Piloten und Crewmitglieder besorgt Diese heimliche Gefahr lauert beim Fliegen
Der Albtraum eines jeden Passagiers: Ein Feuer bricht im Flugzeug aus, in 10.000 Metern Höhe. Dieses Risiko wächst zunehmend, zeigt ein US-Medienbericht.
Die Liste der gefährlichen Objekte, die Passagiere nicht mit ins Flugzeug nehmen dürfen, ist in den meisten Ländern lang – und bisweilen absurd: Die US-Behörde "Transportation Security Administration" (TSA) weist etwa explizit darauf hin, dass Dynamit und Handgranaten weder im Handgepäck, noch in den aufgegebenen Koffern mit an Bord gebracht werden dürfen.
Eine Recherche des US-Senders "CBS-News" zeigt, dass eine wachsende Gefahr von einer ganz anderen Art von Objekt ausgeht, die ganz selbstverständlich täglich millionenfach mit über die Wolken reist: Lithium-Ionen-Akkus in Smartphones, Tablets oder Computern.
Diese Art von Akku ist nicht nur in Elektroautos, sondern auch in Mobilgeräten die erste Wahl, da Batterien auf Basis von Lithium eine hohe Energiedichte haben, also trotz hoher Kapazität vergleichsweise kompakt und leicht sind.
Die Kehrseite ist, dass Lithium ein äußerst reaktives Alkalimetall ist, sodass eine vergleichsweise harmlose Überhitzung oder ein Kurzschluss durch eine Beschädigung des Akkus (etwa nach einem Sturz) zu einer gefährlichen Kettenreaktion führen kann – es kommt zu einem plötzlichen Brand oder sogar zu einer Explosion.
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Das oben stehende Video soll einen solchen Fall im Flugzeug zeigen, eine Powerbank, die sich offenbar in einer Tasche im Gepäckfach selbst entzündet hat.
Die "CBS-News"-Recherche zitiert Piloten und Crewmitglieder, die sich zunehmend besorgt über das Risiko zeigen. Das hat auch mit einer weiteren Besonderheit der Akkus zu tun:
Denn ein brennender Lithium-Ionen-Akku lässt sich nicht ohne Weiteres löschen. "Innerhalb der (Batterie-)Zelle ereignet sich ein Prozess, der "thermales Durchgehen" genannt wird", berichtet Ofodike Ezekoye, ein Verbrennungsexperte der University of Texas, gegenüber "CBS News". "Sie können das nicht löschen, das ist ein Feuer innerhalb der Zelle". Treibstoff, Sauerstoff und Hitze seien direkt in der Zelle verfügbar.
Dies könne unter bestimmten Voraussetzungen einen Unfall verursachen, "den die Flugzeugcrew und das Flugzeug nicht in den Griff bekommen können".
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Im Video ist zu sehen, wie sich der Akku eines Smartphones spontan entzündet. Das Samsung Galaxy Note 7 hatte aufgrund eines schlecht konstruierten Akkus ein erhöhtes Risiko für derartiges Verhalten und musste deshalb komplett aus dem Verkehr gezogen werden.
Wer dies als bedauerliche Einzelfälle abtut, irrt: Laut der Recherche von "CBS News" habe es zwischen 2013 und 2022 insgesamt 9.135 aufgezeichneter Vorfälle in den USA gegeben. Aber natürlich ist das kein US-amerikanisches Problem:
Schon vor sechs Jahren warnte etwa David Brennan, Vizedirektor des internationalen Luftfahrtverbands IATA gegenüber dem Deutschlandfunk, dass sich bereits mehrere Brände von Bord von Flugzeugen durch solche Akkus ereignet hätten.
Auch in Europa kommt es immer wieder zu Zwischenfällen
Das Luftfahrtbundesamt erklärte damals, dass es zwischen 2014 und 2016 insgesamt neun Brände über Deutschland oder an Bord von deutschen Flugzeugen gegeben hätte. Seitdem dürfte die Zahl der mitgeführten Geräte aber deutlich gestiegen sein.
Laut "CBS News" haben Zwischenfälle dieser Art in den USA innerhalb der vergangenen fünf Jahre tatsächlich um 42 Prozent zugenommen. Behördendaten zeigten demnach 5.319 Zwischenfälle in den USA. Die meisten davon ereigneten sich zwar in Frachtflugzeugen – 695 jedoch auch auf Passagierflügen. Für Europa oder Deutschland liegen derzeit keine aktuellen Vergleichszahlen vor – auch hier dürfte das Problem jedoch in den vergangenen Jahren eher noch größer geworden sein.
Entscheidende Maßnahmen gegen die wachsende Gefahr wurden bislang dennoch nicht getroffen, allerdings arbeite die amerikanische Flugbehörde FAA derzeit an entsprechenden Lösungen, erklärte US-Verkehrsminister Pete Buttigieg gegenüber "CBS News".
Auch in Europa will man das Problem angehen. So berichtete die "Welt am Sonntag" im Dezember 2021, dass die Europäische Flugsicherheitsbehörde EASA untersuchen lasse, ob die Zahl und Leistung von Lithium-Ionen-Batterien an Bord von Flugzeugen begrenzt werden sollte.
Das sollten Passagiere beachten
Bis es so weit ist – oder die Industrie flächendeckend auf eine ungefährlichere Akku-Alternative umgestiegen ist, können Passagiere immerhin selbst ihren Teil dazu beitragen, dass es zu keinem Feuerzwischenfall über den Wolken kommt.
Ersatz-Akkus, Powerbanks und Handy-Ladehüllen dürfen etwa vielerorts nur im Handgepäck mit ins Flugzeug genommen werden, nicht im aufgegebenen Gepäck.
Ist ein Gerät mit Lithium-Ionen-Akku (das betrifft die überwiegende Zahl von Smartphones, Tablets, Notebooks und sonstige mobilen Geräte) geschädigt, wölbt sich das Gehäuse ungewöhnlich oder wird es untypisch heiß, so sollte es gar nicht erst mit ins Flugzeug genommen werden, hier könnte bereits eine gefährliche Beschädigung am Akku vorliegen.
- CBS News: Rising number of lithium battery incidents on airplanes worry pilots, flight attendants