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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Notrufeinsatz in Minuten So helfen Flugroboter bei Herzstillstand
Setzt das Herz aus, ist jede Minute entscheidend. Je länger die Erste Hilfe auf sich warten lässt, desto größer ist das Risiko für die Betroffenen. Zum ersten Mal hat ein Mann einen Herzstillstand dank einer Drohne überlebt.
Außer Bildern hängt in den meisten Haushalten nichts an der Wand. Kein Feuerlöscher, kein Verbandskasten und erst recht kein Defibrillator. Dabei kann dieser die Überlebenschancen bei einem plötzlichen Herzstillstand deutlich steigern. In Schweden bringen Drohnen die lebensrettenden Geräte jetzt schneller als der Krankenwagen.
Vor knapp einem Monat erwischte es einen 71-jähriger Mann im schwedischen Gotland: Beim Schneeschaufeln blieb sein Herz plötzlich stehen, er brach zusammen.
Glücklicherweise lässt die Notrufzentrale der Region seit einiger Zeit Defibrillatoren vom Himmel fallen; ortsgenau und oft schneller, als jedes Rettungsteam eintrifft.
Hilfe in drei Minuten
Seit Frühjahr 2021 nutzt der Notrufdienst in Westgotland autonome Drohnen: Vermutet die Zentrale einen Herzstillstand hinter einem Hilferuf, schickt sie nebst einem Krankenwagen auch ein kleines Fluggerät los.
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An der Unterseite der Drohne ist ein mobiles Schockgerät festgezurrt; ein Defibrillator, den auch Laien leicht benutzen können. Innerhalb von 60 Sekunden nach Eingang des Anrufes heben die Drohnen ab.
Im Fall des schwedischen Rentners hatte ein vorbeifahrender Arzt den Mann im Schnee liegen sehen. "Ich habe sofort gemerkt, dass da etwas nicht stimmte, und bin direkt hin, um zu helfen", sagte Dr. Mustafa Ali. Während er den Mann beatmete und mit der Herzmassage begann, bat er einen Passanten, den Notruf zu wählen.
"Kurz darauf sah ich etwas über meinem Kopf fliegen: eine Drohne mit Defibrillator!", so Ali. Etwas mehr als drei Minuten waren da seit dem Notruf vergangen, der Krankenwagen noch nicht eingetroffen.
Automatischer Anflug
Sechs Propeller halten die kompakten Flugmaschinen der Firma Everdrone in der Luft. Kameras und ein GPS-System navigieren sie automatisch zum Einsatzort.
Hat ein Mitarbeiter des Unternehmens die Stelle bestätigt, wird der Defibrillator in Sekunden aus 30 Metern Höhe über ein Gewinde abgelassen. Die Gefahr, dass beim Landen der Drohne jemand verletzt werden könnte, ist so gebannt.
Der Patient aus Gotland ist inzwischen wieder völlig gesund und wünscht sich, dass Erste Hilfe-Drohnen bald überall im Notrufwesen eingesetzt werden. Denn ein plötzlicher Herzstillstand könne jeden treffen, "nicht nur alte Menschen mit Arteriosklerose".
65.000 Fälle pro Jahr
Große öffentliche Aufmerksamkeit bekam das Risiko von Herzstillständen zuletzt während der Fußball-EM 2021. Mitten im Spiel brach der 29-jährige dänische Fußballer Christian Eriksen wegen eines Herzstillstandes zusammen.
Vor wenigen Tagen sprach er erstmals über diese Erfahrung. Eine Kombination aus Herz-Lungen-Massage und der Einsatz eines Defibrillators retteten sein Leben.
In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 65.000 Menschen ein solches Aussetzen des Herzens. Mehr als 90 Prozent von ihnen sterben daran.
Ob Betroffene überleben, hängt stark davon ab, was unmittelbar nach dem Anfall geschieht: Mit jeder Minute, die ohne Ersthilfe vergeht, steigt das Sterberisiko um bis zu 10 Prozent. Auf eine Herzdruckmassage dürfen Helfer laut Notfallmedizinern in keinem Fall verzichten. Ein Defibrillator kann zusätzlich hilfreich sein.
- Pressemitteilung der Firma Everdrone (2022): "For the first time in medical history, an autonomous drone helps save the life of a cardiac arrest patient"
- Pressemitteilung der Firma Everdrone (2020): "Autonomous drones are now delivering defibrillators to 80,000 residents in Sweden"
- Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (2021): "Plötzlicher Herzstillstand: 65.000 Menschen pro Jahr in Deutschland betroffen"
- Fachzeitschrift Resuscitation Vol. 148 (2020): "Survival after out-of-hospital cardiac arrest in Europe - Results of the EuReCa TWO study"