Gute Nachricht des Tages So müssen unsere Bäume nicht länger dursten
Der Schein trügt: Auch wenn Deutschland derzeit im Regen steht, leiden unsere Bäume unter Trockenstress. Und das schon seit Jahren. Ein neues Verfahren soll den grünen Riesen helfen.
Tief "Bernd" bringt vielen Regionen Deutschlands momentan sehr heftigen Regen. Dabei könnte man meinen, dass das doch wenigstens unseren Pflanzen – allen voran den Bäumen am Stadtrand, im Park oder eigenen Garten – hilft.
Nicht wirklich. Denn durch die vergangenen trockenen Sommer sind viele grüne Riesen so von Trockenstress gezeichnet, dass dieser Regen sprichwörtlich nur der Tropfen auf den heißen Stein ist. Die Klimakrise hinterlässt ihre Spuren.
Gute Nachricht des Tages
Doch es gibt gute Nachrichten, und die kommen von Biomechanikern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Sie haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Baumwurzeln in tiefere, feuchtere Bodenschichten gelockt werden. Damit sollen die Bäume widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise werden.
Der Hintergrund: Baumwurzeln wachsen normalerweise in die Richtung, in der sie am besten Feuchtigkeit aufnehmen – in die Tiefe. "Regelmäßiges oberflächliches Bewässern führt allerdings dazu, dass die Wurzeln Richtung Oberfläche gezogen werden, statt in die Tiefe, wo sie mehr Feuchtigkeit finden", erläutert Professor Claus Mattheck von der Abteilung Biomechanik am Institut für Angewandte Materialwissenschaften des KIT.
Anreiz nach unten zu wachsen
Wenn es längere Zeit nicht regnet, finden sie dort allerdings immer weniger Feuchtigkeit und zeigen Trockenstresssymptome. Deshalb haben sich die Wissenschaftler überlegt, wie sie den Baumwurzeln trotzdem einen Anreiz schaffen, tief nach unten zu wachsen.
Moderne Bewässerungsmethoden, zum Beispiel vertikal eingesetzte Rohre, bringen bereits Wasser in tiefere Bodenschichten und locken Wurzeln nach unten, wo die Erde nicht so schnell austrocknet. Doch das reicht nicht.
Mit Split gegen Trockenheit
Die KIT-Experten haben sich überlegt, wie sie die Bäume noch besser gegen Trockenheit wappnen können. Und zwar mit einer besonderen Mischung aus grobem Split und Terra preta. Das ist ein ursprünglich aus dem Amazonasgebiet stammender fruchtbarer schwarzer Boden.
Diese Mischung sollte sehr tief in den Erdboden versenkt werden. Das erreicht man zum Beispiel durch Bohren eines 20 bis 30 Zentimeter breiten Lochs. "Wir gehen davon aus, dass die Wurzeln der Bäume von der gut durchlüfteten, durch Verkehrsschwingungen kaum verdichtbaren und mit Terra preta angereicherten Splitsäule angelockt werden und diese zunehmend durchwurzeln", beschreibt Mattheck das Ziel des Verfahrens.
"Dauerhafte Bewässerung nicht mehr notwendig"
Die Experten erklären, dass sich dank des Splitzylinders die Wurzeln in der tiefen und feuchteren Bodenschicht auch außerhalb des vorgegebenen Zylinders breitmachen. "Eine dauerhafte Bewässerung ist dann nicht mehr notwendig", sagt Mattheck. Denn in der größeren Tiefe finden die Wurzeln auch bei Dürre mehr Wasser.
Mit der Methode kann man nicht nur alten Baumriesen helfen. Sie ist auch für Neupflanzungen verwendbar. Die Wissenschaftler schlagen dafür vor, den jungen Baum über mehrere Zylinder im Pflanzloch gleichsam auf Splitstelzen zu setzen.
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- Karlsruher Institut für Technologie (KIT): "Klimafester Baum" (Presseinformation)
- Mattheck, Claus u. a.: "Klimafester Baum?: Biomechanische Anpassung der Baumwurzel an den Trockenstress", IML GmbH, 2021