisten Erasmus von Rotterdam (1466/69-1536). In der europäischen Geistesgeschichte bildet es die theoretische Grundlage für alle Arten von Spott, Parodie und Satire.
  • MÖBELHAUS: Der Fluchtpunkt nicht karnevalisierbarer Gegner des organisierten Frohsinns. Ihr Motto: "Der Trick ist, dass man sich verpisst, bis wieder Aschermittwoch ist."

Von O bis T: Lachen ist nicht immer erlaubt

  • ORDEN: Sie sollten einst höfische und militärische Ehrungen parodieren, wurden dann aber selbst zum Prestigeobjekt. Merke: Der Sitzungskarneval kann eine sehr ernste Sache sein, es gilt die Regel: "Nur nit laache!" (Nur nicht lachen!). Jedenfalls nicht an der falschen Stelle.
  • PRINZ KARNEVAL: Ursprünglich gab es keinen Karnevalsprinzen, sondern einen Karnevalskönig. Die preußische Polizei setzte 1824 jedoch durch, dass aus dem König Carneval ein Held Carneval und später ein Prinz wurde. Die Begründung: In Preußen gibt es nur einen König – und der sitzt in Berlin.
  • QUERULANTENTUM: Falls man durch Kamelle oder andere Wurfgeschosse beim Rosenmontagszug verletzt wird, hat man sich das selbst zuzuschreiben. Kamelle-Werfen sei in Köln "sozial üblich, allgemein anerkannt und erlaubt", hat das örtliche Amtsgericht entschieden.
  • ROSENMONTAG: Der Tag ist der Höhepunkt des Straßenkarnevals mit Umzügen, die gefühlte 24 Stunden im Fernsehen übertragen werden.
  • SESSION: Der Karnevalist spricht nicht von der neuen Saison, sondern von der Session.
  • TUSCH: Das musikalische Signal zeigt den Teilnehmern einer Karnevalssitzung an, wann gelacht werden muss.

Von U bis Z: Immer wieder das Gleiche

  • UNIFORM: Achtung: Die Prinzengarde trägt kein Kostüm, sondern Uniform.
  • VIVA COLONIA: Zu der Karnevalshymne wird auf den Tischen getanzt. Sogar in Düsseldorf.
  • WILDPINKLER: Ihr prominentestes Opfer an Karneval ist der Kölner Dom, wo der ätzende Urin das jahrhundertealte Gestein zersetzt.
  • X-FACHE WIEDERHOLUNG: Der Karneval zelebriert die Wiederkehr des immer Gleichen. So sang Ernst Hilbich 20 Jahre lang in der Fastnachtsausgabe der ARD-Show "Zum Blauen Bock" das Lied "Heut ist Karneval in Knieritz an der Knatter". Man sah ihn als Kind, und wenn man selbst Kinder hatte, sah man ihn immer noch.
  • Y-CHROMOSOM: Der Karneval ist immer noch stark männerdominiert, früher allerdings war es noch schlimmer. Wenn Carolin Kebekus zu Beginn ihrer Karriere anrief und fragte, ob sie bei einer bestimmten Karnevalssitzung auftreten könne, bekam sie oft zur Antwort: "Der Frauen-Slot ist leider schon besetzt."
  • ZOCH: Wer nicht weiß, was der Zoch ist, dürfte zu jener Mehrheit der Bundesbürger zählen, denen Karneval egal ist.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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