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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Antarktis erlebt bitteres Rekordjahr 9.000 Pinguinküken verenden qualvoll
In der eisigen Welt der Antarktis kämpfen Tiere ums Überleben. Eine Forscherin erklärt die katastrophalen Auswirkungen des Eisschmelzens.
Rund 9.000 Pinguinküken mussten in der Antarktis sterben, weil ihr Lebensraum bedroht ist: Das Meereis des fragilen Ökosystems schmilzt unaufhaltsam.
Die Eismengen haben in den letzten Jahren stetig abgenommen. Wissenschaftler sind allerdings noch unsicher, ob die Meereisschmelze mit dem Klimawandel zusammenhängt.
Nun hat das Schmelzen in der Region rekordverdächtige Ausmaße erreicht. Das Jahr 2023 sei anders als alle anderen, sagt Meereisforscherin Ariaan Purich.
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Die Antarktis bietet vielen verschiedenen Lebewesen einen Lebensraum. Pinguine zum Beispiel brüten auf dem Eis und ziehen dort auch ihre Jungen auf.
Aber die Eisriesen schmelzen rapide.
Die Menge des Meereises in der Südpolregion ist in diesem Winter auf ein Rekordtief gesunken. Forscher warnen vor schwerwiegenden Folgen für das Ökosystem und das Klima.
So auch Ariaan Purich. Sie ist Meereisforscherin an der Monash University in Australien.
“Im November 2022, ging das Meereis bereits zurück. Das war der Beginn des eisarmen Sommers, der uns in dieses Jahr geführt hat. Und in einer Region, der Antarktis, in der es mehrere Kaiserpinguinkolonien gibt, schmolz das Meereis weg, bevor die Pinguinküken schwimmen konnten. Die Küken, die diese flauschigen Federn haben, können nicht schwimmen. Und sie können sich nicht abtrocknen, wenn sie ins Wasser fallen. Und so schmolz das Meereis und die Pinguine ertranken. Das waren über 9.000 Pinguine.”
Im Winter kann das Meereis der Antarktis ein Gebiet bedecken, das zweieinhalbmal so groß ist wie Australien, erklärt die Forscherin weiter.
Im letzten Sommer lag die Eisbedeckung schon weit unter dem üblichen Wert. Dann fror das Meer im Winter auch noch viel langsamer zu als sonst.
“Es fehlten fast zweieinhalb Millionen Quadratkilometer Meereis. Das entspricht der Fläche von Westaustralien. Das ist riesig.”
Diese Grafik zeigt die antarktische Meereis-Ausdehung. Die blaue Linie steht für das Jahr 2023. Sie zeigt deutlich, dass in diesem Jahr ein Rekordtief erreicht wurde.
“Man braucht keine Statistiken oder ausgefallene Methoden, um zu verstehen, dass dieses Jahr anders ist als alle anderen”
Während der Klimawandel zum Abschmelzen der Gletscher in der Antarktis beiträgt, ist es weniger sicher, wie sich die Erwärmung auf das Meereis in der Nähe des Südpols auswirkt.
Die starke Verschiebung zu rekordverdächtig niedrigen Werten lässt Wissenschaftler aber befürchten, dass sich nun auch hier der Klimawandel bemerkbar macht.
“Die Kernaussage ist, dass wir unsere Treibhausgasemissionen reduzieren müssen, um diese gefrorenen Teile der Welt zu schützen, die aus einer ganzen Reihe von Gründen wirklich wichtig sind.”
Purich betont aber, dass noch nicht alle Hoffnung verloren sei:
“Und es ist auch wichtig festzustellen, dass die Zukunft tatsächlich immer noch in unseren Händen liegt. Es gibt eine Menge, was wir tun können. Diese Klimageschichten können sich manchmal wirklich überwältigend anfühlen. Wir haben diese Geschichte über die Pinguine gehört, und sie ist furchtbar. Aber lasst uns diese schrecklichen Informationen nehmen und etwas ändern, denn wir können die Zukunft wirklich noch beeinflussen.
Die riesigen Gletschereisflächen der Antarktis und die sie umgebende Meereisdecke sind für die Klimaregulierung von entscheidender Bedeutung: Weniger Meereis führt zum Anstieg der Temperaturen und beschleunigt damit einen klimatischen Teufelskreis.
Warum das Ökosystem der Antarktis so bedeutend für unser Klima ist und wieso rund 9.000 Pinguine sterben mussten, sehen Sie hier oder oben im Video.
- Material von Reuters
- public.wmo.int: "Antarctic sea ice reaches lowes winter extent on record" (englisch)