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Aldi-Rosen: Trotz Fairtrade voll mit Pestiziden


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Trotz Fairtrade-Label
Das giftige Problem der Aldi-Rosen


14.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Fairtrade Rosen: Die Rose ist eine der beliebtesten Schnittblumen der Deutschen. (Quelle: Ute Grabowsky/photothek.net via www.imago-images.de)

In der Vase machen sie sich schön, aber wie nachhaltig sind sie? Rosen vom Discounter stehen schon länger in der Kritik. Eine neue Doku gibt Einblicke.

Rosen gibt es bei Discountern das ganze Jahr über zu kaufen. Bei Aldi kostet ein Strauß mit Fairtrade-Siegel nur 2,99 Euro. Ist das zu schön, um wahr zu sein? Laut einer NDR-Recherche ist die Antwort eindeutig. Denn sie decken große Probleme bei den Rosenfarmen auf.

Dem Beitrag zufolge bezieht Aldi den Großteil seiner Rosen aus Kenia und Äthiopien. In Deutschland gebe es kaum noch Produzenten der Schnittblumen. Ein Grund: die hohen Produktionskosten.

Die meisten Rosen kommen aus Kenia und Äthiopien

Kenia gehört zu einem der größten Rosenproduzenten weltweit. Schnittblumen sind ein wesentliches Exportgut des afrikanischen Landes und schaffen dort Zehntausende Arbeitsplätze. Doch stehen sie oft aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und der Pestizidbehandlung in der Kritik.

Ein weiterer großer Rosenexporteur ist Äthiopien. Laut NDR kauft Aldi viele seiner Rosen bei der Sher Ethiopia Blumenfarm. Sie ist einer der weltweit größten Rosenexporteure. Fairtrade Deutschland zufolge arbeiten dort etwa 11.000 Mitarbeitende. Im Februar 2012 wurde Sher Ethiopia Fairtrade-zertifiziert.

Strenge Standards bei Fairtrade

Der Großteil der bei Aldi verkauften Rosen trägt das Fairtrade-Siegel. Auf der Website von Fairtrade Deutschland sind die Standards klar festgelegt. In drei Kategorien – Soziales, Ökologisches und Ökonomisches – schreiben sie unter anderem faire Arbeitsbedingungen, ressourcenschonenden Anbau und transparente Handelsbeziehungen vor.

Die Fairtrade-Zertifikation soll den Arbeitenden bei Sher Ethiopia gerechte Löhne, kostenlose medizinische Versorgung, Rente und bezahlten Urlaub sichern. Weiterhin lege die Firma großen Wert auf eine umweltschonende Produktion und die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.

Pestizidfund in den Aldi-Rosen

Die Sher Ethiopia besitzt drei Farmen in Äthiopien, auf denen eigenen Angaben zufolge jährlich mehr als eine Milliarde Rosen angebaut werden. Dabei werden auch Pestizide eingesetzt. Und zwar solche, die in der Europäischen Union nicht mehr zugelassen sind.

Das NDR-Team schickte bei Aldi Nord gekaufte Rosen der Sher Ethiopia zur Untersuchung ins Labor. Dabei wurden 14 Pestizide auf den Blumen gefunden – vier davon sind in der EU verboten.

Der befragte Toxikologe Dr. Edmund Maser vom Institut für Toxikologie und Pharmakologie der Universität Kiel ordnet die Befunde als Skandal ein.

Schäden für Mensch und Umwelt

Denn einerseits würden so die verbotenen Pestizide auf importierten Produkten wieder zurück in die EU gelangen. Andererseits würden auch die Arbeitenden auf den Rosenfarmen mit den gefährlichen Stoffen kontaminiert und könnten dadurch gesundheitliche Schäden davontragen.

Eines der auf den Rosen nachgewiesenen Pestizide ist das gesundheitsschädliche Famoxadon. Es ist ein Fungizid, das in der EU seit 2021 verboten ist. Denn kommt es zu einer oralen Aufnahme, kann Famoxadon organ- und möglicherweise sogar fruchtbarkeitsschädigend sein.

Weiterhin kann der Stoff die Umwelt schwer belasten und über das Oberflächenwasser sogar ins Grundwasser gelangen – und damit das Trinkwasser verunreinigen.

Chemikalien werden auf Menschen versprüht

Arbeiterinnen in der NDR-Doku berichten über die Arbeitsbedingungen und den kritischen Umgang mit Pestiziden auf den Blumenfarmen. Giftige Chemikalien würden versprüht – auch wenn die Menschen noch auf den Feldern arbeiten würden.

Die Arbeitenden bekämen keine Schutzkleidung und es gebe keine Vorwarnungsmaßnahmen. Dieses Vorgehen würde ganz klar gegen die Fairtrade-Regeln verstoßen. Sher Ethiopia streite die Vorwürfe aber ab.

Die Arbeiter werden sehr schlecht bezahlt

Auch die Bezahlung entspricht laut den Arbeitenden nicht den Fairtrade-Siegeln und Standards. Denn sie sei alles andere als fair. Laut einer Studie der Global Living Wage Coalition (GLWC) beträgt ein existenzsicherndes Gehalt in Kenia 211 Euro pro Monat. Die Blumenfarmer würden lediglich 61 Euro im Monat erhalten.

In Äthiopien sehe es ähnlich aus. Bei einem Existenzminimum von 176 Euro im Monat verdiene ein Arbeiter im Monat lediglich 33 Euro. Das sind nicht mal 19 Prozent. Die Arbeitenden fordern eine Anhebung des Lohns. Denn momentan könne das Fairtrade-Siegel ihnen keine existenzsichernde Bezahlung garantieren.

Was sagen Aldi und Fairtrade Deutschland dazu?

Aldi will den Vorwürfen der Arbeitenden laut Angaben des Rechercheteams nachgehen. Der Discounter verweise jedoch weiterhin auf das Fairtrade-Siegel der Sher Ethiopia und den Standards, die damit einhergehen sollten.

Fairtrade Deutschland zufolge gibt es nicht genügend Prämien, um alle Mitarbeitenden der Farmen zu erreichen. Daher müssten Prioritäten gesetzt werden. Weiterhin verweist das Unternehmen darauf, dass die Arbeiter Beschwerde einlegen können, sollten sie sich unfair behandelt fühlen.

Auf die Frage, ob die Arbeitenden von der Fairtrade-Zertifizierung der Sher Ethiopia profitieren würden, antwortet eine Arbeiterin: "Sie geben uns Seife. Ein Stück im Monat. Und zu Feiertagen bekommen wir fünf Kilo Mehl. Mehr aber auch nicht. Wir sehen keinen Vorteil darin, dass wir auf einer Fairtrade-Farm arbeiten. Wir sehen nur die Anstrengung."

Verwendete Quellen
  • tagesschau.de: "Verstöße gegen Fairtrade-Regeln auf Rosenfarm"
  • ardmediathek.de: "Die giftige Wahrheit der Billig-Rosen"
  • fairtrade-deutschland.de
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