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Elektroautos: Gibt es Elektrosmog im Auto?


Auswirkungen auf Gesundheit
Von Handy bis E-Motor: Gibt es Elektrosmog im Auto?

dpa, Fabian Hoberg

16.10.2020Lesedauer: 3 Min.
E-Autos von VW in der Produktion: Wie viel Elektrosmog sind Insassen ausgesetzt?Vergrößern des Bildes
E-Autos von VW in der Produktion: Wie viel Elektrosmog sind Insassen ausgesetzt? (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)
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Elektromagnetische Strahlen tauchen überall auf, auch in Autos. Hersteller achten schon bei der Entwicklung darauf, dass sie Insassen nicht gefährden. Autofahrer können sich aber auch selbst schützen.

Heiße Ohren, rasende Kopfschmerzen und flimmernde Augen. Nicht nur Aluhut-Träger machen sich im Auto Gedanken über elektromagnetische Strahlen. Nimmt die Belastung bei Autos mit neuer Technologie wie Plug-in-Hybriden oder Elektrofahrzeugen zu?

Unter Elektrosmog verstehen die meisten Menschen elektromagnetische Umweltverträglichkeit (EMVU). Elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder können auf ihre Umwelt einwirken und bei Menschen zu Schwindel und Übelkeit führen, Sinnesorgane, Nerven und Muskeln stimulieren oder Gewebe erwärmen. Dieses gilt generell auch für Insassen in Fahrzeugen.

Nicht alle Felder sind gefährlich

In der Umwelt treten viele elektromagnetische Felder auf, das Erdmagnetfeld zum Beispiel, sagt Sarah Drießen vom Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltverträglichkeit am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (femu) in Aachen. "Diese schwachen Felder sind für Menschen ungefährlich. Es gibt aber künstlich erzeugte Felder, wie im unteren Frequenzbereich bei Hochspannungsleitungen, die in unmittelbarer Nähe für Menschen schädlich sein können."

Damit hier nichts passiert, werden die Leitungen in eine für den Menschen unerreichbare Höhe gehängt. "Auf diese Weise wird gewährleistet, dass auch unmittelbar am Boden darunter die Grenzwerte eingehalten werden."

Durch technische Applikationen erzeugte Felder müssen bestimmte Grenzwerte einhalten, damit sie keine gesundheitlichen Folgen verursachen. Das gelte für eine Sitzheizung ebenso wie für den Generator im Auto, so Drießen. "Die wenigen Daten, die hierzu vorliegen, zeigen, dass die Grenzwerte meistens eingehalten werden."

Strahlung reduzieren und Fahrzeuge schützen

Jürgen Schwarz von Mercedes unterscheidet bei elektromagnetischer Strahlung zwei Bereiche. "Einmal die Strahlung, die aus dem Fahrzeug entsteht." Die dürfe weder Menschen noch andere technische Geräte schädigen oder stören, so der Abteilungsleiter für Antennen und elektromagnetische Verträglichkeit (EMV). "Zum anderen darf keine andere Strahlung von außen das Fahrzeug oder innenliegende Dienste schädigen oder stören, daher müssen wir die Fahrzeuge schützen."

"Es gibt im Auto nicht den einen Wert, sondern viele verschiedene, dazu unterschiedliche Messverfahren", sagt Schwarz. Verschiedene Bauteile wie Chips, Steuergeräte oder Mobilfunkmodule mit Antennen produzieren verschiedene Frequenzen.

Außenantenne senkt die Strahlenbelastung

Aber wie sieht es mit der Strahlung aus, die wir von Mobiltelefonen kennen? Auch bei Handy-Strahlen wird ein mögliches gesundheitliches Risiko diskutiert. "Es ist aber nicht erwiesen, ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Nutzung eines Handys und einem erhöhten Risiko für einen Hirntumor gibt", sagt Sarah Drießen.

Um möglichst viel Strahlung aus dem Auto zu halten, sollten Autofahrer dennoch nicht mit ihrem Handy im Auto telefonieren, sondern eine Außenantenne benutzen. Bei manchen Herstellern wird als Option ein Telefonsteuergerät angeboten. "Handys regeln die Strahlungsleistung selbstständig. Je schlechter der Empfang ist, desto stärker strahlt es", sagt Schwarz.

Um die Frequenzfelder möglichst niedrig zu halten, senden Mercedes-Fahrzeuge über eine integrierte LTE-Außenantenne. Das verbessert außerdem verbessert den Empfang und damit die Sprachqualität. "Die Werte im Fahrzeug sind niedriger als bei einem Handy, das Nutzer direkt ans Ohr halten, auch wenn das Handy den Grenzwert deutlich unterschreitet", erklärt Schwarz.

Verschiedene Bauweisen ausprobieren

Schon während der Entwicklung neuer Fahrzeuge simuliert und untersucht Mercedes verschiedene Magnetfelder, probiert in den Konzeptphasen verschiedene Standorte einzelner Bauteile, um die Magnetfelder im Innenraum möglichst gering zu halten. Dort, wo die Positionierung festgelegt ist, bei Kabelsträngen des Bordnetzes etwa, werden diese abgeschirmt. Dazu sind moderne Karosserien so konzipiert, dass sie Frequenzen vom Innenraum möglichst fernhalten.

Dass Plug-in-Hybride oder E-Autos mehr magnetische Felder produzieren, die für Autofahrer schädlich sind, stimmt übrigens nicht. Für alle Antriebsarten gelten die gleichen gesetzlichen Grenzwerte. Außerdem bieten E-Autos und Hybride Vorteile, so Schwarz: Mit einem höheren Spannungsnetz als 12 Volt, also 48 Volt oder 400 Volt bei E-Fahrzeugen, steigt zwar die Spannung, das Magnetfeld wird aber kleiner – und damit auch die magnetische Abstrahlung.

Strahlenbelastung an der E-Tankstelle

Anders sieht es aus, wenn das E-Auto extern geladen wird: Autobesitzer, die sich direkt an der Stromtankstelle während des Ladevorgangs aufhalten, sind einer höheren Belastung ausgesetzt. Sie müssen sich laut Schwarz aber keine Gedanken machen, da die Grenzwerte immer eingehalten würden.

Volkswagen unterschreitet nach eigenen Aussagen die gesetzlichen Normen deutlich und stellt hohe Anforderungen an die eingesetzten Komponenten. Elektromagnetische Verträglichkeit und Elektromagnetische Umweltverträglichkeit würden in der frühen Entwicklungsphase berücksichtigt und deren Einhaltung über den gesamten Entwicklungsprozess abgesichert. Konstruktive Maßnahmen seien unter anderem Verlegungen von Hauptstromkabeln außerhalb des metallisch abgeschirmten Innenraums (Faradayscher Käfig), gekapselte Antriebe und speziell ausgelegte Filter der Hochvolt-Komponenten.

Beim neuen Elektrofahrzeug ID.3 hat VW deshalb die Kabel zwischen Batterie und E-Motor sehr kurz gehalten. Um die Belastung aber möglichst gering zu halten, empfiehlt VW ebenso die Benutzung einer Außenantenne oder der Freisprecheinrichtung beim Telefonieren. Dann kann es nur heiße Ohren von langen Gesprächen geben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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