Mineralöle und Konservierungsstoffe Wie ungesund sind vegane Ersatzprodukte?
Vegane Alternativen werden auch bei Nicht-Veganern immer beliebter. Ein Argument: Sie sind gesünder als Fleisch. Aber stimmt das wirklich?
Vegane Ersatzprodukte liegen im Trend. Inzwischen sind längst nicht mehr alle Menschen, die zu fleischlosen Alternativen greifen, auch zwingend Veganer oder Vegetarier. Auch "Omnivore" (Allesesser) bauen Ersatzprodukte in ihren Alltag ein. Denn viele denken, dass sie ihrem Körper damit einen Gefallen tun.
Doch auch bei den veganen Alternativen handelt es sich um hochverarbeitete Lebensmittel, die – ähnlich wie nicht-vegane Fertigprodukte – nicht gesund sind. Dass man sich also nicht automatisch gesund ernährt, weil man zur veganen statt zur "normalen" Wurst greift, zeigt auch ein aktueller Test von Stiftung Warentest. Getestet wurde eines der wohl beliebtesten Ersatzprodukte: das vegetarische, beziehungsweise vegane Schnitzel. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Von 14 getesteten Schnitzeln bekamen sieben die Gesamtnote "gut", neun waren "befriedigend" und zwei sogar nur "ausreichend". Besonders oft bemängelt wurden Kaloriengehalt und Inhaltsstoffe. In einigen Schnitzeln wurden sogar Schadstoffe nachgewiesen. Aber sind es die pflanzlichen Inhaltsstoffe oder sind auch tierische Fertigprodukte so ungesund?
Verarbeitete Lebensmittel
Verarbeitet Lebensmittel sind solche, die aus vielen verschiedenen Zutaten bestehen und Zusatzstoffe wie Aromen oder Konservierungsstoffe enthalten. Hierzu zählen Fertigprodukte, die meisten Snacks, Erfrischungsgetränke, Süßigkeiten, viele Fleisch- und Fischprodukte oder auch vorgefertigte Tiefkühlgerichte und Instantprodukte.
Vegane Ersatzprodukte enthalten fragwürdige Zutaten
So enthielten die beiden als "befriedigend" bewerteten Schnitzel einen hohen Gehalt an 3-MCPD-Estern. Der Stoff entsteht bei der Verarbeitung von Lebensmitteln, die viele pflanzliche Öle und Fette enthalten – und gilt als krebserregend. In einem Produkt wurde zudem ein hoher Aluminiumgehalt festgestellt.
Zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis kam im vergangenen Jahr auch "Öko-Test". Getestet wurden 18 Sorten vegane Wurstsorten diverser Hersteller. Fazit: Zwölf vegane Aufschnitte fielen durch. Viele der Produkte enthielten nicht nur hohe Mengen an Salz, sondern auch fragwürdige Zusatzstoffe. So waren Öko-Test zufolge die meisten Aufschnitte "mehr oder weniger stark mit Mineralölbestandteilen verunreinigt".
Mineralöl besteht aus gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH), die sich im menschlichen Fettgewebe und der Leber anreichern können, sowie aromatischen (MOAH) Mineralölkohlenwasserstoffen, unter denen sich krebserregende Substanzen befinden können.
Zudem enthielten zwölf der getesteten Produkte das Verdickungsmittel Carrageen, das in Verdacht steht, Entzündungen im Darm auszulösen. Auch der Salzgehalt vieler Erzeugnisse war bedenklich. Ein hoher Salzkonsum kann das Risiko für Bluthochdruck und Folgeerkrankungen erhöhen. Auch ein WHO-Bericht zum Thema vegane Ernährung aus dem Jahr 2021 kritisiert den hohen Salzgehalt in vielen veganen Ersatzprodukten.
Vegane Ernährung ist gesund – wenn man es richtig macht
Aber nur, weil diese hochverarbeiteten Lebensmittel nicht unbedingt gesund sind, trifft das nicht auf vegane Ernährung im Allgemeinen zu. Laut WHO hat eine pflanzliche Ernährungsweise gesundheitliche Vorteile und kann diversen Krankheiten vorbeugen – etwa Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Allerdings rät die Weltgesundheitsorganisation auch bei veganer Ernährung dazu, auf verarbeitete Lebensmittel weitgehend zu verzichten – also lieber Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte statt veganem Schnitzel, Wasser und Tee statt Limonade oder Obst statt veganer Eiscreme.
Wer sich gesund und vegan ernähren möchte, sollte neben Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide auf viel Gemüse, Nüsse und Quinoa setzen. Als Fleischersatz eignen sich Tofu oder Seitan – allerdings sollte man auch hier vorher checken, welche Zusatzstoffe sich in dem entsprechenden Produkt verstecken.
- Test von Stiftung Warentest, April 2023
- oekotest.de: "Vegane Wurst im Test: 12 von 18 rasseln durch"